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Doping - Auch in der Musik?

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Zugeordnete Kategorien: Gesundheit

Hen Profilseite von Hen, 08.04.2009, 19:36:38
Doping - Auch in der Musik?

 Hallo Leute,

seit längerem geistert das Thema Doping verstärkt durch die Sportwelt. Ich überlege zur Zeit ob es auch sowas wie Doping gibt in der Musik. Besonders bei uns Kontrabassisten wäre das ja gar nicht so verkehrt, denn unserer Instrument verlangt eine gute physische Verfassung. Aber auch lange Proben, Touren, Konzerte oder viele Schüler machen das Leben des Musikers nicht einfacher. Da ist die Überlegung doch nicht weit entfernt sich ein wenig zu helfen.

Mich würde mal interessieren wie ihr so dazu steht? Ich habe damit sehr wenig bis nahezu null Erfahrung, die Klassiker sind mir zwar schon bekannt wie zB. der lebenswichtige Kaffe oder andere Koffeinbomben um sich konzentriert zu halten, Beruhingsmittel gegen Lampenfieber vor wichtigen Probenspiele oder Konzerte oder der Joint um einfach "ein wenig runter zu kommen" (gibt Leute die können das nur so).

Um die Diskussion zu starten gebe ich mal mein Umgang damit bekannt: 
Ich nehme keinerlei Aufpuschmittel oder Ähnliches außer wenn es nicht anders geht. Ich versuche sehr gesund zu leben, also wenig zu Burger King zu gehen sonder viel frisches Gemüse und Obst zu essen. Koffein nehme ich nur wenig zu mir, hin und wieder mal einen Kaffe (maximal alle 2 Tage, manchmal sogar länger nicht), trinke nicht so viel Alkohol  (auch nur alle paar Tage mal) und trinke Energie Drinks nur wenn es mal wieder später wird mit der Band und ich hundemüde bin. Beim Üben trinke ich eigentlich nur Wasser oder morgens mal nen Tee, vor und bei Auftritte trinke ich eigentich auch nichts. Ausnahmen sind Gigs mit der Rockband, da ist das eine oder andere Bier vor dem Gig dann schon mal ok.

Wie siehts bei euch aus? Wie steht ihr dazu?
Gruß Hen

Uli Profilseite von Uli, 08.04.2009, 22:13:26

 Wie macht denn ein Tubist das?

Vor dem Konzert eine ordentliche Grillhaxe und ein (ggf. alkoholfreies) Bier dazu. Und dann mal ganz mit der Ruhe.

Kontrabass lerne ich ja noch- aber da wirds wohl nicht anders zugehen...

Grüße

Uli

rase Profilseite von wdrase, 09.04.2009, 11:50:38

 Mann, Hen, Deine Sorgen möchte ich haben...

Hen Profilseite von Hen, 09.04.2009, 12:51:47

Ja kein Problem! Ruf an, ich habe zur Zeit wirklich genug davon!


helge Profilseite von , 09.04.2009, 13:43:00
Magiuhana is nit gutta
Makt dir auch die Futte kaputta
Magiuhana macke so schlapp krisse Kopp aus Papp

Mama lieber die Möhrchen
Komma gib ma die Möhrchen Mama
Mama tu ma die Möhrchen
Die Möhrchen Möhrchen
max Profilseite von max, 10.04.2009, 17:38:02

 Nun, gäbe es ein Verbot von psychoaktiven Substanzen in der Musik, einschließlich effektiver Kontrollen, hätten wir wohl nie etwas von Miles Davis, John Coltrane oder Chet Baker gehört- genau genommen fällt mir als einziger Musiker, der mir gefällt und der sicher keine Auftrittssperre bekommen hätte, Frank Zappa ein.

bassknecht Profilseite von bassknecht, 10.04.2009, 23:03:57

Hast Du nicht den Kaffee und die Zigaretten mitbekommen, die sich Uncle Frank während der Konzerte einverleibte? Ich habe auf solche Details geachtet, hatte es meistens bis direkt vor die Bühnenabsperrung geschafft. Perfekt mit welcher Deutlichkeit er demonstrierte, dass er keine harten Drogen auf der Bühne konsumierte, der Kaffee aus der Pumpkanne wurde von einem in einen zweiten Becher hin und her geschüttet, bis er angenehme Trinktemperatur hatte. Dann öffnete er mit  deutlichem Gestus eine Packung filterlose Reval keine Pall Malls, denn die Gelben kannte hierzulande ja jeder. Vielleicht war das für ihn aber nur etws typisch Deutsches, Alternative zu Eisbein mit Sauerkraut? Ständig auch die verächtlichen Gesten wenn bei uns unten die dicken Joints aufglühten - ich bin bis heute stolz in der ausverkauften Westfalenhalle vor allen Leuten mal von Zappa persönlich beleidigt worden zu sein! Und letztendlich war er immer auf dem Punkt und hat absolut alles mitbekommen was in der Band und im Publikum ablief. Mir ist kein verpasster Einsatz bewusst geworden.

Ich bin ausserdem auch ziemlich sicher, das ab Ende  70er Jahre auch bei Jethro Tull keiner mehr Drogen genommen hat (nicht mal die Roadies), die Leute waren einfach so klasse drauf und stoned von ihrer eigenen Musik. Ich hatte in Hagen mal einen Stage Pass (freiwillige Feuerwehr) und habe mit Martin Lancelot Barre und John Glascock englischen Tee getrunken, der hat mir allerdings fast die Schuhe ausgezogen, Martin hat mir erklärt, dass Tee in diese Stärke die Konzentration auf den Blues fördert und in Verbindung mit "Fox thick tea cookies" nicht so treibt. Soviel erstmal aus dem Nähkästchen

max Profilseite von max, 19.04.2009, 20:54:24

 So nah bin ich dem Meister nie gekommen- irgendwer hat mal behauptet, er habe nicht mal schwarzen Tee zu sich genommen. Tja, so entstehen Mythen.

Hen Profilseite von Hen, 10.04.2009, 18:03:38

Ich finde es schade das dieses Thema hier nicht ernst genommen wird denn ich finde es durchaus wichtig. Vielleicht ist es für einen Jazzer oder Popularmusiker nicht ganz nachvollziehbar was bei Probespielen für ein Druck auf einem herscht. In der Band gibt es das Problem nicht, meine Güte was ist auch schon dabei wenn man als Bassist einfach im Hintergrund steht und seine Basstöne spielt und weis das wenn man sich verspielt es teilweise nicht mal die eigenen Bandkollegen hören. Ich habe auch schon ein bissle Erfahrung darin, u.a. als Vorgruppe von Pur auf der Schalkearena vor 70000 Menschen.. Und? Ich weis das da nicht viel dran. Nach der ersten beiden Songs hat man sich daran gewöhnt und dann passt das und macht ne geile Show. Aber ein Probespiel für eine Aufnahmeprüfung an der Hochschule oder für ein Orchester ist was ganz anderes. Wenn man alleine dasteht und weis das jeder Ton zählt, ja das da ein Haufen Leute vor Dir sitzen die teilweise mehr Ahnung von deinem Instrument haben als man selber.. Das ist Druck und da wird man auch nervös. Das Gefühl von einem richtigen Solospielt kennen die meisten Jazzer und Popularmugger einfach nicht. Ich kannte es auch nur teilweise, und musste dann einiges an Lehrgeld zahlen. Zwar habe ich noch kein richtiges Probespiel hinter mir aber die eine oder andere Aufnahmeprüfung und immerhin ein Vorspiel fürs Ljo, und das heftig genug wenn du da alleine stehst und alle dich mit ernster Miene anschauen und bein ersten leicht unsauberen Ton die Augen verdrehen.

Und dieses Problem ist gerade in der Klassik vorhanden. Ich habe schon von einigen Musikern gehört die richtig gut gewesen sein sollen aber dann in Drucksituation abgekackt sind. Der alte Geigenlehrer meiner Freundinn zB. soll nach dem Studium ein richtiges Tier gewesen sein und hatte Angebote als Assistenz in Folgwang und als Konzertmeister bei den Essenern. An beiden Stellen ist er gescheitert weil er trotzdem vorspielen musste und dabei einfach nichts hingebekommen hat. Und die Leute die wussten wie er spielen konnte wenn er in kleinen Rahmen gefiedelt hat konnten ihren Ohren nicht glauben.

