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Wiener Stimmung

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Zugeordnete Kategorien: Stimmen & Stimmungen

streichbass Profilseite von streichbass, 28.03.2006, 18:27:54
Wiener Stimmung
Hallo! Hat jemand von Euch schon Erfahrung mit Wiener Stimmung? (die für die u.a. Dittersdorf, Sperger und Vanhal geschrieben haben)
Also von unten nach oben F_-A_-D-Fis-A.

Ich habe jetzt einen Bass so besaitet und bin fasziniert, wie gut das klingt! Nun suche ich Tips und Erfahrungsaustausch.
makro Profilseite von makro, 29.03.2006, 08:46:50
Ich habe auch eines meiner Instrumente in Wiener Stimmung stehen, allerdings ist dies ein "Viersaiter" und steht somit in A_-D-Fis-A. Das ist nicht unbedingt optimal, da hier wiederum einige [wenige] Töne Oktaviert werden müssen, jedoch lässt sich das verschmerzen.

Im Hinblick auf die Konzerte von z.B. Dittersdorf oder Hoffmeister empfinde ich diese Stimmung als klanglich überzeugend und Musikalisch stimmig, so das ich diese Weke eigentlich nicht mehr auf dem Quartengestimmten Instrument spielen mag. Abgesehen davon sind die genannten Werke für die "Wiener Stimmung" konzipiert, also spricht einiges dafür diese auch in dieser Stimmung zu spielen.

Als Tipp möchte ich noch auf folgende Urtext-Ausgaben der Konzerte von Dittersdorf und Hofmeister Hinweisen:

K.D.v.Dittersdorf Konzerte 1&2 erschienen bei Yorke Edition, diese Ausgabe beinhaltet alle in der üblichen (Ortner bzw. Tischer-Zeitz) Ausgabe weggelassenen oder veränderten Passagen.

F.A.Hoffmeister Konzert, erschienen bei Henle, hier wird auch eine Stimme die für die Verwendung in "Wiener Stimmung" bezeichnet ist (Scordatura) mitgeliefert. Ansonsten eine empfehlenswerte Ausgabe in der bei Henle üblichen (hohen) Qualität.
Frank W Profilseite von , 29.03.2006, 15:14:28
Hallo!
Hab gerade einen Kurs bei David Siclair gemacht, eiem Spezialisten für Wiener Stimmung.
Die Konzerte der Wiener Klassik machen für mich nur in der Terz-Quart-Stimmung Sinn. Durch normale Stimmung wird man dem Klangverständnis dieser Stücke eigentlich nicht gerecht.
Im Grund finde ich die Ausgaben von Tobias Glöckler sehr gut, ich glaube sie sind eher als Einstiegshilfe zu verstehen. Toll wäre, wenn jeder Neuausgabe eines klassischen Konzertes ein Faksimile beiliegen würde.
David Sinclair hat übrigens eine CD mit Vahal, Pichl und Hoffmeister aufgenommen, die laut seiner Aussage im Mai rauskommen wird. Ich bin jedenfalls sehr auf den Geschmack gekommen.
Grüße
Frank
streichbass_ Profilseite von , 30.03.2006, 21:08:20
Hallo Frank, schön Dich hier wieder zu sehen. Ich war auch bei dem Kurs. Von der CD weiß ich ja gar nichts - die wird bestimmt hammermäßig gut.
Den Trumpf-Ausgaben von Vanhal und Dittersdorf liegt das Faksimile bei.
Ich konnte mit dem Dittersdorf-Konzert nie was anfangen, bis ich diese Noten gesehen hatte. Dann wußte ich plötzlich, WARUM nicht. Und von dem Tag an mochte ich das Stück.
Uwe Profilseite von Uwe, 31.03.2006, 09:52:26
Ich bin gerade dabei, etwas zu lernen - vorher hatte ich noch nie etwas von dieser Stimmung gehört.

Danke!

Uwe
Frank W Profilseite von , 05.07.2006, 15:23:30
Für alle, die sich für den Wiener Kontrabass interessieren ein Buchtipp: Josef Focht: "der Wiener Kontrabass" bei Schneider/Tutzing verlegt. Sehr interessant.
Frank
streichbass_ Profilseite von , 20.07.2006, 20:35:01
Dieses Buch ist in der Tat sehr gut! Als ich das erste Mal beim David zum Kurs war, ist Herr Focht dabei gewesen und hat es uns vorgestellt, bzw. Voträge gehalten.

