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Studium und "obligatorische" Bogenhaltungen in bestimmten Klassen

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Zugeordnete Kategorien: Studium - Bogen & Streichtechnik

LuBe Profilseite von LuBe, 07.09.2011, 17:22:08
Studium und "obligatorische" Bogenhaltungen in bestimmten Klassen

Hallo

ich möchte Kontrabass studieren und habe von einigen Professoren gehört, dass diese auf ihre eigene Bogenhaltung bestehen. Was an sich natürlich begründet ist (siehe ähnlicher aktueller Thread), aber mit bestimmten Haltungen würde ich einfach nicht klar kommen, ich hab es wirklich versucht. In Weimar z.B. liegt die Stange unterhalb des Zeigefingergelenks - das ist bisher der einzige Professor von dem ich auch weiß, dass er kompromisslos darauf besteht und daher für mich leider nicht in Frage kommt. Von Prof. Beringer (Hannover) habe ich das auch gehört.

Ich will mich ja gar nicht auf meine momentane Technik versteifen, aber mich auch ungern zum umlernen auf eine bestimmte, die mir vielleicht gar nicht liegt, zwingen. Mein jetziger Lehrer hat z.b. zu erst die Streicherschule gelernt und dann bei Montag umgelernt. Obwohl von letzterem sehr überzeugt ist, erzählt er immer wieder, wie ärgerlich die Umstellung war. Daher wollte ich mal fragen, ob mir jemand sagen kann, welche Professoren ihren Studenten tendenziell ihre jeweils eigene Methode lassen bzw. umgekehrt, ob es Professoren gibt, von denen bekannt ist, dass sie auf bestimmte Prinzipien bestehen (wenn diese mir liegen würden, wär das ja auch recht ;-)). Auch z.B. ob in bestimmten Klassen nur im Sitzen oder nur im Stehen gespielt wird oder Ähnliches.

Es würde mir wirklich sehr helfen, wenn ich auf die Weise ein paar Informationen bekäme. Ich bin natürlich schon dabei, bei Professoren Probeunterricht zu nehmen, aber beim ersten Treffen, erschien es mir bisher immer unangebracht, dieses Thema gleich anzusprechen...

Basspischler Profilseite von Basspischler, 07.09.2011, 21:57:09

 Hallo, das ist wirklich ein heißes Thema. Eigendlich jeder Prof. besteht auf seine eigene Bogenhaltung. Die ganze Spielfähigkeit und der Ton ist da herauf gebaut, und Du kannst da mit allen unterschiedliches erreichen. Beim Baß gibt es ja nicht nur den Deutschen Bogen, der Französische tummelt sich auch noch herum. Und seit einiger Zeit gibt noch die Fraktion der beschwerten Bögen (400g hab ich mir sagen lassen).

Ich selber habe mit Findeisenhaltung in der Musikschule angefangen. Beim Lehrerwechsel in der M.S. musste ich dann schon meine Hand andes verrücken. In der Hochschule hat mein erster Prof. von mir die Haltung mit dem Beinchen auf dem Zeigefinger velangt. Das hat eine schwere Entzündung bei mir hervorgerufen. Bein nächsten Prof. und dabei bin ich geblieben habe ich dann die Ludwig Streicher Technik erlernt. Und da bin ich bei geblieben.

Versteh mich nicht falsch. Alle diese Techniken haben Ihre Vorteile. Mit dem Beinchen vor dem Finger hast de ein enorm variables Handgelenk, bekommst aber einen häßlichen Knoten dort. Mit der Normalen Technik ist man auch gut bedient. Beim Streicher bekommt man eine gute Lautstärke, es braucht aber etwas länger um sie zu lernen. Mit dem französischen Bogen ist man enorm flink unterwegs, muß aber in Punkto Lautstärke zum Deutschen Bogen ausgleichen.

Jeder Bassist hat nach einer gewissen Zeit seinen individuellen Griff-mal dort mal da angelehnt-Du solltest dich genau erkunden-wenn Du so großen Wert darauf legst-welchen Griff der gewünschte Prof. spielt. Die Kollegen geben Dir da bestimmt gerne Auskunftt wenn Du sie fragst.

Genau so ist das beim Thema sitzen oder stehen. Die meisten Lehrer bestehen auf Ihrem eigenen Stil.