Das Thema ist ernst. Es geht hier nicht um irgendwelche Drogen die sich Leute reingeschmissen haben weil sie mit ihrem Leben net klarkamen oder meinten sie haben mit Brot und Wasser keine Ideen. Es geht hier um richtiges Doping um sich in solchen Situationen zu helfen, und ich bekomme von vielen Mitstudenten mit das sie sich auch damit beschäftigen und teilweise Sachen auch nehmen. Jeder der mal solche Situationen mitbekommen hat weis auch von welchem Druck ich rede. Die Leute die das nicht kennen können sich glücklich schätzen, sich aber bitte nicht drüber lustig machen..

 

Hen Profilseite von Hen, 10.04.2009, 18:26:56

Entschuldigung für die ganzen Fehler. Hab am Ende den Beitrag icht durchgelesen und jez ist es zu spät. Am Pc (besonders am Laptop) ist es einfach beschissen zu schreiben, ich werde das wohl nie lernen..

max Profilseite von max, 10.04.2009, 21:47:35

 Schon okay mit den Fehlern...

Ich für meinen Teil entschuldige mich hiermit in aller Form dafür, Problemen eines ernsthaften Künstlers, deren Tragweite ich infolge meiner Affinität zu Jazz- und Unterhaltungsmusik sicher nicht im Ansatz beurteilen, geschweige denn nachvollziehen kann, nicht den gebotenen Ernst entgegengebracht zu haben.

Hen Profilseite von Hen, 11.04.2009, 09:54:18

Passt schon. Es ist halt wirklich ein ernstes Thema. Ich meinte deinen Beitrag auch weniger als die anderen beiden davor.

Basspischler Profilseite von Basspischler, 10.04.2009, 21:35:33
An Hen: Ich kann Deine Problematik verstehen.Ich möchte es generell unter "Lampenfiber" einordnen. Gerade im Klassikbereich ist die Perfektionsvoraussetzung so dermasssen hoch, das ein bisschen Streß schon ausreicht um in der Leistung abzusacken. Es ist oft gar scheußlich! Ich bewundere abgewichste Kollegen die ohne nervliche Probleme die besten Solos und Vorspiele geben können. Kenne genug Leute die Stellen im Orchester bekommen haben, weil Ihre Nerven besser als die der Kollegen waren, obwohl! Ihr Spiel schlechter.
Man kann ja nur aus eigener Erfahrungen berichten: Für die Aufnahmeprüfung an der Hochschule habe ich (nach ärtlicher Absprache) leiche Betablocker genommen. Sie haben genützt! Voher jede Menge Vorspiele als Training gemacht-einmal ist mir vor Angst sogar der Bogen aus der Hand gefallen! Hat mein Lampenfieber nicht ändern können. Erst die blöde Chemie. Ich möchte betonen: Für Orchester und Bandeinsätze brauchte ich die nicht, da hatte ich keine Probleme. Für Zwischenprüfung, Examen und Probespiel hab ich sie wieder genommen und es hat jedes mal funktioniert! War ne sehr geringe Dosierung, die einem Blutdruckpatienten nichts nützen würde. Inzwischen bin ich älter geworden und etwas abgeklärter-meine neueste Maßnahme ist: progressive Muskelrelaxation, leichte Muskelanspannungen und dann Entspannung, hilft richtig gut! Hat sogar bei meinen Schülern bei Jugend musiziert geklappt. Schnell gelernt und schnell angewendet.
Oft scheitern wirklich gute und sehr gute Musiker an Ihren Nerven, da sollte man schon mal in die Trickkiste greifen, es wäre sonst zu schade.
Hen Profilseite von Hen, 11.04.2009, 09:58:08

Behindern Betablocker nicht körperliche Abläufe und schränken die Motorik ein?
Und wie funktioniert die Muskel-Entspannungsmethode?

bassknecht Profilseite von bassknecht, 11.04.2009, 11:27:10

Betablocker funktionieren nicht sofort, man muss sie mit einigen Tagen Vorlauf schon nehmen. Angeblich sollen sie  impotent machen, na ja, was opfert man nicht alles für die Musik?

Progressive Muskelentspannung (bisweilen P Muskelrelaxion genannt) ist eine Entspannungsmethode die gern in Rehakliniken und in Zusammenhang mit psychosomatischen Beschwerden angewendet wird. Es ist eine Entspannungsmethode die auch bei ungeübten Leuten und Leuten bei denen das Kind längst in den Brunnen gefallen ist, schnell funktioniert.  „Schnell“ allerdings auch nur unter Anleitung und nur bedingt nachhaltig. Man muss schauen ob das was für einen ist, es funktioniert auf einer Ebene von Körperwahrnehmung und entspannt zunächst nur den Körper. 

Als lampenfiebergeplagter Musiker  hat man aber ein Psychoding am Laufen, was sich zwar körperlich auswirkt, die Ursache ist aber im Geiste zu suchen. Trotzdem funkioniert PMR bei manchen Leuten gegen Nervosität, aber längst nicht bei allen, nicht immer stark genug und meist nur mit einem Coach. Ich habe vor Jahren  vier VHS Kurse hintereinander autogenes Training gelernt,  aus Neugier und Spaß an der Sache, nicht wegen Nervositätsproblemen, als Sauerländer hat man meist kein grosses Theater damit. Wie der Name schon sagt, aT ist ein Training und wie beim Sport, von mir aus auch wie beim Kontrabassspielen funktioniert es nur bei regelmässigen Training und auf Grundlage  gründlichen Erlenens der Methode. Das klappt totsicher nicht wenn man damit vier Wochen vor dem Vorspieltermin anfängt. Von diesen Phantasiereisen, die autogenes Training genannt werden und als CDs vertrieben werden, halte ich nichts, weil zu aufwändig. Wenn man aT kann, funktioniert dass innerhalb von zwei Minuten, für die man sich immer mal auf eine Toilette oder ins Auto zurückziehen kann. Wenn ich gut im Training bin kann ich das auch im Stehen oder sogar während langsamen Gehens. Mein Tip, lerne aT aber fang aber 1 Jahr vor dem Vorspiel damit an und such Dir jemand der Dir das direkt in der Sitzhaltung beibringt. Meditationtechniken, Yoga, Tai Chi funktionieren natürlich auch, ich habe aber Erfahrung mit aT, weis das es funktioniert, und (für mich wichtig) wie es funktioniert! Ich finde es für Leute der Nordhalbkugel eher angebracht, da es eher der hier verbreiteten Mentalität und dem Kulturkeis entspricht.

Drogen und Medikamente würde ich nicht gegen Lampenfieber nehmen, denn letztendlich brauchst Du auch eine gewisse Adrenalinausschüttung, sonst spielst Du wie eine Schlaftablette.
Es geht eigentlich darum die körpereigenen Drogen in ihrer Menge zu steuern bzw. zu kanalisieren, das ist immer Situationbezogen und das kann keine Substanz von aussen zuverlässig leisten, das kann nur Dein Gehirn. Lass Dir nicht von irgend einem Scheiss die Zügel aus der Hand nehmen, heute spielt der Chef und es gibt keine Ravioli aus der Dose! Die Ärsche mit dem Pokerface müssen sich schon damit abfinden dass Du ein Künstler bist, voher musst Du Dich damit selbst aber abgefunden haben!        
 

Uli Profilseite von Uli, 11.04.2009, 21:28:24

 Hallo Bassknecht,

gegen Autogenes Training habe ich gewisse Bedenken: Wenn nämlich sich die Formel "Ich bin müde..." im Gehirn verselbstständigt und im unpassenden Moment sich 'einschaltet'. Hingegen habe ich mit Hatha Yoga gute Erfahrungen gemacht.

Übrigens sollen auch Bananen gewisse Glücks'hormone' enthalten-?

Nebenbei: Wenn Betablocker impotent machen (stimmt nicht so ganz- ich nehme sie seit Jahren), dann korrelieren sie doch gut mit den hormonellen Verhütungsmitteln (Pille) der Frauen.

