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Wenn sich mitten im Konzert eine Saite verabschiedet - was tut ihr dann ?

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Zugeordnete Kategorien: Saiten

Claudia Profilseite von , 23.06.2016, 08:36:42
Wenn sich mitten im Konzert eine Saite verabschiedet - was tut ihr dann ?

Guten Morgen

Ich durfte gestern ein tolles Kontrabass-Ensemble+Tuba Konzert anhören, das gleich mal wieder eine neue Frage aufgeworfen hat.

Was macht ihr, wenn euch mitten unterm Spielen eine Saite "reisst". So gesehen nämlich gestern. Plötzlich hing bei einem Bass die G Saite völlig unmotiviert und ohne Spannung runter. Und zu meinem großen Erstaunen hat der Bassist sowohl das Stück als auch die darauffolgenden 2 Stücke mit nur 3 Saiten weitergespielt.

Und nun grübel ich, wie er das wohl gemacht hat. Könnt ihr als Profis den Verlust der G Saite spontan komplett auf der D Saite ausgleichen ? Mir ist nur aufgefallen, dass er dann sehr viel in Daumenlage gespielt hat, obwohl die Tutti Bässe sonst eher in den tieferen Lagen waren.

Ansonsten bleibt ja nur oktavieren oder alles auf der fehlenden Saite einfach auslassen - aber das fällt bei 10 Bässen wahrscheinlich auf ?

Viele Grüße Claudia

midioma Profilseite von midioma, 23.06.2016, 10:26:09

Vermutlich hat er alles eine Quarte höher auf der nächstniedrigeren Saite gespielt. Wenn man fit genug ist das spontan zu können ist das gar nicht so schwer.

Schlimmer wäre es gewesen, wenn eine der mittleren Saiten gerissen wäre. Da wären entweder ständig heftige Lagenwechsel fällig gewesen oder man hätte versuchen müssen das meiste auf zwei Saiten zu spielen und viel auf einer Saite herauf und herunterzuklettern. Da könnte es dann sein, dass man das eine oder andere oktaviert, ausläßt oder notfalls auch das Stück bei der nächsten sinnvollen Stelle, ggf. auch direkt, abbricht. 

Das alles natürlich bei ausschließlich oder schwerpunktmäßig ausnotierter Musik mit individuellen Stimmen für jedes einzelne Instrument. Im Orchester mit vielen Bässen wird man möglicherweise einfach Stellen auslassen, das fällt akustisch kaum auf und wirkt optisch besser als in höherer Lage zu spielen.

Bei im wesentlichen improvisierter Musik (harmonischem oder frei) kommt man besser zurecht und wird mindestens das Stück zu Ende spielen. Wenn möglich auch bis zur Pause bzw. dem Konzertende. 

Claudia Profilseite von , 24.06.2016, 08:39:00

Danke für die ausführliche Antwort ! :-)

Tobias_ Profilseite von sluport, 23.06.2016, 22:53:00

Stimmt, war ein tolles Konzert. Das ist dann wohl in der zweiten Hälfte passiert (musste leider früher weg), oder ich habe es nicht bemerkt. Ist die Saite wirklich gerissen? Ich habe noch nie gehört, dass eine unbeschädigte (Stahl)Saite einfach so gerissen ist. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass die Saite vielleicht vom Steg gerutscht ist, z.B. nach einem kräftigen Pizzicato. Wobei auch das sehr unwahrscheinlich ist.

midioma Profilseite von midioma, 24.06.2016, 00:49:59

Ist einem Kollegen (Pultnachbar) in einer Probe so gegangen. Saite war eine Helicore, weiß aber nicht mehr welcher Typ. Wenn ich mich recht erinnere war das eine D-Saite.

Bei einer hohen C-Saite ebenfalls mit Stahlkern ist mir das auch schon passiert, aber laut Händler ist das bei diesem Saitentyp, der inzwischen eingestellt wurde häufiger passiert. Selbst bei einer Spiro Mittel 4/4 E-Saite ist mir das schon passiert, aber die könnte eingeklemmt gewesen sein.

Das hängt von der Belastbarkeit und Korrosionsfestigkeit und nicht zuletzt auch der Materialermüdung ab. 

Claudia Profilseite von , 24.06.2016, 08:44:40

Ja, war in der zweiten Hälfte kurz vor Schluss mitten in einem Stück.

Die Saite ist jetzt nicht mit "Peng" gerissen, wie man es z.B. von den hohen Gitarrensaiten kennt, sondern war noch ganz, aber hing total durch. Wie wenn man Saiten wechselt und grad erst anfängt mit aufkurbeln. Wenn ich das richtig gesehen habe, hatte der Bass Belcanto Saiten drauf. (Waren zumindest unten alle 4 orange umwickelt und so sehen meine Belcantos auch aus).

