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Wolfton - oder was?

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Zugeordnete Kategorien: Griffbrett

knechtsenkrecht Profilseite von knechtsenkrecht, 23.04.2004, 14:00:59
Wolfton - oder was?
Hallo Bassisten,

ich habe Rolands Beiträge im Forum zur Stimmung der Saiten unterm Steg gelesen. leider kann ich mir einen stimmbaren Saitenhalter (noch) nicht leisten.
Ich hab jetzt von Paganino für 1,95€ eine einstellbare Kunststoff-Henkelsaite dran, die ich aber nicht lang genug einstellen kann, um das 1/6 der Mensur (Quinte in der Doppeloktave) einzustellen (bei mir Mensur 109cm, Abstand Auflagekante Saitenhalter - Steg 22,5cm). Jetzt habe ich das Phänomen, wenn ich _s_e_h_r_ laut ein b auf der g-Saite streiche, dass dann die
A-Saite einen Schwingungsknoten ca. beim c hat (alles noch 1/2 bzw. 1.Lage) und so heftig mitschwingt, dass es zum kurzzeitigen "Drüberrutschen" des Bogens beim b-Streichen kommt. Dies ist jetzt schon etwas besser, nachdem ich die Saiten Pirastro Obligato aufgezogen habe. Vielleicht weiss jemand einen Rat oder hat eine Idee, was die Ursache sein könnte.

Vielen Dank im Voraus von

Jan
Neuester Beitrag bassknecht Profilseite von bassknecht, 24.04.2004, 12:46:05
Hallo Jan,
es gibt mehrere Möglichkeiten die als Ursache für Dein Problem in Betracht kommen. Ich glaube daß die Gegebenheit "zu kurze Henkelsaite" eher nicht als Grund in Frage kommt. Das was du beschreibst lässt mich eine ungünstige Resonanz - einen Wolfston - vermuten. Es kann z.B. sein daß dieser "Wolf" durch die Masse und Eigenresonanz Deines Saitenhalters entsteht. Möglich ist, daß der Wolf bislang durch einen steifen Metalldraht (als Henkelsaite) bislang gedämpft war und nun hast Du ihn durch die flexible Henkelsaite losgelassen.

- Nebenbei, die von mir ebenfalls sehr hochgeschätzte "Vibrationsentdämpfung" kann ebenfalls einen latent vorhandenen Wolf freien Lauf lassen. Das war auch für den Entwickler des Verfahrens (Prof. von Reumont) der Anlaß gleichzeitig ein Verfahren zum Aufspüren und zur Beseitigung von Wolftönen zu entwickeln.

Man muß sich immer wieder vor Augen halten, daß ein Kontrabass ein gesamtes schwingendes System ist. Ein Klangproblem lässt sich nie auf ein einzelnes Bauteil reduzieren sondern muß immer im Zusammenhang mit der "Resonanzkette" gesehen werden, innerhalb derer das Bauteil wirksam wird.

Wenn Du eine Saite zum Schwingen bringst, ist es immer das gesamte System was an der Tonentstehung beteiligt ist. Es ist theoretisch möglich, daß Dein freier schwingender Saitenhalter z.B. in Zusammenwirkung mit der Schwingung des Wirbelkastens den beschriebenen ungünstigen Effekt erzeugt. Vielleicht liegt es an der Stellung oder Länge des Stimmstockes der die Decke nun zuviel / zuwenig am Schwingen hindert, vielleicht kommt über den Unterklotz der Boden anders in Schwingung und "beißt" sich mit Hals- oder Decken- oder Zargenschwingung. Vielleicht ist es Dein Griffbrettende was nun wie ein Sprungbrett im Freibad schwingt und damit über die Halsschwingung eine Leersaitenschwingung "bekämpft". Vielleicht klingt im Daumenaufsatz nur deshalb alles super, weil Du in der Spielsituation besagten Sprungbretteffekt unterbindest?

So komisch es klingt, es kann sein daß Dein Klangproblem - ausgelöst vom freier schwingenden Saitenhalter - z.B. durch eine Masseveränderung am Wirbelkasten / Schnecke, durch einen anderen Steg / Stimmstock oder durch ein Kontergewicht unterm Griffbrettende beseitigt würde.

Die Möglickkeiten sind zwar überschaubar aber nicht im Sinne des Wortes - man sieht es normalerweise nicht was an ungünstigen Schwingungen abgeht. Das ist der Grund warum Instrumentenbauer gerne Mysterien um ihre Kunst aufbauen und das Prinzip ist dabei das gleiche das Schamanen von Naturvölkern benutzen: "Die Leute lassen sich leicht ein X für ein U vormachen wenn sie etwas nicht sehen oder sonst wie schnell begreifen können". Neben besagten Mysterien werden dann natürlich auch die eigene Handwerkskunst und edle Materialien zur Argumentation herangezogen und das mag auch ins Gewicht fallen, manchmal dienen solche Argumente aber auch zur Sicherung des Geschäftes des Handwerkers (wie beim Medizinmann auch). Was uns "Sterbliche" in Puncto Kontrabassschwingungen sehend macht ist ein Lichtblitzstroboskob (kennt man vielleicht aus der Disco).

Konkreter Tip: spiele und lass während dessen von anderen Leuten den Wirbelkasten festhalten, anschließend das Griffbrettende, dann den Saitenhalter daselbst, die Saitenenden, dann Druck auf verschiedene Regionen der Decke (vornehmlich neben rechten F - Loch). Mit Sicherheit wird sich klanglich einiges verändern und mit etwas Glück kannst Du so eine Ursache Deines Problemes eingrenzen.

Ciao Roland
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