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verlieren saiten an zug?

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Zugeordnete Kategorien: Saiten

RubnerOtto Profilseite von RubnerOtto, 07.05.2010, 21:43:27
verlieren saiten an zug?

hallo, weiß vielleicht jemand ob saiten nach einiger zeit intensiven spielens an zug verlieren? warscheinlich gibt es da auch unterschiede zwischen stahl,   synthetik, darm...

danke schonmal für eure antworten.

Hen Profilseite von Hen, 08.05.2010, 11:33:47

Hallo!
Saiten können durchaus an Zug verlieren und ausleiern. Wie das bei welchem Saitentyp genau ist kann ich Dir nicht sagen, mein Erfahrung mit Darmsaiten ist das diese sich immer weiter ausdehnen und deswegen nach einer gewissen Zeit sehr weich werden, also einfach an Spannung verlieren. Wie lange das dauert hängt natürlich sehr individuell von den Saiten ab.

Gruß Hen

Pollux Profilseite von Pollux, 08.05.2010, 12:20:57

Lieber Hen,

empfindest Du dieses "weicher werden" bei Därmen dann als negativ und könnte es sogar ein Kriterium für Dich sein, die Saiten wechseln zu wollen?

Herzlichen Gruß, Pollux

 

 

Hen Profilseite von Hen, 08.05.2010, 13:02:10

Hallo Pollux,

eine neue, frisch aufgezogene Darmsaite, dehnt sich ja bekanntlich erstmal über einen längeren Zeitraum. Meine Erfahrung ist das es mindestens 2 Wochen gedauert hat bis man davon sprechen konnte das der Bass die Stimmung hällt. Dann kam bei mir der Effekt das mit der Zeit die Saiten immer weicher und weicher wurden. Bis zu einem gewissen Punkt war es völlig okay und sogar angenehm, nach etwa 2-3 Monaten hatten die Saiten für mich das optimale Spielgefühl, waren schön weich und warm unter den Fingern und hatten trotzdem eine super Ansprache. Nach ungefähr einem Jahr bekam ich dsa Gefühl das es deutlich schlechter wurde, die Saiten wurden so weich das ich Schwierigkeiten bekam ordentlich zu Spielen (pizz wie arco). Klanglich waren sie aber weiterhin wunderbar, da konnte ich mich nicht beschweren. Diesen Satz spiele ich nun seit einem Jahr und 2 Monaten und denke nun darüber nach ihn zu welchseln da in der Zwischenzeit es für mich sehr schwierig ist darauf zu spielen. Von daher ist es durchaus ein Kriterium die Saiten zu wechseln. Wie schon gesagt, Sound ist nachwievor super aber die Bespielbarkeit ist für mich nicht mehr machbar. Ich muss aber dazu sagen das ich diese Saiten auf meinem Zweitbass habe welcher deutlich weniger gespielt wird (Orchester und Jazz). Ich habe beim Jazzpizz nicht die Kraft und Technik in der Fingern das ich ein schnelleres Tempo mit solch weichen Saiten halten kann da ich nicht genug Zeit habe das zu üben. Von daher muss ich schauen was ich da jetzt machen kann, ein geübter Jazzer der täglich über mehrere Stunden zupft wird damit wahrscheinlich kein Problem haben. Beim Streichen ist es Ähnlich, auf meinem Soloinstrument habe ich Saiten von Gerold welche auch einen Darmkern haben, das ist aber natürlich nicht vergleichbar mit blanken Darm. Die Umstellung ist immer schwierig, komme ich vom Soloinstrument brauche ich erstmal ewig bis überhaupt ein einigermaßen brauchbarer Ton kommt, umgekehrt ist es natürlich grandios denn man hat das Gefühl als ob man aus einem Trabbi in einen Porsche umsteigt, der Bogen liegt wie ein Sportwagen auf der Saite. Das ist als Übeeffekt wunderbar aber praktisch für mich nicht mehr machbar.

Soviel von mir, mich würde es interessieren wie Du das denn empfindest?