LuBe Profilseite von LuBe, 08.09.2011, 07:44:44

 Danke schon mal. Meine Bogenhaltung sieht übrigens so aus, dass die Stange bequem in der Mulde zwischen Daumen und Zeigefinger liegt und daumen und Finger eine Art Kralle bilden. Der Daumen liegt also nicht über der Stange, wie ich es bei den meisten sehe, ebenso wenig der Zeigefinger wie bei Streicher. Hat diese Technik eigentlich einen Namen?

Weiß jemand zufällig gerade, wie Prof. Grabner den Bogen hält? Ich bilde mir ein genau so wie ich, aber jemand meinte, er hätte auch eher die Wenkel-Methode mit der Stange unterhalb des Zeigefingergelenks.

Frank Profilseite von Frank, 08.09.2011, 10:56:21

 Hallo,

es soll auch tolerante Professoren geben. Ich hab auch mehrfach an meiner Bogenhaltung gebastelt. Mein Lehrer hatte eine sensationelle Bogentechnik und da hab ich halt versucht, ihn nachzuahmen. Dann hab ich lange die Streicherhaltung gespielt.

Zur Zeit pendle ich zwischen Streicher und Prager Bogenhaltung. Eigentlich bin ich immer noch nicht entschieden. Es gibt keinen Vorteil, für den man sich keinen Nachteil einfängt.

Sicher gibt es auch Vorteile der franz. Haltung, oder aber auch des schweren Bogens, a la neue Niederländische Schule.

Vielleicht findest du ja einen Lehrer, der dein Suchen kreativ unterstützt, anstatt dich in ein Korsett zu zwängen. Und das nicht nur bei der Bogenhaltung.

Frank

 

magicofcrocodile Profilseite von magicofcrocodile, 17.09.2011, 01:08:32

Hallo.

Am Bestens du lernst eine Bogenhaltung, die dir am meisten liegt, bei dem Lehrer deiner Wahl.

Ob deutsch oder franz. ist egal.

Nach dem Studium geht du am Besten deinen eignen Weg und machst das was du denkst.

Viel Erfolg, Michael. 

Hen Profilseite von Hen, 17.09.2011, 18:26:45

Hallo LuBe,

das mit der Bogenhaltung solltest du gar nicht so ernst nehmen. Jeder Spieler hat eine individuelle Bogenhaltung weil er ein individueller Mensch ist mit einer eigenen Physik, mit einer eigenen Klangvorstellung und seiner ganz eigenen Geschichte. So auch alle Professoren. Sie haben alle mal klein angefangen und nach vielen Jahren ihr "Ding" gefunden und dieses sollten sie auch vermitteln denn es ist das was sie am besten können. Jeder Professor ist tolerant wie nicht tolerant zu gleich denn er kann dir ja nur zeigen was er kann. Was wäre der Sinn eines Studiums wenn du nicht das lernen willst was dein Lehrer kann?

Ein Musikstudium ist kein technisches Studium sondern ein mentales und menschliches. Die Technik bringst du dir am Ende immer selbst bei, wie du deinen Bogen hällst ist nicht entscheident sondern was für ein Sound du hast. Du lernst aber dich als musikalische Persönlichkeit zu entwickeln, dich als Mensch zu hinterfragen und dir zu überlegen was du wirklich willst. Du lernst in Musik tiefer und tiefer einzutauchen und versuchst deine Vorstellung von dieser auf das Instrument zu bringe, zu Gehör zu bringen. Ein Professor ist da eine Hilfe, eine Art Navigationsgerät welches dir sagt welchen Weg du fahren "kannst", nicht musst denn viele Wege führen nach Rom, aber fahren musst du selber.

Das wichtigste zu Beginn eines Studium ist das du offen und bereit bist für neues. Egal wohin du gehen wirst, du wirst dich immer umstellen müssen und entscheidend ist deine innere Einstellung dazu. Wenn du nicht bereit bist dich sellstb erstmal hinten an zu stellen und zu schauen was dein Professor machst wirst du nur leiden die ganze Zeit und jegliche Lust und Spaß an der Musik verlieren. Suche nach einem Professor den du toll findest, der so spielt das du sagst "Ja so will ich klingen" (wirst du sowieso nie weil du immer du bleiben wirst aber es ist erstmal ein Ziel nach dem man sich orientieren kann), spiele vor und nehme Unterricht um zu schauen ob es menschlich passt, erkundinge dich bei Studenten wie er sonst so ist und schaue dir unbedingt die Stadt an ob du in dieser Leben willst denn das ist viel wichtiger als du jetzt glauben wirst. Ich habe zu Beginn den Fehler gemacht und habe darauf nicht geachtet und bin in einer schönen Stadt gelandet in welcher aber nichts los ist. Am Anfang dachte ich mir "Egal, ich will studieren" aber nach fast 3 Jahren ist es unglaublich schwer Motivation zu finden überhaupt zu Wollen in diesem Umfeld weil mir der Input von außen fehlt. Das Umfeld und wie es dir geht ist sehr sehr wichtig, unterschätze es nicht und schaue es dir genau an. Wenn alle diese Faktoren zusammenkommen und das Gefühl hast das es passt wirst du Spaß am studieren haben und dich entwickeln und irgendwann liest du deinen Beitrag hier, denkst an die Zeit als du dir Gedanken über deine Bogenhaltung gemacht hast und wirst innerlich schmunzeln denn dann wirst du auch wissen das es nicht das entscheidende ist.

