Hallo Mr. Bassbube,
vorab: ich wuerde mich als mittelguten Amateurbassisten bezeichenen, mit Interessen Jazz und (neuerdings) Improvisierte Musik. Ich kann dir versichern, dass du auch ohne Profiambitionen (und entsprechenden Uebungsaufwand) Fortschritte machen kannst. Geht halt alles langsamer, und es gibt natuerlich technische und musikalische Grenzen, die fuer Amateure schwer zu ueberwinden sind. Wichtig sind Geduld und ein konstantes und gezieltes Arbeiten an deinen Chops.
Ich finde es ganz sinnvoll, Technik und Improvisation getrennt zu ueben. In Sigi Buschs Bassschule steht dazu einiges unter 'eigenes Uebungskonzept'. Bei technischen Uebungen geht es darum, Schwierigkeiten zu identifizieren und dann isoliert und gezielt anzugehen. Anregend fand ich hierzu auch ein Video von Gary Peacock (irgendwas mit Solo-Bass, erschienen bei Homespun Video), wo er sehr lange auf koerperlichen Aspekten rumreitet, d.h. Lockerheit erreichen durch Selbstbeobachtung, Identifizieren der Verkrampftheiten, dann einfach loslassen.
Wahrscheinlich wird ein guter Klassik-Lehrer aehnliches erzaehlen.
Beim Thema Improvisation wird es schwieriger. Es ist die Frage, welches Material ueben und wie. Die Antwort haengt von deinen persoenlichen Vorlieben und Ansichten ab. Simandl fand ich musikalisch langweilig bis z.T. unfreiwillig komisch klingend, fuer Jazz wirklich ungeeignet. Wenn du an der Jazztradition interessiert bist, ist es sicher eine klasse Uebeung, sich Bebop Themen reinzuziehen (wobei natuerlich keiner sagt, dass du dich auf diesen Stil beschraenken musst). Da wuerde ich mir aber bewusst einfacheres suchen als gerade Donna Lee. Es soll hierbei ja darum gehen, die Syntax und Phrasierung eines bestimmten Stils zu lernen, und nicht darum technisch zu brillieren. Ueberhaupt, m.E. hat es mit gelungener Improvisation wenig zu tun, sich irgendwas haarstraeubend schwieriges reinzuziehen, um es dann angeberisch abzuspulen. Natuerlich gehoert die Demonstration von Virtuositaet auch zum Jazz (ein Element, das mich eher abtoernt, aber gut, wen's erregt, bitte sehr). Bloss als Bassist brauchst du das nun wirklich nicht dringend, fuer deinen Marktwert sind deine Begleiter-Faehigkeiten und Musikalitaet wichtiger. Dies umfasst m.E. gutes Timing, Stilsicherheit und ein Feeling dafuer, wann weniger mehr ist.
Als technische Uebung uebe ich natuerlich trotz allem auch Skalen. Finde hierzu das zweite Heft von Jean-Marie (?) Rollez klasse. Reine Skalenuebungen, die Fingersaetze sind sehr un-Simandl-maessig. D.h. er geht oft auf der E- und A- Saite hoch bis in die Daumenlage, und noggert erst dann rueber auf die hoeheren Saiten (geht nur auf nem gut eingestellten Bass...). Gut zum Griffbrett kennenlernen, und wegen der leichteren Transponierbarkeit jazzgeeignet, auch wenn ich live on stage einiges nicht unbedingt soo spielen wuerde.
Ansonsten gibt es heute ja soo viele Noten zu Jazzimprovisation... Einerseits natuerlich klasse. Auf der anderen Seite beguenstigt diese "Akademisierung" des Jazz, dass die Leute wie Klassiker an ihren Real-Books kleben, und mechanisch ihre langweiligen, vorbereiteten Patterns abspulen.
so far... es gibt so viele Noten... let's forget about it and just play the music!
Barmin