Viele Grüße
Hen

Neuester Beitrag Pollux Profilseite von Pollux, 08.05.2010, 21:11:10

'n Abend Hen,
 

danke für Deinen ausführlichen Bericht, den ich mit Interesse gelesen habe! Ich spiele seit drei Jahren ausschließlich Darmsaiten auf meinen beiden Bässen (jeweils E umsponnen/A, D & G blank/gemischte Sätze Nicholas Baldock und Pirastro Chorda). Vorher gab es lange Zeiten nur mit Obligatos. Da der Kollege im ersten Artikel ja auch nach solchen Synthetiksaiten fragte, hier zunächst meine bescheidene Erfahrung mit diesen Modellen. Ich könnte bestätigen, dass sich die Spannungen ordentlich gebrauchter Obligato-Sätze veränderten - sie verloren geringfügig an Zug, dies war jedoch für mich nie ausschlaggebender Grund sie zu wechseln! Da ich kaum Saiten wegwerfe, kamen häufig auch solche vielleicht  "ausgelatschten" Pirastros irgendwann mal wieder auf ein Instrument. Es ergab sich dabei nie ein Problem, ich hatte eher das Empfinden, nach einer Ruhe von einigen Monaten, geriet ihnen diese zu klanglichem Vorteil; ungewohnte Weichheit war keinesfalls auszumachen.
 

Zu den Darmsaiten: die heute kombinierten Sätze, die ich benutze, bestehend inzwischen sowohl aus zwei unterschiedlichen Marken und deren verschiedener Herstellungstechniken sowie einer individuellen Kombination historischer Saitenexemplare mit moderneren Därmen, benötigten längere, geduldige Experimentierphasen bis ich fest davon überzeugt war: so, genau diese vier sind's jetzt für den Bass (4/4) und jenen (1/2) - gewechselt wird nur noch im Falle des Reißens einer Strippe.
Die bei entsprechender Konzentration und Sensibilisierung natürlich zu registrierenenden Spannungsdifferenzen zwischen den einzelnen Darmsaiten bewerte ich persönlich als so geringfügig für eine denkbare Irritation meines Spielgefühls, dass ich sie von jeher bewußt und getrost ignoriert habe! Viel mehr Aufmerksamkeit legte ich bei der Wahl von Saiten auf ihre adäquate Stärke, Elastizität, Oberflächenstruktur und meine Knoten- bzw. Wickeltechnik.

Will aber hinzufügen: das hauptsächlich Gezupfte und in mittleren Maßen auch Geslappte gehört zu meinem Spielrepertoire. Mag sein, dass z.B. anspruchsvolle Bogentechniken wie Springbogen, Wurfbogen u.ä. möglichst homogene Spannungsverhältnisse innerhalb des Saitensatzes erfordern, um unangestrengt und perfekt kontolliert ausgeführt werden zu können - das kannst Du vielleicht besser beurteilen. Zum Übe-Spaß kommt der Bogen aber bei mir jedoch ebenfalls regelmäßig zum Einsatz und er stört sich tatsächlich nicht an härteren oder weicheren Saitenzügen. Ich sehe bisher keine unmittelbaren Zusammenhänge zwischen sinkendem Saitenzug und z.B mangelnder Ansprache oder schlechterem Klang.
 

Abschließend eine kurze selbstkritische  Aussicht in die Zukunft. Mir wird während des Schreibens schon klar, drei Jahre Spiel auf Därmen - zudem stilistisch nicht universell! - rechtfertigt hier keine dicke Expertenlippe. und so soll es auch bitte nicht klingen! Vielleicht denke ich in ein paar Jahren anders. Zur Zeit vertrete ich jedoch nach wirklich reichhaltigen, kritischen Saiten- und Spieltests mit Überzeugung die Ansicht, eine qualitativ auf hohem Niveau hergestellte Darmsaite - mit entsprechender Wertschöpfung aus traditioneller Handarbeit und kompetentem Verstand bei der vorherigen Naturmaterialauswahl - verliert mit möglicherweise in Kauf zu nehmendem Spannungsverlust nicht ihre klanglichen Vorzüge und Eigenheiten. Im Gegenteil: je älter, desto besser!
 

Grüße in's Forum & schöes Wochenende
Pollux       

 

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