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Zugeordnete Kategorien: Bassbau
Liebe Gemeinde,
ich spiele gerade einen neuen 5-Saiter mit Zederndecke und Pappelboden/Zargen zur Probe. Der Bass klingt unheimlich gut, ist laut, tief und dabei dennoch definiert. Ich habe mich schon fast entschieden.
Pappelböden und -zargen sind zwar nicht so häufig, aber doch gebräuchlich (Holzlechner etc.).
Zederndecken hingegen kenne ich nur von Gitarren. Ich stelle mir daher die Frage, wie sich so eine ungewöhnliche Holzkombination in der Zukunft wohl entwickeln wird. Von den herkömmlichen Ahorn/Fichtenbässen nimmt man ja an, dass sie über die Zeit hinweg immer besser werden und (bei entsprechender Pflege) auch die Ur-Urahnen noch mit Freude erfüllen können - vielleicht sogar mit noch mehr Freude, als den heutigen Besitzer. Ich habe aber noch nie von einem (sehr) alten Bass mit Zederndecke gehört.
Sind vielleicht jemandem alte Bässe mit Zederndecke bekannt?
Oder gibt es vielleicht aus anderen Quellen gespeiste Meinungen und Ansichten zur Dauerhaltbarkeit und Klangentwicklung von Zederndecken bei Bässen?
Ich bin für Rückmeldungen sehr dankbar.
Bässter Gruß
Phil
Naja, der Google findet zur Entwicklung der Hölzer ja schon was:
http://www.artesanoguitars.com/know-how/detailansicht/datum/2010/08/17/zederndecke-oder-fichtendecke-was-ist-der-unterschied.html
Wenn der Bass gut klingt, würde ich Ihn kaufen und nicht darauf zählen, das einer mit Fichtendecke in 100 Jahren eventuell mal besser klingt.....
Grüßle,
Jens
Fichte ist nicht umsonst das meistgewählte Holz, sie altert und reift.
Zederndecken gibts oft bei Gitarren, speziell Flamenco. Zeder klingt sofort, reift aber weniger gut. Ich kenne zufällig einen alten Pöllmann, welcher eine Zederndecke hat. Die Decke hat nach 40 Jahren unzählige Risse, senkt und hebt sich stark. Das kann natürlich ein Einzelfall sein.
Pappel hingegen ist häufig und eigentlich problemlos. Alles eine Frage des Alters des Basses und des Preises...
Fichte und Zeder gehören zu den https://de.wikipedia.org/wiki/Kieferngew%C3%A4chse wobei Zeder etwas dunkler in der Farbe ist. Zeder ist etwas weicher und leichter und sollte daher etwas dicker als Fichte verarbeitet werden. Jose Ramirez III und Manuel Rodriguez und einige andere spanische Gitarrenbauer verwendeten ab den 60er Jahren oft Zederndecken für Klassik-Gitarren und eher weniger für Flamencogitarren (sorry, Alex) da das unter Flamencos gewünschte Klangverhalten der Gitarren mit Fichtendecken leichter zu erreichen ist.
Zu dünn gebaute Zederndecken altern/verfallen viel schneller als vergleichbare Fichtendecken, wenn die Zederndecken dick genug gebaut sind reifen sie genauso gut wie Fichtendecken.
Heute gibt es alle Gitarrentypen wahlweise mit Zedern- oder Fichtendecken - ist halt Geschmacksache, beide Hölzer haben sich durchgesetzt. Wobei ich hier nochmal bemerken möchte das die beiden Hölzer sehr eng verwandt sind und es natürlich auch weiche Fichtendecken und härtere Zederndecken gibt.
Ganz pauschal gilt (Ausnahmen gibt es immer) mit Zederndecken kann man sich die Einspielzeit tatsächlich sparen, das Instrument passt sich aber im Laufe der Zeit nicht so gut an den Spieler an wie ein Instrument mit Fichtendecke.
Über die Haltbarkeit von Zederndecken kann man wohl erst in ein paar hundert Jahren etwas sagen, bei Fichtendecken sind locker dreihundert Jahre möglich (siehe alte Geigen und Kontrabässe) und bei Zederndecken müssen wir mit verschämten "bisher mindestens 60 Jahre" antworten. Bei Carbonbässen sind es bisher nur "einige Jahre" - das Material wird noch nicht so lange für Bassdecken verwendet.
Fichte wird schon seit Jahrhunderten als Deckenholz verbaut, wie Kontrabassdecken aus Sperrholz, Carbon, Aluminium oder Zeder in ein paar hundert Jahren klingen, wissen wir noch nicht.
Wer weiß, vielleicht ist in ein paar hundert Jahren Zeder das favorisierte Holz für Kontrabassdecken.
Phil, ich würde es an Deiner Stelle machen.
LG Jan
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen!
Es gibt zu diesem Thema in der Tat viele Zitate aus dem Bereich Gitarre. Unter anderem wird bei Gitarren auch auf eine geringere Haltbarkeit von Zederndecken verwiesen (hier war die Rede von 50 Jahren vs. 100 Jahren bei Fichtendecken). Danke Jens für eines der Zitate.
Gitarrendecken sind aber sehr dünn, plan gearbeitet und dann mit vielen Balken versehen. Eine Kontrabassdecke hingegen deutlich dicker, ausgeformt und nur durch Bassbalken und Stimmstock unterstützt. Ich war mir daher nicht so sicher, inwieweit die Erkenntnisse aus dem Gitarrenbau auf den Kontrabass übertragbar sind. Daher auch meine Frage, ob es explizite Erfahrungen mit Zederndecken beim Kontrabass gibt.
Danke Alex für Deinen Erfahrungsbericht mit dem alten Pöllmann. Ist das Heben und Senken eine Frage der Temperatur/Luftfeuchtigkeit, oder tritt es einfach so auf? Oder meintest Du, dass sich die Decke in sich selbst verwunden hat? Kannst Du was zu dem Klang sagen? Risse stören mich nicht unbedingt, solange der Bass gut klingt (auch wenn man dann irgendwann durch die Belegung der Risse faktisch eine Sperrholzdecke hat...).
Wahrscheinlich kommt es am Ende aber immer auf das jeweilige Stück Holz und dessen Verarbeitung durch kundige Hände an. Vielen Dank Jan, für Deine sehr positive Einschätzung in diese Richtung. 60 Jahre Haltbarkeit werden für mich wohl reichen und als Altersvorsorge war der Bass ohnehin nicht gedacht. Auf die Einspielzeit kann ich auch gern verzichten und es ist für mich angenehm, bereits beim Kauf zu wissen, wie der Bass klingt. Vielleicht wird er ja doch noch ein bisschen besser....
Bässter Gruß
Phil
Von Musima gab es in den 1990ern halbmassive Bässe mit Zederndecke. Heiner Windelband hat damals einige von denen verkauft – frag ihn doch mal, ob er von den Bässen nochmal welche wiedergesehen hat.
jonas
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