Viele Grüße
Hen

LuBe Profilseite von LuBe, 17.09.2011, 19:35:44

Ich habe schon einen Professor gefunden, bei dem ich mich gut aufgehoben fühlen würde und auch umlernen würde, wenn nötig. Offen für neues bin ich insofern also durchaus, aber ich habe Angst, nach ein paar Monaten festzustellen, dass das neue für mich persönlich vielleicht ein Rückschritt ist und es dann kein zurück mehr gibt, wenn mein Lehrer nun mal seine bestimmte Methode verlangt, die mir womöglich doch nicht so gut liegt.

old_slapperhand Profilseite von , 17.09.2011, 20:03:49

 

 

Moin! 

Das Schöne am Internet: man kann jede noch so klitzekleine Scheiße wochen-, gar monatelang hinterfragen und doch nie und nimmer zu einer Entscheidung kommen. Das betrifft die Wahl des ach so richtigen Equipments genauso wie die Wahl des passenden Professors. Wer Angst hat, an seiner Haltung (mental wie Bogen wie sonstwas) was auch immer ändern zu müssen, sollte sich für einen Beruf interessieren, in dem sich ganz wenig bis nix ändert, Stadtverwaltung oder sowas in der Art. Wer Berufsmusiker werden will und also sich selbst einem Markt aussetzt, der extreme Flexibilität in allen Belangen erfordert sollte lange, bevor er sich Gedanken um des Professors Bogenhaltung macht, zunächst an einer Verbesserung der persönlichen Flexibilität arbeiten. Anzufangen ist da stets im Kopf, vielleich hülfen 2 Jahre Wehrdienst irgendwo im Dreck. Danach kannst du´s. 

Ich schlage dir, lieber LuBe, vor, zunächst einmal eine Aufnahmeprüfung irgendwo zu bestehen oder einen Vorbereitungskurs zu machen, wenn du da mit positivem Ergebnis durchkommst, kannst du immer noch über die richtige Bogenhaltung sinnieren. Als gewiefter Hobbypsychologe mit Hang zu raschen Spontanschubladisierungen sage ich: du wirst dir diese Gedanken wohl nicht machen müssen.

Is ne harte Ansage, ich hoffe, du erkennst den Humor zwischen den Zeilen und den Zaunpfahlwink. Im Übrigen hat der Kollege Hen zu hundertzehn Prozent Recht. 

Schönen Abend allahseits!

gkostic_bass Profilseite von gkostic_bass, 18.09.2011, 21:59:22

 Lieber LuBe,

hier ein paar Sätze die Dir helfen werden: ES IST NICHT WICHTIG WIE DU DEN BOGEN HALTEST SONDERN WIE DU DEN ZIEHST. Es gibt schon gute und schlechte Bogenhaltungen. Jede GUTE Bogenhaltung hat Ihre Pros und Kontras; im Laufe der Zeit wirst Du schon kapieren welche Haltung wirkt am besten im bestimmten Moment.
 

Viel Erfolg und beste Grüsse!

Prof. Goran Kostic

Neuester Beitrag LuBe Profilseite von LuBe, 18.09.2011, 22:20:00

 Dankeschön! Aber gerade deswegen hielt ich es ja für legitim, bei dem was ich gelernt habe zu bleiben, aber wenn das nicht sinnvoll ist, werd ich mich nicht daran klammern.Auf keinen Fall will ich meinen Lehrer nach der Bogenhaltung auswählen!

was old_slapperhand bezügl. flexibilität schrieb, hat mich überzeugt, so hab ich das noch nicht betrachtet - übrigens musste ich noch wehrdienst leisten, zwar nicht 2 jahre aber ich kenne den dreck, von dem du sprichst und verstehe was du meinst..

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