Grüße

Uli

bassknecht Profilseite von bassknecht, 11.04.2009, 22:46:53

Die gleichen Bedenken hätte ich auch, wenn ich denn eine Formel "ich bin müde" überhaupt anwenden würde. Hatha Yoga ist normalerweise sicher der Knaller, bei mir hat´s aber nicht wirklich funktioniert, vor lauter Streß kam ich nicht auf "Ohm" und das Abklappern über Gauß, Hahn, Röntgen und die anderen Strategen hat meine Chakren dann völlig aufgemischt, ja Pech eben, Physik LK.   

Wenn das mit den Betablockern nicht so ganz stimmt, dann stimmt es vielleicht  halb? 

Das mit den Bananen habe ich auch schon gelesen, als ich im Arztwartezimmer mal zu  "Bild der Frau" griff. Es soll aber nur in Verbindung mit Schokolade als Katalysator klappen, Scheisse dass damit die Brigitte Diät gecancelt wird. Uli, was soll man dann nun machen? Weisst Du Näheres, ich habe den nächsten Arzttermin erst im Herbst. Gruss Roland 

jlohse Profilseite von jlohse, 11.04.2009, 14:40:01

Betablocker? Bekommen das nicht Schweine vor der Schlachtung?
Was bin ich froh, Jazzbassist zu sein …
 

bassknecht Profilseite von bassknecht, 12.04.2009, 12:55:13

 

Ja, richtig, das bekommen Schweine, da sie sich genetisch nur unwesentlich von uns unterscheiden sind sie Sensibelchen und können den Stress während der Massentierhaltung und vor allem auf dem Transport zum Schlachthof nicht aushalten. Sie bekommen das Zeug daher langfristig vorher, sodass es sich im Fleisch anreichern kann. Da ein Schwein, wenn es am Herzinfarkt stirbt, veterinärmedizinisch ausgiebiger untersucht werden muss, verursacht dies Kosten die den Gewinn schmälern, darum die Betablocker. Wie man die Zuchteber ohne Betablocker  am Leben erhält, sodass sie ihren Job tun können, weiss ich auch nicht .

- Dave2, GEBA Mitglied ist Bassspieler und Verterinär, vielleicht kann er hier mal was erhellen?- Hallo Dave2! Könnte der Trick mit den Ebern auch auch für nervositätsgeplagte Kontrabassisten im zeugungsfähigen Alter die Lösung sein? Aber egal, ich nehme es nicht und halte mich wegen des hohen Betablockergehaltes auch bei Frankforter Würstchen zurück, dürfte Dir Jonas vielleicht etwas schwer fallen aber in Bio gibts die mittlerweile sicher auch, alternativ dann ewwe Rippsche.

 

Uli Profilseite von Uli, 12.04.2009, 13:53:16

 Ich denke mal, daß die Eber abgesondert gehalten werden und nur fallweise einer Sauattrappe zugeführt werden.

Ob solche Lebensweise das Wohlgefallen nervositätsgeplagter Kontrabassisten erregt, darf bezweifelt werden.

Liebe Grüße

Uli

bassatuba Profilseite von bassatuba, 30.10.2009, 12:20:18

Für mich gibt's keine Wundermittelchen gegen Druck (bin nicht mehr der Jüngste und hab in früheren Jahren einiges probiert).
Ich muss den Druck ernst nehmen, mein Spiel kritisch analysieren. Dabei habe ich schon manche Vereinfachung gefunden, die mir viel geholfen und den aufmehrksamen und wissenden Zuhörer vielleicht sogar erfreut hat?

Dusan Profilseite von , 11.04.2009, 12:26:27

Tai Chi entspringt nicht unserem Kulturkreis, doch es hilft – entspannt den Geist, lockert Muskeln und Gelenke, erhöht die Konzentrationsfähigkeit. Warum es hilft, spielt für mich keine Rolle. Vor wichtigen Auftritten drehe ich meistens eine Runde. Das braucht zwar ein halbes Stündchen, doch es lohnt sich.

Es lohnt sich auch, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, Hen…Vielleicht solltest du dir manchmal sagen, die Lage ist aussichtslos, aber nicht ernst. Musik soll ja auch Spass machen.

Hen Profilseite von Hen, 11.04.2009, 15:10:49

Ich nehme mich eigentlich auch nicht so wichtig. Aber wenn man davon später Geld verdienen will und eine Familie ernähren möchte.. ja dann macht man sich so ein paar Gedanken... Lässt sich nicht verhindern.

HerrK Profilseite von HerrK, 11.04.2009, 14:01:56

 Also ich muss aus eigener Erfahrung sagen, dass das mit dem Probespielen übertrieben wird.

Ich habe mich da eigentlich immer ganz wohl gefühlt. Die Dozenten/Professoren kaum mitbekommen, bis ich mit dem Stück fertig war.

Und vorher und nachher hat man immer nett geplaudert.

Ich fühle mich da eigentlich genau wie Zuhause, wenn ich im Wohnzimmer spiele.

Druck hat man nicht, den macht man sich wenn selbst. Wer es abschalten kann ist klar im Vorteil.

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 14.04.2009, 18:35:04

 ??

Hen, du schreibst oben zur Einleitung, bisher auf Drogen und Co verzichtet zu haben und damit ganz gut zu fahren. Erwartest Du jetzt allen Ernstes, dass das Forum dich jetzt versucht zu ueberzeugen, Drogen sind doch geil?

Das Cannabis den Musikgenuss foerdern kann ist eine Binsenweisheit. Die Anzahl der Musiker die es tatsaechlich als Amregiungsmittel verwenden ist wahrscheinlich heute deutlich geringer als 'damals' , trotzdem gibt es sie. In meiner Erfahrung ist es aber fuer den professionellen Musikbetrieb erstens zu unzuverlaessig (kann nach hinten los gehen und dann ist man so richtig 'draussen'), und zweitens wird der positive  Effekt , scheinbar muehelos 'reinzukommen' dadurch erkauft, dass man nur das spielen kann, was man eh schon drauf hat, dagegen aber neues lernen wesentlich erschwert wird. Was jeder bestaetigen kann, der mal versucht hat, angekifften Kollegen ein neues Stueck beizubringen. Kiffen macht doof - ist was dran. Trotzdem finde ich das Zeug richtig (und nicht zu oft) verwendet ein Hilfsmittel, sicherlich nicht fuer Gigs, aber fuer die Arbeit im stillen Kaemmerlein. Wenn man das heutzutage sagt, bekommt man meistens Pruegel, weil das so ankommt, als wolle man das Gefahrenpotential leugnen. Will ich aber gar nicht -KIffen ist sicher weniger harmlos als man 'damals' dachte. Ich spreche  hier aber nicht ueber Dauergebrauch (was man Missbrauch nennen koennte) - weniger (viel, oft) ist bei diesem Stoff mehr. Selbst T. McKenna, ein Drogenapostel mit teilweise recht eigenartigen Ansichten, sagte hierzu, Cannabis sei am effektivsten bei maximaler Haeufigkeit des Gebrauchs von 1x die Woche, und hier stimme ich ihm ausnahmsweise mal zu. Ich benutze das Zeug gelegenlich niedrigdosiert als Anregungsmittel zum Ueben, und zwar motiviert es mich abends noch mal fuer ein, zwei Stunden in den Uebungsraum zu gehen, wenn ich eigentlich von der Arbeit platt bin und sonst nur noch vor der Glotze abhaengen wuerde. Was man dann machen kann ist eingeschraenkt (also vielleicht nicht gerade geeignet um Blattleseuebungen von 12-Ton-Kompositionen zu betreiben) - also entweder ist es spielen was man eh schon kann, oder man kann sich auf einen bestimmten Aspekt - z.B. korrekte Koerperhaltung oder Sound production - fokusieren. Halluzination oder nicht - ich habe so schon so einiges verbesserungswuerdiges an meinem eigenen Spiel entdeckt - was dann natuerlich gezieltes Ueben in nuechternen Zustand erfordert. Trotzdem, 'empfehlen' kann man das natuerlich nicht, erstens hat das Zeug schon ein gewisses Missbrauchspotential, zweitens kann man am naechsten Tag verlangsamt sein, und drittens ist es ziemlich lange nachweisbar (bis zu zwei Wochen!) und Routinekontrollen im Strassenverkehr kommen vor.

