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Hallo
ich habe eine ziemlich fachfremde, aber für mich gerade wichtige Frage...
Ist es bei Booking-Agenturen eurer Erfahrung nach Usus, für wegen Krankheit entfallener Konzerte die normale Provision zu verlangen?
Gibt es für so etwas eine rechtliche Grundlage?
Ich kanns mir eigentlich nicht recht vorstellen (das würde ja im Extremfall bedeuten, das eine Agentur, deren Künstler komplett arbeitsunfähig würde oder sogar verstirbt, von diesem bzw. seinen Hinterbliebenen mal eben die komplette Provision für alle ausgefallenen Gigs erheben dürfte).
Ich hatte den Krankheitsfall in den letzten Wochen zweimal (ich wars zum Glück nicht, bin aber involviert) und die Agenturen beharren auf der Zahlung...
Atteste sind vorhanden und ein Konzert mussten wir sogar wegen akuter Kehlkopfentzündung mittendrin beenden - es war also kein Fake unsererseits.
Kennt sich jemand von euch da aus? Und wenns nur ne Ahnung ist - das würde mir bei der Entscheidungsfindung ziemlich helfen.
viele Grüße
Alex
Moin,
der Lateiner bzw. der Jurist sagt: contracta sunt servanda. Diese Grundlage findet in praktisch allen zivilrechtlichen Geschäftsverhältnissen Anwendung. Der Agentur geht es darum, für eine erbrachte Leistung bezahlt zu werden. Wenn das Erbringen von Leistungen und die diesbezüglichen Bedingungen in einem Vertrag zwischen dir/euch und der Agentur so vereinbart sind, habt ihr schlechte Karten. Ich würde also zunächst das Kleingedruckte lesen. Sollte es keinen schriftlichen Vertrag geben oder keine diesen Fall regelnde Klausel, gelten mündliche Absprachen bzw. "übliche" Verfahrensweisen. Die Agentur müsste also nachweisen, dass ihr Vorgehen durchaus üblich sei. Gelingt ihr dieser Nachweis - was nicht schwer ist - , dann habt ihr schon wieder schlechte Karten.
Ein von dir zwischen den Zeilen angedeutetes "moralisches" Recht auf Nichterfüllung des Vertrages im Krankheitsfall gibt es nicht. Ich würde versuchen, mit der Agentur eine Kulanzregelung zu treffen und auf die guten Geschäftsbeziehungen hinweisen, die man andernfalls beenden müsse. Alles andere katze knicken, wie der Ruhri so schön sagt.
Viel Glück!!
warum solltest du die agentur nicht zahlen? die haben ihren job doch gemacht.
Hallo Puck,
das ist schon klar, daß die ihren Job gemacht haben - und es sind definitiv auch keine schlechten Menschen. Das Problem ist nur, daß wir das Geld, aufgrund dessen die Provision ja berechnet ist, nicht erhalten haben und nicht eben mal einen Batzen Geld haben, um diese - wie gesagt - durchaus erbrachte Arbeit zu bezahlen.
Mal sehen, ich denke, wir werden uns an dem Vorschlag vom Kollegen Slapperhand orientieren und das konstruktive Gespräch suchen...
viele Grüße
Alex
reden ist immer gut
Aus meiner Erfahrung als jemand, der mal ein paar Jahre bei einer kleinen Booking-Agentur gearbeitet hat, kann ich dazu folgendes sagen: Rechtlich ist die Sache normalerweise relativ klar, die Agentur hat ihre Leistung erbracht und muss bezahlt werden. Daneben sollte man, wenn es hart auf hart kommt, aber berücksichtigen, dass eine rechtliche Durchsetzung der Ansprüche, sprich ein Prozess, zum einen trotzdem ein gewisses Risiko bedeutet (und wenn man nur wegen Zahlungsunfähigkeit der Musiker auf den Prozesskosten sitzenbleibt trotz eines gewonnenen Verfahrens), zum anderen so eine Sache eine erhebliche Menge Stress und Arbeit (die auch wieder kostet) verursacht. Im Normalfall wird eine Agentur also abwägen, ob sich das Risiko und die Arbeit lohnen, sich mit Euch zu streiten. Dass die natürlich erst mal hart bleiben, ist ja klar, warum sollten die ihr Geld so einfach ungefragt abschreiben, nur weil ihr die Gigs abgesagt habt? Wenn Ihr allerdings jetzt mit vernünftigen Argumenten das Gespräch sucht und auf nette Art und Weise durchblicken lasst, dass Ihr es zur Not auf einen Prozess ankommen lassen könntet, sollte sich da eine vernünftige Lösung auf halbem Weg ergeben, gesetzt den Fall, das sind keine völligen Arschlöcher.
Ich habe es mehrmals erlebt, dass der Agenturinhaber, für den ich gearbeitet habe, die rechtliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Bands oder Veranstaltern aus genau den oben genannten Gründen gescheut hat, obwohl es da um nicht völlig unerhebliche Beträge (niedrige bis mittlere vierstellige Summen) ging. Und da ging es teilweise nicht mal um krankheitsbedingten Ausfall, sondern auch um Moesereien über schlechte Hotels oder angeblich zu niedrige Gagen, was vorgeschoben war. Wenn die Sache allerdings persönlich wird, kann man meist und hier gerade bei kleineren inhabergeführten Läden davon ausgehen, dass das dann auch durchgefochten wird, daher würde ich versuchen, freundlich aber selbstsicher zu agieren und niemals auf eine persönliche oder emotionale Ebene rutschen.
Lieben Gruß
Marcel
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