Jetzt spiele ich das Quartett Nr 2 von Franz Anton Hoffmeister in Terz-Quart-Stimmung. (Konzert am 29.07.2006 in Plau am See) und bin begeistert, wie´s auf einmal KLINGT!
Jörn Profilseite von , 21.07.2006, 15:55:17
Liebe Wiener,

bei mir sieht's so aus wie bei Uwe. Könnt Ihr einem Außenstehenden erklären, worum es überhaupt geht, bzw. worüber Ihr Euch unterhaltet? A_-D-Fis-A ist D-Dur. Sind solche Stücke dann in D? F_-A_-D-Fis-A sagt mir höchstens als D#9 etwas.

???
Jörn
alfred Profilseite von , 21.07.2006, 16:32:25
endlich müssen wir nicht mehr jedes Stück in E-Moll 7/4 spielen !
streichbass_ Profilseite von , 21.07.2006, 20:25:05
Okay, für die Außenstehenden: Zwischen ungefähr 1750 und ca. 1800 hat man, vor allem eben im Wiener Raum, die Kontrabässe mit 5 Saiten bezogen und von unten nach oben F_-A_-D-Fis-A gestimmt. Jörn, Du hast gut erkannt: das ist D-Dur und so kam es, daß fast alle klassische Kontrabassliteratur in D-Dur steht. Es gab in diesen Jahren einen regelrechten Boom von solistischer Kontrabassmusik, mit Abstand das Meiste komponiert von Johann Matthias Sperger. http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Matthias_Sperger Auch das bekannte Konzert von Dittersdorf und das von Vanhal wurden in Wiener Stimmung gespielt. Heute mühen sich die meisten Kontrabassisten, diese Werke auf dem normalen Viersaiter zu spielen, was nur bedingt möglich ist, viel Arbeit macht und bei weitem nicht so gut klingt wie das Original.
Ste-Fan Profilseite von Ste-Fan, 09.05.2008, 16:32:44

 Zur Saitenanzahl: Ich lese zum ersten mal von der Wiener Stimmung in Verbindung mit 5 Saiten. Rührt das von der Viola da Gamba her oder ist das nachträglich (mit Einführung der 5-Saiter ins Orchester) eingeführt worden?

bassknecht Profilseite von bassknecht, 10.05.2008, 00:48:45

Die fünfte Saite wurde von Richard Wagner gewünscht, da er eine komplette Oktaviermöglichkeit zu den Celli haben wollte. Aus dem Grunde wurde diese tiefe fünfte Saite auf Kontra C gestimmt und nicht auf Subkontra H wie es oft gemacht wird um eine durchgängige Stimmung in Quarten zu erhalten - was für Griffschemata die man bei Improvisationen gebrauchen kann ganz praktisch ist.  Da Wagner chronologisch nach der Wiener Klassik agierte und die  fünfte Saite der Wiener Bässe gar nicht so tief war, würde ich sagen, dass bei der Wiener Stimmung eher noch die Violonen Pate gestanden haben.

Neuester Beitrag Ste-Fan Profilseite von Ste-Fan, 11.05.2008, 17:28:33

 Ist das denn Fakt, dass zur Spielzeit der Wiener Stimmung 5-Saiter in Gebrauch waren? Ich habe es hier an dieser Stelle wirklich zum ersten mal gelesen. Kann mir denn jemand etwas aus der Fachliteratur zitieren? Wenn ich es recht in Erinnerung habe, wird auch im Planyawsky (ich habe das Buch leider nicht in meinem Besitz) nur von einer viersaitigen Stimmung gesprochen. Oder meinst du, dass zu Wagners Zeiten die Wiener Stimmung noch Usus war und demzufolge das tiefe F hinzugefügt worden war?

Hen Profilseite von Hen, 08.05.2008, 13:50:09

Ein altes Thema zwar aber dazu eine neue Frage:

Ich möchte demnächst Vanhal spielen. Lohnt es sich meinen 4-Saiter mit Wiener Stimmung zu beziehen, halt aber nur 4 Saiten und nicht 5. Muss ich dann ach Töne oktavieren? Und welche Saiten müssten ich dafür benutzen? A und D Orchesterstimmung, F# als G-Saiten nur tiefer gespielt und A dann durch eine Solosaite?