Hen Profilseite von Hen, 17.04.2009, 10:49:09

Hallo Basstölpel,

ich habe eigentlich nicht vor Drogen zu nehmen und erwarte auch nicht das mir hier jemand dazu raten würde. Es geht mir einfach nur darum sich über dieses Thema zu erkundigen. Dabei gehts ja auch nicht unbedingt um irgendwelche harte Drogen sondern einfach nur um Dopingmittel um sich zu verbessern. Wie im Sport betreiben wir Musiker einen Hochleistungsjob der uns physisch wie psysisch alles abverlangt. Wenn man das dann professionell machen will dann kommt man irgendwann dazu das man (wie ein Topsportler) in einem bestimtmen Moment seine Topleistung abrufen muss, das sined bei einem Probespiel oftmals nicht mehr als ein paar Minuten. Man übt also so in er Regel zwischen 10 und 15 Jahren jeden Tag sehr hart für etwa 5 Minuten. Das ist hart, und falls man das nicht hinbekommt bleibt man arm..

Ich möchte mich einfach darüber erkundigen damit ich weis was es gibt und was es nicht gibt und später dann im Klaren bin wenn ich irgendwas angeboten bekomme oder in sonst irgendwelche Situationen komme. Ich habe eigentlich nicht vor irgendwas zu nehmen, aber wie man hier ja auch lesen kann gibt es Leute die das machen, und wenns hilft meine Güte, warum auch nicht. WIe schon gesagt, ich möchte mich erkundigen um später wenn es darauf ankommt nicht blind irgendwas reinzuschmeißen weil ich so verzwifelt bin. Das es für Lampenfieber viele Möglichkeiten gibt das zu kontrolieren ist klar, und ich möchte mich auch erst mal mit den nicht chemischen befassen. Heute gehört zu einem professionellen Musikerleben alles dazu: praktisches Üben wie mentales Üben, Ausgleichssport, gesunde Ernährung, usw.. wie ein Profisportler halt. Das einzige was man nicht trainieren kann ist das man von der Muse inspiriert wird, und dann sind wir wieder beim  Thema Drogen die da vielleicht helfen können. Eigentlich möchte ich das vermeiden, aber meine Güte, wenns hilft..

Ich bin halt sehr jung und ganz am Anfang, muss mir meinen Weg suchen und mich mit vielen Dingen erstmal beschäftigen, und Doping ist halt ein Thema.

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 18.04.2009, 00:25:05

 Musik als Leistungssport - OK kann man so sehen. Die gesamte Gesellschaft geht ja in die Richtung, entweder sich totarbeiten oder man fliegt raus, Hartz IV.

Ist halt die Frage ob man Bock darauf hat, bzw. ob es nicht in gewissen Grenzen (ohne gleich zum Aussteiger zu werden) auch anders geht. Man kann naemlich auch der Meinung sein, dass Musik - wie andere Kunst auch - Wahrheit im Sinne einer direkten Erfahrung von Realitaet anbietet, die mit objektivierten Kriterien, an denen man irgendein Leistungsprinzip messen koennte, wenig zu tun hat.

Von dieser Perspektive kann man Drogen nicht eindeutig bewerten. Einerseits kann man mit einigem Recht sagen, wenn Musik streben nach Wahrheit ist, sind Drogen Bullshit weil Betrug und damit das Gegenteil von Wahrheitsstreben. Was bringt es wenn man nur mit chemischen Hilfmitteln (vermeintlich) musikalische Gipfel erreicht? Andererseits kann man mit Nietzsche (und Sufi Mystikern) die Wahrheit im Rausch suchen - was dann aber wiederum mit dem funktionalisierten Einspannen von Drogen in ein Zweckdenken (Doping) wenig zu tun hat.

max Profilseite von max, 18.04.2009, 11:21:27

 Stimmt, das Problem ist wohl eher ein gesamtgesellschaftliches, der Unterschied besteht wohl weniger im Genre, in dem man sich bewegt als vielmehr darin, ob man davon leben muss oder nicht.

Somit fände ich den Vergleich mit Topsportlern nicht ganz so passend wie den mit X- beliebeigen Arbeitnehmern: wie viele AltenpflegerInnen der Arbeitsverdichtung in ihrem Beruf mit Tabletten begegnen, möchte ich gar nicht wissen, wie viele FernfahrerInnen die Anforderungen ihres Arbeitgebers, der STVO und ihres Biorhythmus nur mit chemischer Hilfe in Einklang bringen können ebensowenig, wie viele PädagogInnen den drohenden Burnout mit Mams Little Helpers aufzuschieben versuchen, weiss ich ungefähr.

Musik als Kunst und Streben nach Wahrem, Gutem und Schönen zu begreifen dürfte somit einigen wenigen Größen- und uns Amateuren vorbehalten sein.

Dusan Profilseite von , 18.04.2009, 14:47:51

  Ein Hoch auf die Amateure! Sie sind die letzten Unabhängigen unserer von Ökonomen durchstrukturierten Welt. Und auch wenn ihnen bloss ein halbes Stündchen Freiheit am Tag bleibt, so sollen sie nicht aufgeben! ;-)

max Profilseite von max, 19.04.2009, 20:51:54

 Genau!

Dusan Profilseite von , 18.04.2009, 10:46:07

  Musik als Suche nach dem Platonschen Dreiklang des Wahren, Guten und Schönen zu verstehen ist sehr hübsch, geht aber an Hens Ambitionen ziemlich vorbei. Hen möchte auch nicht die Wahrheit im Rausch finden. Hen möchte sich ganz einfach im Konkurrenzkampf  um Orchesterstellen mithilfe von Drogen einen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern verschaffen. Insofern geht es doch um Leistungsgesellschaft und ihre Abgründe.

Hen Profilseite von Hen, 28.10.2009, 10:51:04

Da muss ich doch sehr energisch wiedersprechen! Ich versuche nicht mit irgendwelche Vorteile zu verschaffen durch Drogen oder so. Ich beschäftige mich einfach nur mit diesem Thema und später davor gewarnt zu sein wenn der Moment kommt wo ich auf die Probe gestellt werde. Denn irgendwann bin ich in der Situation und sehe das andere vielleicht sich dopen und ich nicht. Nur weil es keine Regeln in der Musik gibt ist es trotzdem Wettbewerbsverzerrung. Es ärgert mich doch stark wenn man solche Unterstellungen bekommt von anderen Leuten die einen gar nicht kennen und einen nur angreifen wollen weil sie ihn nicht mögen bzw. vielleicht auch ihren eigenen Frust abbauen wollen. Die einzige Droge die ich nehme ist ab und zu mal nen Bier abends, selbst wenn ich noch auf die Bühne muss. Meine Erfahrung ist das es das ich danach aber immer schlechter wurde als davor (vielleicht nicht nach einem aber nach ein paar dann schon) und ich das deswegen auch nur tue wenn mir der Gig egal ist. Und zum Konkurenzkampf um die Orchesterstelle: Nur weil ich mich mit diesem Thema beschäftige heißt es ja nicht das ich Teil dieses Themas bin. Um es noch genauer sagen: Ich bin mir noch gar nicht sicher ob ich überhaupt ins große Sinfonierochester möchte denn mir gefällt es überhaupt nicht mit 7 anderen das Gleiche zu schrubben (ich komme mir total unwichtig vor denn ich bin nur Lautstärkeknopf des Dirigentens) und dazu gefällt mir ein Großteil des gängigen Repertoirs heutiger Orchester überhaupt nicht. Ich kann mit den großen romantischen Sinfonien nicht viel anfagen, habe auch ingesamt nicht viel für die Romantik und danach übrig. Ein Kammerorchester mit einem Schwerpunkt auf "Alter Musik", also einem Repertoir von Renaisance bis Hayden etwa, vielleicht auch noch mal ein Mozart, das ist eher meine Welt. Das heißt aber das eher nix mit toller Stelle im große Orchester drin ist. Es mir lieber das man erst was behauptet wen man sich einer Sache sicher ist. Solche Aussagen wie diese sind nicht schön und gerade im Internet, worauf jeder mitlesen kann, würde ich mir wünschen wenn man etwas vorsichtiger ist. Danke!