Uli Profilseite von Uli, 24.06.2016, 19:00:20

Meine Eudoxas sind mir schon oft gerissen- immer im Wirbelkasten- aber glücklicherweise noch nie bei einem Auftritt. Für den Fall habe ich einen alten Satz Spirocore dabei, von dem ich dann die ein Saite aufziehen würde. Ich weiß, das paßt nicht so. Wichtig: Stets dabei ist eine Saitenkurbel!

Claudia Profilseite von , 24.06.2016, 08:58:07

Da fällt mir dann gleich noch eine passende Frage ein...

Habt ihr bei Auftritten dann immer einen Ersatzsaitensatz dabei ?

Für die Gitarre hat mein Lehrer immer drauf bestanden, dass ich mind. einen kompletten Ersatzsatz parat habe, aber die haben ja auch grad mal 20 DM gekostet. (Was für mein Taschengeld immer noch viel war. ;-) )

Aber KB-Saiten sind ja dann doch eine andere Preisklasse...

midioma Profilseite von midioma, 24.06.2016, 09:36:19

In der Regel schon. Mein Pultnachbar hatte keine dabei, aber ich schon, so daß ich ihm eine von meinen Reservesaiten geliehen habe.

Das müssen aber keine neuen Saiten sein. Ideal wären natürlich eingespielte Saiten vom gleichen Typ, für Solisten empfehlenswert, aber für Orchester tut auch ein älterer Satz Satz Saiten, den man aus klanglichen Gründen abgelegt hat. Als Jazzer mit solistischem Anteil hängt man dazwischen, da sollte der Klang zumindest ähnlich sein. Die Zugkraft der Saite möglichst auch.

Wenn Deine Saiten also in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht reißen und Du bei Belcantos bleiben möchtest, dann hast Du eine Reserve sobald dann neue Saiten fällig werden.

Wenn Du Spirocore hättest, sähe das anders aus, die sind dann erst eingespielt wenn andere ihren Charme bereits verloren haben, so ca. ein Jahr bei Amateuren, und gut zehn Jahre können da ins Land gehen bis man die ersetzen will. 

Das Reißen der Saite kann aber auch an falscher Handhabung liegen. So darf die auf den Wirbel aufgewickelte Saite nicht die Wirbelkastenwand berühren und die Kerben in Obersattel und Steg müssen weit genug sein. Zu hoch stimmen sollte man die Saite auch nicht (maximal einen halben Ton).

Durch den Verstoß gegen diese Regeln habe ich zwei weitere Saiten reißen lassen. 

Die Kanten der Kerben am Steg und die obere Kante des Obersattels sollten abgerundet sein um scharfe Knicke der Saite zu vermeiden. Das tut den Saiten auf Dauer nicht so gut. Das kann man auch mit den Oberkanten der Schlitze im Saitenhalter machen.

Stahlkernsaiten sind aber in der Regel recht robust und können einiges ab. 

Dass die Saiten nicht durch die Gegend fliegen liegt an der Umwicklung. Die gesamte Zugkraft muss der Saitenkerns tragen, die Umwicklung dient nur dazu Masse hinzuzufügen und die Saite möglichst flexibel zu lassen. D.h. das Dehnen der spiralförmigen Umwicklung(en) bremst die gerissenen Saitenkernteile. Eine gerissene nackte Darmsaite kann also durchaus durch die Gegend fliegen, aber da sind die Zugkräfte nur ca. 2/3 so groß wie die typischer Stahlkernsaiten.

badbone Profilseite von badbone, 28.06.2016, 12:21:33

Auf grundtönen und quinte weiterspielen. Ich habe immer ersatzsaiten dabei. Man wechselt über die jahre ja doch mal die saite und dann hebe ich mir immer mal ein paar alte für den notfall auf. Seit ich allerdings gutalike saiten nutze, ist mir noch nie eine saite gerissen.

Schlimmer finde ich die situation wenn der steg umkippt und dann zu allem überfluß noch der stimmstock im korpus herumrollt. Oder sich der hals vom korpus löst und ich einen halben bass habe. Alles schon erlebt, zum glück konnte ich dann immer einen bass von einer anderen band leihen. Ansonsten habe ich für solche Fälle mittlerweile eine bassukulele oder einen eub dabei.

Neuester Beitrag LowB Profilseite von LowB, 21.07.2016, 12:24:56
Man spielt normal weiter, gibt dem Roadie ein Zeichen und der wechselt, während man gelassen weiterspielt, die Saite aus. So mal bei einem Rock-Konzert mit E-Baß, G-Saite gerissen, gesehen. Glaube aber, daß das ein gewollter Showeffekt war... Also: Ersatzsaiten und Roadie nicht vergessen. (Keine Smilies mehr da?)

Grüße, Thomas
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