Hallo Tobi,
ich will noch mal etwas präzisieren, da du viel von Sustain sprichst und (zurecht) davon schwärmst. Was ich deutlich machen wollte war, daß sich auf einem Kontrabass ein "traumhaftes" Sustain nur dann bilden kann, wenn Du mit Deiner linken Hand die Saite stark genug greifst. ("Drücken bis der Saft aus dem Holz quillt")
Der Grund wird Dir als Cellist natürlich klar sein - es handelt sich beim KB um ein bundloses Instrument auf dem bei gegriffenen Tönen die schwingende Saitenlänge durch Einquetschen der Saite zwischen Fingerkuppe und Griffbrett entsteht. Nun ist Deine Fingerkuppe relativ weich, auf jeden Fall weicher als Saite und Griffbrett. Eine immer besser werdende "Definition" der Saitenlänge entsteht mit zunehmenden Druck, weil dann das Fleisch Deiner Fingerkuppen gestaucht wird und dadurch härter auf die Saite einwirkt.
Auf einem bebundeten Instrument geht das wesentlich einfacher, weil der Bunddraht hart ist und einen sehr exakten Punkt für die Saitenlänge ergibt. Auf einem Instrument mit dünneren Saiten (Cello, Bratsche und wie sie alle heißen) geht das im Vergleich zum KB auch wesentlich leichter. Grund ist, die dünneren Saiten haben weniger Masse, nehmen weniger kinetische Energie auf und haben daher weniger Tendenz unter der Fingerkuppe wegzurutschen bzw. die Fingerkuppe als dämpfend zu erleben.
Es gibt in Jazzkontrabassspieltechniken die bekannten "Deadnotes" (das macht man natürlich auch auf dem E - Bass) diese Deadnotes sind gewollt, werden gezielt eingesetzt. Überspitzt gesagt könnte man allerdings ihre Ausführung als den Gipfel von beschissener Greiftechnik beschreiben. Die Saite wird so lasch gegriffen, daß sie nicht mal aufs Griffbrett heruntergedrückt wird. Der Ton macht darum Plopp, ist leise, kaum als definierte Tonhöhe wahrzunehmen und kurz - also das Gegenteil von "traumhaften" Sustain. Ganz ähnlich kann man beim Arcospiel Staccato und gebundenes Staccato erzeugen.
Weil der harte Griff eben so wichtig fürs
Sustain ist und weil das nur durch präzise Technik und Üben zu erreichen ist, ist mir noch kein Mensch begegnet der dies beim ersten Ausprobieren adäquat gekonnt hätte, ob Holzfäller, Schmied oder Gouverneur von Kalifornien.
Was Sperrholzbässe anbelangt will ich nochmal sagen, es gibt durchaus annehmbare Soundqualitäten. Das ist eine Eigenheit bei Kontrabässen und anders als bei den anderen Streichinstrumenten. Es kommt sehr auf die Einrichtung und die Besaitung an, vielleicht sind die Saiten auf dem Schulbass von dem Du schreibst einfach ungünstig zum Pizzspiel. Es gibt ausgesprochene Streichsaiten für Kontrabässe, die würden auch auf einem Edelbass im Pizzicato nicht viel hermachen. Auch das ist anders als bei den hohen Streichern!
Ich denke daß man mit einem guten, gut eingerichteten, gut besaiteten Sperrholzkontrabass von der Preis / Soundqualitätsrelation meistens besser bedient ist als mit "billigen" Massivbässen.
An anderen Stellen im Forum schon tausendmal gesagt, wichtig ist gute Beratung und möglichst viel Auswahl, hier sollte Dir ein wirklich erfahrener Bassist (möglichst mit handwerklichen Fähigkeiten) zur Seite stehen.
Ciao Roland