Dusan Profilseite von , 02.11.2009, 13:04:52

 Da bin ich aber erleichtert, dass ich dich falsch verstanden habe, Hen. Ja, man sollte vorsichtig damit sein, was man sagt im Web. Man sollte sich aber auch deutlich ausdrücken, sonst kann es eben zu Missverständnissen kommen.

Das Thema Drogen muss man von verschiedenen Seiten betrachten. Je nachdem, was man mit der Droge erreichen will, gibt’s da verschiedene Kategorien:

a)      Bewusstseinserweiternde Drogen:

Ohne LSD wäre das Spätwerk der Beatles ganz anders geraten, wäre überhaupt die Entwicklung der Rock und Pop-Musik anders verlaufen. In den Sechzigern haben viele Musiker damit experimentiert - kaum in der E-Musik (einige Freaks à la John Cage ausgenommen), doch bestimmt im Jazz. Ich vermute, Charles Lloyd oder das Sun Ra Akestra waren da mit von der Partie.

Ohne Cannabis gäbe es keinen Bob Marley, wäre vielleicht der Reggea nie entstanden. Mir persönlich geht nach einem Joint des Rhythmusgefühl flöten - und schlimmer - ich kann meine Musik nicht mehr objektiv einschätzen.

b)      Opiate:

Heroin ist der Dr. Faustus. Unzählige Musiker gaben sich ihm hin, bezahlten einen hohen Preis. Nur einige wenige schufen Grossartiges unter seinem Einfluss. Gefährlich ist es, sich diese zum Vorbild zu nehmen, auch wenn man ihre Musik liebt. Die meisten sind daran zerbrochen.

 c)      Stimulantia:

Kokain und Amphetamine verhelfen zu einem unreflektiertem, starken Selbstbewusstsein. Die passenden Drogen zu unserer Gesellschaft, egal ob im Sport, in der Musik oder anderen Berufen, wo Ängste verdrängt werden müssen und Körper und Geist zu Hochleistungen getrieben werden. Natürlich hilft es einem, bei einem Probespiel oder ähnlichem über die Runden zu kommen. Doch gewöhnt man sich allzu schnell daran. Ich glaube, ein Drogenhund würde in jedem professionellem Symphonie-Orchester losheulen – nicht nur wegen der Musik. Und nach Feierabend braucht man was, um wieder runter zu kommen. Doch ein Cocktail aus verschiedenen Drogen ist unberechenbar.

Ich schätze einen Single Malt oder gelegentlich auch mal einen Joint nach getaner Arbeit zur Entspannung. Doch während des Konzerts bleibe ich sauber. Wie schon erwähnt stimme ich mich lieber mit Meditation oder TaiChi darauf ein.

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 02.11.2009, 13:35:52

 Das stimmt ueberhaupt nicht. Im United Kingdom, dem fortschrittlichsten Land der Welt, gibt es drei Klassen von Drogen, A, B und C. Alkohol ist legal und daher keine Droge.

Klasse A enthaelt u.a. Heroin, Ecstasy, LSD und Magic Mushrooms. Bis zu sieben Jahren Haft fuer Besitz und bis zu lebenslaenglich fuers Dealen.

Klasse B enthaelt  u.a. Cannabis und Amphetamin. Bis zu fuenf Jahren Haft fuer Besitz und bis zu 14 Jahren fuers Dealen.

Klasse C enthaelt u.a. Ketamin (ein Beruhigungsmittel fuer Pferde), und GHB (als "rape drug" in die Schlagzeilen gekommen).Bis zu zwei Jahren Haft fuer Besitz und bis zu 14 Jahren fuers Dealen.

Also man sieht hier, dass die nicht-abhaengig machenden und wenig toxischen (Uebrdosis praktisch unmoeglich) Drogen wie mexikanische Zauberpilze und Cannabis viel gefaehrlicher sind als Ketamin und GHB, die beide toedlich sein koennen, und von denen zumindest Ketamin schwer abhaengig machen kann.

Die obige Klasifizierung wurde von der Labour-Regierung auf den wissenschaftlich letzten Stand gebracht -  vorher waren frische Pilze, die hier in den Highlands auf jeder Schafsweise wachsen, kein Grund fuer Trouble (solange man diese nicht an dritte weitergab und beim erwischt werden sagte, Oooch ich dachte das seien Champignions), und vorher war Cannabis Klasse C. Komischerweise die Gleiche Partei, die auch solide wissenschaftliche Belege fuer Massenvernichtungswaffen in Irak hatte.

Ein gewisser Herr Prof. David Nutt, Neuropharmakologe und Ex-Mitglied der Beraterkommision der Regiertung, hat dagegen kuerzlich den unhaltbaren Standpunkt eingenommen, Cannabis sei weniger gefaehrlich als Zigarretten und Alkohol. Weiter hat er gesagt LSD sei weniger gefaehrlich als Alk, und ein Ecstasy Trip ungefaehr so gefaehrlich wie ein Reitausflug.

Da Wissenschaft nur dann richtig sein kann wenn sie die Politik der herrschenden Klasse rechtfertigt, ueberrascht es nicht dass Prof. Nutt gestern gefeuert wurde.

 

Dusan Profilseite von , 02.11.2009, 14:03:05

 God s(h)ave the Queen

DumDiDum Profilseite von DumDiDum, 02.11.2009, 13:16:49

 Ein Kammerorchester mit einem Schwerpunkt auf "Alter Musik", also einem Repertoir von Renaisance bis Hayden etwa, vielleicht auch noch mal ein Mozart, das ist eher meine Welt. Das heißt aber das eher nix mit toller Stelle im große Orchester drin ist.

Wobei ich da die Gefahr des Dopens durchaus noch eher sehe als im großen Orchester. Bassisten sind ja im Letzteren nicht unbedingt die Frontmänner, und da verzeiht auch die Egomanengemeinschaft namens Orchester schon mal Lapsi. Die Fehler der "kleinen" sind keinen Anranzer wert.

Nur im Kammerorchester, da stehst Du ja allein auf weiter Flur. Jeder Fehler ist auch gleich Deiner, und niemand spielt da locker drüber weg. Das Publikum sitzt nicht als graue Suppe im dunklen Saal, nein es sitzt genau vor Dir, hat Gesichter, die sich verziehen können, sieht Dich, riecht die Angst und Unsicherheit... Also ich glaube ganz fest, daß der Weg ins kleinere Ensemble letztendlich der mit dem größeren Druckfaktor ist. Und dann ist auch die Gefahr größer, sich pharmakologische Erleichterung zu verschaffen. Meinst Du nicht auch?

Ich weiß, das Vorspiel für ein großes Orchester ist hart, aber die Selektion für kleinere Gruppen ist ja auch nicht ohne.

Gruß
Roman

Hen Profilseite von Hen, 02.11.2009, 13:56:09

Ja und Nein. Ich denke es kommt einfach darauf an was man gewohnt ist, damit meine ich wie man gelernt hat Musik zu machen. Ich habe von Beginn meiner musikalischen Laufbahn (erst Klavier, dann E-Bass und danz spät Kontrabass) immer in kleineren Ensembles gespielt. Das größte der Gefühle (von der Menge der Musiker her gesehen) waren 12-15 Leute in der Schulbigband. Ganz spät (mit 17 oder 18) bin ich zum ersten mal im großen Sinfonieorchester von 60 Musikern geraten und war dort am Anfang auch erstmal alleine am Bass bevor ich dann einige Mitstreiter bekam..

Was ich sagen will das ich nicht deke das es schwierigier ist in einem kleinen Ensemble zu spielen als in einem großem Orchester - wenn man das vom Thema Lampenfieber beleuchtet. Für mich ist das sowieso nie ein Problem gewesen. Wenn ich entsprechenden vorbereitet war und meine Stücke konnte dann bin ich nie nervös gewesen. Klar merke ich auch das Adrenalin aber es war nie ein Problem damit umzugehen, egal ob in der Jazzband oder beim Solokonzert. Das einzige mal wo ich wirklich richtig nervös war ist die Aufnahmeprüfung gewesen. Das lag aber auch zum Großteil nur daran das ich ein Werk spielen musste was damals eindeutig zu schwer für mich war (und jetzt immer noch). Da habe ich gezittert weil ich wusste das die Wahrscheinlichkeit da ohne falsche Note oder Rausfliegen durchzukommen sehr gering war (von  schön spielen gar zu schweigen). Bin natürlich auch rausgeflogen aber gut, ich habe es erwartet. Wenn ich aber meine Sachen vorbereitet habe dann bin ich nicht nervös denn ich weis in der Regel recht gut was ich kann und was nicht.

