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Ratloser Profilseite von , 14.11.2005, 02:00:44
Reparatur contra Neukauf
Liebe Bassistengemeinde,

gestern ist es bei einer Mugge passiert - der GAU!

In einer engen Kneipe sollte nach einer ansonsten sehr gut gelaufenen Mugge noch eine Session steigen. Der Gast-Gitarrist greift nach einer der Gitarren und kippt dabei meinen Bass mitsamt Ständer um, auf den anderen Gitarristen. Ein kurzes, hölzern-schmerzhaftes Krachen. Der Hals war aus dem Korpus geknallt. Die Mugge gelaufen...

Nach dem ersten Schock nun die Aufarbeitungsphase. Einziger schwacher Trost - Es hat nicht meinen Rubner getroffen, sondern meinen \\\\\\\"alten\\\\\\\" 2/4 Sperrholzbass. Den hatte ich aber erst vor einem halben Jahr vom Instrumentenbauer überholen lassen (Ebenholzgribrett abrichten, höhenverstellbarer Steg...) Nun der (wahrscheinliche) Totalschaden.

Jetzt meine Frage: Lohnt sich überhaupt der Gang zum Geigenbauer? Hat jemand von euch Erfahrung, ob so ein Schaden unter Berücksichtigung auf wirtschaftliche Vernunft zu reparieren ist? Mein Basslehrer meinte, daß selbst für den Fall einer erfolgreichen Reparatur für immer an der geleimten Stelle eine latente Sollbruchstelle besteht. Zumal ich den Bass oft zum slappen nehme. Außerdem sind wohl dann die Schwingungseigenschaften an dieser Stelle nicht mehr so gut wie vorher. Das ist aber vermutlich bei einem Instrument dieser Preiskategorie nicht so ausschlaggebend.
Ein neuer, vergleichbarer Bass wird mit Einrichten sicher das doppelte gegenüber der Reparatur kosten.
Dazu kommt die emotionale Seite, daß ich meinen liebgewonnenen Bass einäschern müsste.

Was tun?
bigintelligence Profilseite von bigintelligence, 14.11.2005, 08:47:32
Wenn der Hals komplett an den Leimstellen rausgegangen ist, sollte das nicht so schlimm sein, ansonsten würde ich sowieso erst mal den Geigenbauer draufschauen lassen, der kann Dir dann schon in etwa den Reparaturaufwand und Erfolg mitteilen. Für den entstandenen Schaden muss doch auf jeden Fall der "Gastgitarrist" mit seiner Haftpflichtversicherung eintreten.

Gruß
Hans
jonas Lohse Profilseite von , 14.11.2005, 10:45:43
Selbst wenn der Halsfuß dabei gebrochen sein sollte, gibt es für "Billigheimer" einige unkonventionelle Methoden, dass billig und dauerhaft zu reparieren. Methoden, die man bei teuren Bässen nicht unbedingt anwenden würde, also Schraube rein oder so ...
Uwe Profilseite von Uwe, 15.11.2005, 06:22:13
Es gibt auch den "Trick" (Heiner Windelband hats mal bei meiner gebrochenen Schnecke gemacht), die beiden getrennten Teile zu leimen und zusätzlich mit Holzgewinde zusammenzuzwingen - etwa 12 mm im Durchmesser, wenn ich mich recht erinnere. Holzgewinde hat ziemlich hohe Flanken, kann also ordentlich Kraft aufbringen: dafür ist die Anzahl der tragenden Gewindegänge nicht so groß wie bei einer Schraube aus Metall.

Wenn man nicht genau hinsieht, fällt die Reparatur mit diesem Gewindestift aus Holz überhaupt nicht auf, sie hat sich seit etwa sieben Jahren bewährt.

