Hallo Frank,
leider kenne ich das Buch mit den Transkriptionen nicht. Hätte ich vielleicht sagen sollen.
Ich würde die Frage ob selber raushören oder Rückgriff auf Transkriptionen eher undogmatisch sehen. Selber rausschreiben kann sehr arbeitsintensiv sein, und auch frustrierend, da bei dieser Musik der Bass ja nicht immer gut zu hören ist. Ich finde den Rückgriff auf Transkriptionen OK, wobei die natürlich nicht ersetzen, sich mit der Musik auseinanderzusetzen. Kommt natürlich drauf an, wie hoch deine Ambitionen sind. Aber selbst ein Freund, der sich entschied Jazzprofi zu werden und mittlerweile recht gut ist sagte mir, dass es auch eine Typ-Frage ist. Manchen liegt es, viel zu transkribieren, anderen weniger.
Kommentar an Horst: Das ist ja alles nicht falsch was du sagst, aber durch Basslinien transkribieren allein lernt man z.B. nicht unbedingt zu swingen. Wie du sagst, gehört da shcon der Versuch zu, das Feeling nachzuahmen. Und ob das jetzt, gerade bei Walkinglinien, unbedingt über eine notengenaue Reproduktion passieren muss, da kann man drüber streiten. Was anderes ist dann schon die Phrasierung beim Solo. Und was Verzierungen (Rakes, dead notes usw) angeht, ich denke da muss man sich das Prinzip mal zeigen/erklären lassen, sonst wird das mit der Rausschreiberei eh nichts.
Des weiteren sollte man nicht erwarten dass Transkriptionen auch stimmen. Beispiel: Die Bass-Linien von Tyrone Wheeler auf Vol. 54 von Aebersold gefielen mir gut, also Heft bestellt und war ein ziemlicher Griff ins Klo. Der Typ der es rausgeschrieben hat war wohl bekifft. OK, die Grundlinien stimmen schon, aber die rhythmischen Verzierungen (welche ja die Schwierigkeit sind), das ist zum Teil wirklich voll daneben.
Frank: um auf dein Anliegen zurueckzukommen, ich denke dass die Kind of Blue eigentlich eher ganz gut geeignet ist, um selber zu transkribieren. Hilfreich ist ein CD-Spieler mit dem man "A"-"B" Markierungen setzen kann, die dann als Schleife laufen. Sowie viel Geduld. Mache viele Pausen (die Hörfähigkeit ermüdet leicht). Und sei nicht frustriert wenn du beim Wieder-Anhören nach einer Woche oder so in deiner Transkription Fehler entdeckst - ganz normal am Anfang.
Armin