Um wieder zurück auf das Thema zu kommen: Ich glaube hier wird meine Absicht ein wenig falsch verstanden. Ich habe selber kein Problem mit Lampenfieber - zumindestens nicht so eines das ich zu irgendwechem Doping greifen muss. Ich möchte mich lediglich informieren aus Interesse. Ich möchte ein "ganzer Musiker" werden, also jemand der nicht nur von Fingersätzen, Stricharten und Tonqualität eine Ahnung hat aber nicht mal wusste wie Bach gelebt hat wenn man ihn danach fragt. Ich bilde mich in vielen verschiedenen Sachen. Für mich ist es genauso elementar sind mit Themen wie Geschichte, Philosophie, Politik, Gesundheit, Theorie, Religion, Aufführungspraxis, etc.. zu beschäftigen wie mir dem eigentlichen Üben am Instrument. Bisher bin ich damit sehr gut gefahren. So gehört zum Thema Gesundheit auch das Thema Doping und ich möchte mich darüber informieren damit ich mir eine Meinung bilden kann. Wenn man von Doping spricht dann muss man eigentlich auch von allen anderen Sachen sprechen die hier dazu gehören - so können 3 Tassen Kaffee vor einem Konzert genauso dopend wirken. Ein schweres Essen am Abend davor hat genauso seine Wirkung wie ein guter oder schlechter Schlaf.

Jeder hat seine ganz individuelle Art mit dem Thema umzugehen und ich finde gerade den Austausch davon interessant denn man kann so vieles lernen. Die Auseinandersetztung mti dem Thema ist der erste Weg um damit umzugehen zu lernen. Ich versuche die Ursachen zu bekämpfen denn ich glaube das es möglich ist Lampenfieber erst gar nicht aufkommen zu lassen wenn es davor entsprechende Maßnahmen getroffen wurden. Ob ich jetzt alleine Bass spiele, mit ein paar Leuten oder im großen Orchester macht keinen Unterschied für mich. Ich habe immer den Anspruch richtig zu spielen im Konzert. Für mich macht es dann eher ein Unterschied vor wem ich spiele und bei welches Gelegenheit. So ist die kleine Darbietung auf einer Geburtstagsfeier weniger nervenaufreibend als das große, monatelang vorher ausverkaufte Konzert in der Philharmonie. 

So viel von mir dazu, es bleibt einfach sehr schwieriges Thema. Ich habe in diesem Threat aber schon viel erfahren und daraus gelernt und freue mich auf weitere interessante Beiträge.
LG Hen

DumDiDum Profilseite von DumDiDum, 02.11.2009, 14:21:41

 So grundsätzlich verschieden sehen wir das Thema gar nicht ;-)

Ich kann mir aber gut vorstellen, daß es Menschen gibt, die innerlich so perfektionistisch angelegt sind, daß sie selbst in faktisch aussichtslosen Situationen noch versuchen, "das Beste" zu geben, wobei das natürlich von vornherein nur "unzureichend" im Sinne des Aufgabenstellers werden kann. Diese Gruppe (anders als Du oder ich offensichtlich - also keine Menschen ohne großes Lampenfieber/Prüfungsangst) neigt schon dazu, sich vor großen Belastungen medikamentös ruhiger zu stellen und/oder leistungssteigernde Hilfen einzusetzen (ich denke da durchaus an eine Freundin, deren Kommilitoninnen an der Palucca-Schule damals Schmerzmittel schluckten, damit sie ihre gebrochenen Ballerina-Zehen nicht spürten). Daß es dadurch noch schlimmer wird und obendrein die Suchtgefahr extrem ansteigt, das ist für den Moment dann egal. Hauptsache ruhig und nicht ganz unfähig... Das Schlimme ist, daß ihnen meist der Teufelskreis zwar bewußt ist, aber ein Ausbrechen ja faktisch icht möglich. Man kann halt nur so gut sein, wie man ist - und nicht so gut wie man sein will. Viele ehemals große Musiker sind an diesem ständigen Anspruch an sich selbst zerbrochen. Wie gesagt, schau mal hin, wer alles so aus großen Orchestern gehen mußte - und warum. So mancher fristet heute sein Leben als musizierender Alkoholiker oder auf anderen Drogen.-(

Und wenn man genau hinschaut, dann ist es selten ein realer Anspruch von außen, es ist ein selbst gebastelter (Fehl)Anspruch an die eigenen Fähigkeiten. Wenn er gesundes Maß hat, dann entwickelt man sich weiter, nimmt die Entwicklung auch bewußt wahr und benötigt keine körperfremde Droge. Stellt man sich aber immer bei 90% Erfüllung die nächstgrößere Aufgabe, dann bleibt immer ein Unerfüllstsein zurück. Und das wiederum will kompensiert sein - im einfachsten Fall mit der Pille.

Ich denke mal, bevor man sich über die Drogenproblematik an sich Gedanken macht, muß man sich die Persönlichkeiten anschauen. Es gibt halt Leute, die stehen ganz locker "auf der Bühne" und welche, die sterben 2h lang fast vor Angst. Beide sind meist gleich gut, nur einer nimmt es wahr, der Andere nicht. Einer geht entspannt und zufrieden vom Gig (und badet in Endorphinen), der andere ist froh, es wieder mal nahezu fehlerfrei "überlebt" zu haben. Komm diesen Leuten mal nach dem Konzert mit einer "falschen" Kritik zu nahe - Hölle sag ich Dir ;-) Da entlädt sich der Streß von Tagen in Sekunden - und in Tränen. 
Gehört man zur ersten Gruppe - Glück gehabt. Gehört man zur zweiten Gruppe: Finger weg von allem, was "hilft"!

Gruß
Roman

 

Ceperito Profilseite von Ceperito, 18.04.2009, 19:42:03

Hallo Hen,
nachdem ich hier schon zehn Tage hier mitlese möchte ich auch noch ein wenig meinen Senf dazu geben:

Ich habe vor zwanzig Jahren mal das Vergnügen gehabt, ein langes und schwieriges Solostück (für Gitarre) zweimal aufzunehmen: Beim zweiten Mal hatte ich drei Biere getrunken.
Die Ergebnisse habe ich mir am nächsten Tag angehört und danach nie wieder unter dem Einfluß irgendwelcher Drogen Konzerte gegeben oder Aufnahmen gemacht.

Probier´ es selbst und Du wirst feststellen, daß Du Dich `gedopt` vielleicht besser fühlst - aber Deine musikalische Leistung wird dadurch nicht im Geringsten verbessert.