Uwe
Nicht so dramatisch Profilseite von , 14.11.2005, 14:21:25
Hab sowas auch mal an`nem Sperrholzbass gehabt, hab`nen Kumpel,der ist Tischler...haben wir zwei fette Spax-Schrauben reingesetzt,dazu ordenlich Holzleim,das alles mit bißchen Ruhe schön gemacht...dann geht das wieder.Bei teuren Vollholzbässen für Klassik oder so,da sind diese brachialen Methoden nicht unbedingt ratsam,aber für unsere Rockabilly-Slap Geschichten auf meist günstigen Sperrholzbässen geht das allemal.Ich höre bei meinem Bass absolut keinen Klangunterschied zu vorher...
bigintelligence Profilseite von bigintelligence, 14.11.2005, 16:52:51
So radikal würde ich selbst mit einem Sperrholzbass nicht umgehen (da gibt's doch gerade für Jazz ganz fantastisch klingende Exemplare), auch keinen Kaltleim, dann ist das Ganze für ewig vermurkst und irreparabel; wie gesagt, fragen beim Geigenbauer kost nix (die haben so was und noch krassere Schäden schon 1.000x fachmännisch repariert) und macht Dich um eine Erfahrung reicher - so teuer kann das ganze ja dann auch nicht sein.
AlexderK Profilseite von AlexderK, 14.11.2005, 22:36:01
Hallihallo ratloser Kollege!

Ich muss erst mal deinem Basslehrer beipflichten (hoffe ich lieg nicht vollkommen falsch, ansonsten weist mich bitte zurecht!):

Wenn der Geigen/Bassbauer das repariert (günstig wird das wohl nicht sein, unzuverlässige schätzung: 500-700 Euronen, aber noch immer viel billiger als ein halbwegser bass) wird er dir den Hals wieder mit Knochenleim einleimen. Das heißt das er voraussichtlich wieder an seiner Sollbruchstelle bricht (also wieder ausm Korpus kommt).

Oder wenn der alte Leim nicht gut war: er bricht (gottbehüte dass es überhaupt nochmal passiert) an der eigentlichen Sollbruchstelle die er sowieso irgendwo im Hals hat. Da brauchts keine Schrauben, denn wenn du unfachmännisch reparierst wird dir der Hals an einer anderen Stelle brechen die viel schwieriger zu reparieren ist.

Dann wird dein Bass wie früher sein, vielleicht findest ja einen netten Geigenbauer der dir das halbwegs günstig macht.

Außerdem: Den Schaden zahlt dir die Haftpflicht/Haushaltsversicherung des Gitarristen sicher, da er nicht drauf gespielt hat und es ein Unfall war. Also ist die Reparatur sowieso gratis (für dich). Kann ich aus Erfahrung sagen....


Sei nicht ratlos, viel glück!

Alex
Neuester Beitrag Ratloser Profilseite von , 16.11.2005, 03:46:48
Liebe Kollegen,

danke für die zahlreichen, aufmunternden Beiträge zu meiner Anfrage. Einmal mehr ein Beweis, wie wichtig und unbezahlbar dieses Forum ist, in dem unabhängige und kompetente Bassisten ihre Meinungen und Erfahrungen zu Kontrabass-spezifischen Themen austauschen können!

Jedenfalls habt ihr mir wieder Hoffnung gemacht, so daß ich gestern zu einem Geigenbauer vor Ort gefahren bin. Er sagte, daß so ziemlich alle Kontrabass-Unfälle mit einem Halsbruch einher gehen. Dies wurde mir auch bewußt, als ich die beiden Bruchstücke transportierte. Der Hals mit dem Ebenholzgriffbrett ist mindestens genauso schwer, wie der Korpus. Dazu kommt die Zuglast der Saiten...

Der Hals meines Basses war durch den Aufprall seitlich herausgebrochen. Gott sei Dank aber größtenteils an den Leimstellen. Kritisch allerdings ist, daß der Überhang des Bodens mit weggebrochen d.h. am Hals geblieben ist. Dieser kleine, mit dem Hals verleimte Überhang hat nämlich die Aufgabe, der Zuglast der Saiten entgegenzuwirken. Eine durch den hinteren Teil des Halsfußes in den Korpus geführte Schraube soll nun diese Funktion übernehmen. Ansonsten läßt sich der Hals wieder "normal" einleimen.

Ich habe den Geigenbauer instruiert, daß er auf die optischen Details der Reparatur keinen großen Wert legen muß. Er gab die Kosten der ganzen Aktion (mit Aufspannen der Saiten und justieren von Steg und Stimmstock) mit 120 Euro an. Allerdings wird es mind. 2 Wochen brauchen, bis ich denn Bass abholen kann, da er noch viele andere Aufträge abarbeiten muß.

Auf alle Fälle werde ich versuchen, daß die Kosten von der Versicherung des Verursachers übernommen werden. Über den Erfolg der Reparatur werde ich mich demnächst an dieser Stelle wieder äußern.

Nochmals besten Dank an Euch!
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