 

streichbass_ Profilseite von , 08.05.2008, 14:32:08
Ja, das lohnt sich unbedingt! Die tiefste Saite brauchst Du für Vanhal nicht unbedingt.
So wie Dus beschreibst, kannst Dus machen, oder Du nimmst spezielle Dicken. Willst Du Darm spielen? Oder Chromstahl?
Hen Profilseite von Hen, 08.05.2008, 23:04:13

@ streichbass

hmmm, das ist eine gute Frage. Ich spiele momentan beides, deswegen ist das schwer für mich zu beantworten. Auf meinem "Streichbass" spiele ich zur Zeit Permanent. Ich mag die Saiten sehr wegen ihres weichen Klanges. Auf meinem "Jazzbass" spiele ich Darm, einmal Oliv komplett (obwohl ich aber doch wieder zur Kombiantion mit E&A Obliagto zurückgehen muss. Oliv ist zuuuuu dumpf in der tiefe).

was würdest du denn empfehlen? Also ich streiche Stahl schon lieber als Darm, aber ab und zu mach ich das ja auch mit dem anderen Bass und deswegen ist es jetzt nicht unmöglich für mich (auch wenns was völlig anderes ist). Was ist denn authentischer?

Meine Klangvorstellung ist mir da auch nicht so genau klar. Auf der einen Seite möchte ich natürlich eine Interpretation spielen die schon am Original ist. Anderseits spiele ich aber auch gerne einen modernen, zeitgemäßen Klang. Diese "Alte Musik" Schiene ist auch nicht wirklich mein Fall. Bisher habe ich mich einfach an einen samtig weichem aber durchsetzungfähigen Klang orientiert. Aber mir fehlt da aber einiges an Efahrung.

streichbass_ Profilseite von , 09.05.2008, 00:37:53
Authentisch ist auf jeden Fall Darm Die Stärken müßte ich jetzt nachschlagen.
Aquila sind gut, zur Not auch Pirastro Chorda.
In manchen Bereichen klingts aber mit Stahl besser.
Die Oliv würde ich gerne mal ausprobieren -> zu teuer.
streichbass_ Profilseite von , 09.05.2008, 00:40:36
Im September spiele ich wieder Hoffmeister - in Leipzig und Güstrow und mit "Wiener Viersaiter"!
Frank W Profilseite von , 09.05.2008, 15:21:16
Hallo streichbass, auf www.kontrabass-kaleidoskop.de unter Medien/Videos/Abschlußkonzert kannst du mich Sperger in Wiener Stimung spielen hören und sehen. Schade, daß du nicht in Michaelstein warst, es grüßt herzlich Frank
Ste-Fan Profilseite von Ste-Fan, 09.05.2008, 16:29:18

 Na, das ist doch mal etwas erfreulich Konkretes und wirft bei mir weitere Fragen auf:

Ist der Bogen so schwer wie er aussieht?

Wie sind die Bünde befestigt und aus welchem Material sind sie?

Wird diese Sonate von Bässen in Quartstimmung mit dem gleichen Notenmaterial gespielt? Irgendwie klingt die Sonate so bekannt und dann doch wieder nicht....womit ich nicht den kompositorischen Wert meine ;-)

Frank W Profilseite von , 09.05.2008, 22:17:45
Hallo Ste-Fan,

der Bogen in meinem Fall sogar etwas leichter als ein "normaler". Er ist aus Eibe und spielt sich sehr angenehm, da er durch den größeren Abstand zw. Stange und Haaren sich schön elastisch anfühlt. Bögen könne aber auch aus anderen, meist einheimischen Hölzern gemacht werden.
Die Bünde sind aus Darm und werden fest geknotet.

Die Sonate ist im Original für Bass und Viola. Da ich keinen Bratsche hatte,haben wir aus der Bearbeitung von Trumpf die Cembalostimme genommen. Ich selbst habe aus einem Faksimile aus der Landesbiblothek in Schwerin gespielt, wo der gesammte Sperger Nachlaß liegt.
In der Ausgabe für Quartstimmung von Trumpf sind viele Änderungen vorgenommen worden. Die Noten aus dem Nachlaß von Sperger sind meistens sehr gut zu lesen und du kannst sie dir als pdf. für 25 cent pro Seite in Schwerin bestellen.
Hen Profilseite von Hen, 09.05.2008, 07:45:36

 Puhhh, die Chorda zu streichen ist der blanke Wahnsinn. Das habe ich einaml versucht und bin kläglich gescheitert. Oliv sind ziemlich gut, aber sehr teuer, das stimmt natürlich. Mir schmerzt auch jedes Mal das Herz bei den Beträgen ... 

Leipzig und Güstrow sind leider ein bissle zu weit sonst wäre ich gerne mal vorbeigekommen.

Ich werd mir auf jeden Fall diese Wiener Stimmung noch durch den Kopf gehen lassen. Vielleichts probier ichs erst mal mit Permanent und schau mal dann weiter. Aber danke für die Infos!

Ach und Thema Oliv: Brauchst du zufällig ne E&A Oliv? Ich habe 2 zu verkaufen, die sind genau eine Woche alt auf meinem Bass. Kommen bei mir runter weil sie zu dick sind zum jazzen.

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