Vorspielsituationen wie Du sie erwähnst, kann man, glaube ich, mit Solokonzerten in Bezug auf Folgendes gleichsetzen: es sind Prüfungssituationen.
Nach über fünfhundert Solo-Gitarren-Konzerten kann ich Dir folgende Erfahrungen berichten:
- Natürlich versuche ich immer, mich optimal vorzubereiten. Aber das hat keinen Einfluß darauf, daß es nun mal Konzerte gibt, bei denen ich besser spiele und welche, bei denen ich schlechter spiele. Erstens kann ich das nicht beeinflussen sondern muß es akzeptieren. Zweitens sagt das subjektive Empfinden beim Spielen wenig über die Quatität des Gebotenen aus: Wie oft ist es mir schon passiert, daß ich beim Spielen im Konzert dachte, "na, das hast Du jetzt aber versaut", um dann beim Abhören des Mitschnitts festzustellen, daß alles in Ordnung war.Und umgekehrt: Mit dem Gefühl des Olympiasiegers nach dem Konzert im Hotelzimmer noch mal kurz in den Mitschnitt reingehört, hat mich so manches mal stark ernüchtert.
- Das eigene Wohlbefinden hat keinen Einfluß auf die Qualität der Musik. Bei mir verschwinden in den zwei Stunden, in denen ich konzertiere, sämtliche Gebrechlichkeiten - kommen danach aber in aller Heftigkeit wieder. So habe ich Solokonzerte gegeben mit hohem Fieber, klopfendem Zahnnerv, Grippe, entzündetem Ohr, Magen-Darm Grippe (mit Durchfall), etc.
Für die Dauer des Konzerts war ich davon befreit und die Konzerte waren wie immer: einige waren gut, einige waren weniger gut.
- Besonders auf Tourneen sind die Begleitumstände manchmal so suboptimal, daß ich mich manchmal trotz bester Gesundheit gefragt habe, wie ich unter solchen Umständen noch Musik machen kann (z.B.: Ärger mit dem Veranstalter, schlechte Akustik, etc.) - auf die Qualität meiner Konzerte hatte das keinen Einfluß, einige waren besser, einige schlechter.
- Bei allen Konzerten achte ich immer darauf, daß ich mich mindestens eine halbe Stunde in Ruhe vorher einspielen kann - das mache ich übrigends auch seit drei Jahren auf dem Kontrabass, selbst wenn ´s nur ein leichter Aushilfsjob ist. Vor ein paar Jahren spielten auf einem Gitarrenfestival mehrere hochkarätige Gitarristen an einem Abend und ich hatte die undankbare Aufgabe, das Festival zu beenden. Leider gab es keinen Raum zum Einspielen und so saß ich geschlagene zweieinhalb Stunden im Konzertsaal im Publikum mit eiskalten Händen und Füßen um dann im `Kaltstart` eine dreiviertel Stunde in gewohnter Qualität zu spielen. Auch das ging gut.
- Und manchmal ist alles perfekt, nette Leute vor und hinter der Bühne, gutes Publikum, etc - und trotzdem war meine musikalische Inspiration (oder wie immer man das auch nennen möchte) einfach nicht richtig da.
 

Zum Schluß ein kleiner Tipp:
Hen, nimm´ Dein Spiel so oft wie es geht auf und hör´ es Dir kritisch an. Was Du dabei lernst, kann Dir kein Lehrer geben:
Eine gesunde Einschätzung Deiner Fähigkeiten. Ohne Doping.
 

Daß auch im Bereich `subventionierter Hochkultur`(wie es ein GEBA-Mitglied mal ausdrückte) Stellen nicht nur nach Fähigkeiten sondern auch nach `Stallgeruch` vergeben werden, ist traurig aber wahr. Auch hier hilft Doping nicht.
 

Viel Erfolg und liebe Grüße von Jan
 

 

 

Franziskaner Profilseite von Franziskaner, 28.10.2009, 01:28:51

 So lange keine regeln ung gesetz  es gibt für mich es ist alles erlaubt und scheisse egal...alkohol, marihuana oder wer weiss... Die frage es wäre, ob in musik sollten so alle grossartige künlsler gewessen haben  ohnne "drogen"...eine Pastorius glaube ich nich... also "who cares!!.."...

Ceperito Profilseite von Ceperito, 28.10.2009, 09:15:16

Jaco Pastorius ist ein gutes Beispiel zur Abschreckung, sein musikalisches Werk entstand ohne Drogen und später, unter Drogeneinfluß, hat er nur noch reproduktive Leistungen erbracht.
Nachzulesen in der Biographie "Jaco" von Bill Milkowski (c) 2005 Backbeat Books.
In dem Buch kommt auch Stanley Clarke zu Wort (S.:292): "(...)I guess the only good that comes out of Jaco´s dead is a lesson to young musicians: Don´t do what this guy did. He was a genius, and then he started fuckin´ around with drugs and drink, and it destroyed him.(...)"
LG Jan

Franziskaner Profilseite von Franziskaner, 28.10.2009, 10:29:04

 Guten Morgen Jan

Stimmt was Du und Clarke sagen   vielleicht meine beispiel war ein bischen übertrieben, ich wollte nur sagen das es gibt leute das gut spielen kann nur nach ein joint oder ein glass whisky. Das für mich es ist schon doping aber es ist mir egal. Sicher wenn man übertrieben wie die gute Jaco kommt in eine schlechte ende.

Komischerweise ich verstehe nicht wieso ich akzeptiere die "doping" in musik aber nicht in sport!

Grüsse

Ricci Profilseite von Ricci, 28.10.2009, 08:58:55

 Ich finde die Frage von Hen weder doof noch von offensichtlicher Hinterabsicht, sondern sehr berechtigt. Gedopt wird schließlich überall, doof ist, wer sich diesbezüglich etwas vor macht. Im Sport heucheln wir Entsetzen, wenn es wieder ein Rennradler erwischt hat. In der Politik machen wir uns nichts aus gedopten (Beta-Blocker, Tranquilizer, Aufputschmittel...usf.) Verantwortlichen - ja, wir lassen uns von hemmungslos von gedopten Politikern regieren.
Und in der freien Wirtschaft: wer nicht mithalten kann, muss schauen, dass es mittels pharmazeutischer Produkte klappt (Antidepressiva, Abführmittel, Aufputschmittel...weiß der Teufel). Eine große Heuchelei jedenfalls - warum sollen Musiker davon also frei sein? Natürlich haben diese Menschen erheblichen Streß und müssen auf den Punkt genau Höchstleistungen abrufen können.

Die interessantere Frage ist, machen die Drogen tatsächlich die Performance besser? Ich kenne Musiker aus einem weltbekannten Kammerorchester, deren Chef merkt sofort, wenn jemand zu den kleinen Helfern gegriffen hat. Interessierte sollten das tatsächlich, wie vorgeschlagen einfach mal selber testen und Tage später kritisch anhören.

Nach meinem Verständnis wäre mir Musik ohne Drogen lieber, aus dem selben Grund wie ich Radsport als rasende Medikamententransporte langweilig finde. Die Kunst ist also nicht nur, das Instrument optimal zu beherrschen, die Musik verstanden zu haben und entsprechend vortragen zu können, sondern auch sich selber, d.h. den Körper, die Psyche etc. so genau zu kennen, dass man sich ohne Drogen jederzeit in den Zustand bringen kann, der Höchstleistung ermöglicht. Oder noch mal anders gesagt: Profimusiker müssen so gut spielen können, dass eine Leistung, die etwas unter der eigenen Höchstleistung liegt auch noch als gelungene Musik durchgeht. Genau das lernt man während der Ausbildung, das muss man trainieren und immer wieder üben. Von daher ist die Frage von Hen überhaupt nicht daneben, sondern mehr als berechtigt. Der Stress für ihn wird kommen und er wird sich mit dem Thema auseinander setzen müssen. Wer das nicht tut, wird zu Drogen greifen müssen, weil er andere Wege mit Stress umzugehen nicht rechtzeitig gelernt hat.

Und zum Schluss: man sollte auch ein wenig gnädig sein, Fehler sind menschlich und niemand ist frei davon.

DumDiDum Profilseite von DumDiDum, 30.10.2009, 09:44:50

Das Thema ist so uninteressant nicht, aber ich denke mal, das klassische Doping ist weniger verbreitet. Eher kann ich mir vostellen, daß leistungserhaltende und beruhigende Drogen angewendet werden. Schaut Euch mal einen Robby Williams vor einem Konzert an! Der ist kurz davor, sich in die Hosen zu pinkeln vor Lampenfieber. Und das passiert ihm, obwohl er theoretisch auf der Bühne stammlen und hinkacken könnte - es würde keinen Abbruch bedeuten.

Ich denke mal, jeder ernsthafte Künstler kennt dieses Phänomen, daß man, obwohl man weiß, daß man gut oder sogar sehr gut ist, sich vor Angst fast umbringen könnte - gerade in den, von Hen so passend beschriebenen, Situationen.

Ich z.B. habe anfangs (vor gut 20 Jährchen) als Sänger und Frontmann unserer Truppe (keine Band, Chorsolo und reines Vocal im kleinen Kreis!) viel Kaffee getrunken. Das Ergebnis war, daß man schwitzte, ständig pinkeln mußte und zappelig war - und im körperlichen Chaos dann den Text vergessen hat ;-) Oder der Hals war so rauh, daß die Übergänge nach oben wegrutschten - megapeinlich und eigentlich nicht meine gewohnte Art.

