Dave , 10.06.2004, 12:55:11
Dies ist ein Feiertag ganz in meinem Sinne: Viel Lob schon am Morgen!
Was Du hinsichtlich der BigBand ansprichst, ist eine Problematik, die wohl viele hier im Forum betrifft: Man spielt sheet (oft auch shit) Musik, wobei die (schlechteren) Arrangeure in die Pianostimme soviel hineinpacken, dass die Nummer notfalls auch von einem Tenor + Klavier gespielt werden kann. Dementsprechend mit Basslinie. (Viele Pianisten, die ja "genretypisch" so traurig viel alleine spielen, beherrschen auch garnicht die grundtonlosen synkopierten Akkorde in der Linken, die sie eigentlich absondern müssten). Zweites Übel: Längst nicht in allen Bass-Stimmen sind die Akkordsymbole eingezeichnet. Sodass man für die Improvisation der Basslinie das Lied schon hinreichend gut kennen muss.
Natürlich hast Du und auch Mattes völlig recht: Eine Basslinie ständig zu verdoppeln, ist ebenso verboten unjazzig wie wenn der Trompeter das Solo klont, das Bix Beiderbecke 1934 bei den Wolverines auf dem Kornett geblasen hat.
Aber wie sieht die Lösung aus? Bandleader, meist klassisch ausgebildete Musikschullehrer, bevorzugen verständlicherweise oft die "reine Schrift", damit überhaupt was Hörbares rauskommt. Und geht der Bass auf eigene Faust neue Wege, dann kollidiert er im zweiten Takt mit dem linken kleinen Finger des Pianisten, der keinen Zoll seiner 1,22-Meter Tastatur kampflos preisgibt. Notfalls stellt er sein Volume auf Anschlag.
Sicherlich gibt es eine optimale Lösung: Ein Quartett, ein Trio anstatt einer dieser BigBands, die nicht zu Unrecht schon "herds" genannt wurden. Aber nach sowas such ich schon lange vergebens.
Oder nur noch E-Musik, wo es seltsamerweise nix ausmacht, dass Du oft haargenau die Celli nach unten hin kopierst, und im Unisono mit 3 BasskollegInnen die Obertöne abgibst, die die Violinen und Violen erst zum Blühen bringen. Damits ein Prachtorchester wird.
Schönen Fronleichnam noch,
Dave