Irgendwann habe ich dann angefangen, einfach nur mein eigenes Ding zu machen - Publikum ausschalten, Idee zum Song aufbauen, Wut ansammeln (der auch mal Schmerz und Liebesleid ;-) - und dann einfach ausleben. Man weiß, was man kann und was nicht. Und wenn einer von außen kam und sagte: "Das klang ja blöd.", dann konnte ich lächeln und antworten: "Mach's erst mal mindestens genauso, dann denk ich weiter drüber nach." Und wenn es jemand sagte, der fachlich besser war als ich, dann habe ich einfach zurückgefragt, was ich ändern könnte, und schon war auch das positiv und kein Grund zur Besorgnis mehr. Zu wissen und zu verinnerlichen, daß es IMMER einen geben wird, der besser ist als man selbst, das beruhigt ungemein - und entspannt auch im Vorfeld.

Die beste Droge war immer noch das eigene Endorphin. Ok, nun ist ein gespieltes Instrument etwas anderes als die Stimme, aber auch mit der kann man grausam patzen als Solo. Einsätze, Melodie, Lautstärke...wie beim Instrument auch. Und wenn dann das Publikum die Brauen hochzieht, dann hast Du als Sänger nicht mal die Möglichkeit, Dich auf ein Ding in Deiner Hand zu konzentrieren oder die Schuld innerlich darauf zu schieben. Nee, da gibt es nur Dich ganz allein - DEN "Oberversager".

Was ich allerdings damals gelernt habe, ist die Musik für sich selbst zu machen, und zwar nur für sich. Der zu erlangende Applaus ist zu kurzlebig für den Aufwand und die Unsicherheiten, die aus Drogen oder anderen Mitteln resultieren. Das Gefühl aber, was ein, nur für sich selbst erlebtes, Musikstück einpflanzt, das hält Tage und Wochen. Es gibt sogar Stücke, von deren Aufführung ich motivationstechnisch heute noch zehren kann. Und die Präsentation liegt über 20 Jahre zurück! Der Witz ist, daß die Stücke, bei denen mich der Außeneindruck am wenigsten interessiert hat, heute noch als die besten gelten. Diesen Umstad kenne ich auch von anderen Musikern, die dann am besten waren, wenn sie fast in Trance und kurz vor'm vom Stuhl Fallen waren ;-) Alles, was ansonsten schief gegangen ist, das hatte nachvollziehbare Gründe, und ist auch zutiefst menschlich. Wenn man diese A...ruhe erst mal entwickelt hat, dann ist das Lampenfieber (oder Prüfungsangst) auch weg. Und dann braucht man keine Droge und kein Aufputschmittel mehr.

Und noch was: Nicht jeder Fachmann, der im Publikum die Nase rümpft, ist es auch wert beachtet zu werden. Wer es ernst nimmt, der schlußfolgert aus Deinem Fehler Deine Entwicklungsmöglichkeit - und wird manchmal sogar versuchen, Dir zu helfen. Wer nur Kritik üben will, ist sich meist selbst gar icht so sicher ;-) Ist auch eine Erfahrung... es gibt so viele tolle und richtig gute Musiker, die ich im Leben persönlich niemals kennenlernen möchte (weil sie menschlich absolute Würste sind;-). Was stört mich deren Kritik dann?

Fazit: Droge = überflüssig, wenn's im Kopf stimmt.

 

Gruß

Roman

 

PS: Was ich mir gut vorstellen kann ist, daß viele Musiker ein Problem mit ihrem Selbstwertgefühl haben. Musik (beruflich ausgeübte) ist in unserer Gesellschaft ein ständiger Kampf gegen Vorurteile und Konkurrenten. Der Musikus wird nicht auskömmlich von der Gesellschaft honoriert und muß sich ununterbrochen durchbeißen. Das führt zu Angst. Und wenn man dann, wie die meisten musisch begabten Menschen, auch eher noch sensibel ist und kein martialisches Rauhbein, dann schlägt diese Angst immer wieder durch. Insofern verstehe ich, daß es viele Musiker gibt, die sich Mut antrinken oder -kiffen müssen. Und gerade in klassischen Orchestern ist es so selten nicht, daß Musiker wegen Alkoholsucht und/oder Tablettensucht gefeuert werden. Die Arbeitsgerichte sind voll mit passenden Klagen zum Thema...

Harami Profilseite von Harami, 02.11.2009, 13:48:47

 Dass auch und gerade im Stress der klassischen Vorspiele Medikamente wie Betablocker eine große Rolle zu spielen scheinen zeigt dieser Thread im amerikanischen TalkBass-Forum (Abt. Kontrabass/Klassik):

http://www.talkbass.com/forum/showthread.php?t=591059

Ricci Profilseite von Ricci, 02.11.2009, 14:43:16

Das meinte ich mit: wir werden auch von gedopten Politikern regiert (usf.) - das Mittelchen (Beta Blocker) wird ja jedem mit Stress nahezu aufgedrängt - auch ich hätte es schon haben können. Als ich das ablehnte, lachte mich der Arzt aus und plauderte aus dem Nähkästchen, wer das alles bekommt....also nicht nur Piloten, wenn sie die Überschallgrenze durchbrechen um klar im Kopf zu bleiben...oder Herzkranke...nein, nein.

Den Rest dazu kann man sich denken, desswegen finde ich es Heuchelei so auf die gedopten Sportler zu schauen (wobei ich Doping grundsätzlich nicht gut finde) - die meisten dopen, selbst kleine Angestellte, der Stress ist heute allgegenwärtig. Was früher Managerkrankheiten genannt wurde, kann mittlerweile jeden treffen.

Die Frage von Hen ist hochbrisant, aktuell und jeder muss sich damit füher oder später auseinandersetzen und ggf. Mittel und Wege zu finden, wie man auf dem Teppich bleiben kann ohne Dope. Für mich funktioniert Qi Gong ganz gut. Aber das muss wie gesagt jeder selber für sich herausfinden und vertreten.

Franziskaner Profilseite von Franziskaner, 03.11.2009, 19:31:16

 Genau, von politikern regiert und so weiter wie dirigenten, darstellernInnen, singers, und bla bla bla... Wahrscheindlich kontrollieren doping nur in sport oder in polizei!

Wie früher gesagt mir es ist eigentlich egal, aber nicht in sport... Habe mich darüber gedacht und es ist vielleicht das ich sehe nicht die musik oder das welt wie eine komkurrenz oder wettbewerb oder sogar ein kämpf. Habe immer versucht was ich mache zu genissen und mir gücklich zu machen!.

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 03.11.2009, 15:01:55
Hen Profilseite von Hen, 03.11.2009, 17:28:12

Toller Beitrag! Vielen Dank!

Wenn die Zahlen, welche dort genannt werden, wirklich stimmen, dann bin ich sehr erschrocken. 60% alles Solisten in den Orchestern nehmen Beta-Blocker?! Das wäre der Hammer, das hätte ich so nicht erwartet...
Was jetzt interessant wird: Wie ist es mit Jazzmusikern? Sind da Beta-Blocker auch so sehr verbreitet? Oder greift man da eher nach anderen Methoden welche nicht nur Adrenalin unterdrücken sondern das Bewustsein erweitern, also Drogen verschiedenster Art? Gibt es dazu irgendwo einen Artikel oder irgendwelche statistischen Erhebungen?

Nochmals danke Basstölpel, dieser Artiker hat mich echt zum Nachdenken gebracht und wirft ein klein wenig mein bisheriges Bild über das Orchester um..

Neuester Beitrag Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 03.11.2009, 19:49:01

 Beta-blocker bei Jazzmusikern: habe ich noch nie gehoert. Bin aber eh nicht auf dem laufenden, lernte erst durch diesen Thr. dass diese Herzmedikamente ueberhaupt missbraucht werden.

Bei Top-Jazzern hoert man manchmal was von Koksproblemen, habe ich z.B. ueber 2 Jazzdozenten von ihren Studenten gehoert.  Namen werde ich natuerlich nicht nennen. Aber gut, das Zeug ist halt heute leider ziemlich verbreitet (nicht nur in den USA, obwohl dort wohl schon laenger und noch ausgepraegter als hier) und halt nicht ganz ungefaehrlich, also warum sollen ausgerechnet Musiker davon verschont bleiben. Ich persoenlich fand  Leute, die damit was zu tun haben, immer eher unsympathisch oder uninteressant. Eine Droge die mich genauso wenig interessiert wie ihre Konsumenten.

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