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Begutachtung beim Gebrauchtkauf

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Zugeordnete Kategorien: Kauf & Verkauf

kontrajan Profilseite von , 27.02.2007, 13:08:41
Begutachtung beim Gebrauchtkauf
Hallo zusammen,

habe die Möglichkeit, einen gebrauchten Bass von einem Bekannten zu erstehen - gleich vorweg, ich vertraue ihm 100%, möchte es aber doch evtl. überprüfen (lassen). Das Instrument ist lt. seiner Aussage massiv (schwarz lackiert, kann ich feststellen ob das Holz tatsächlich massiv ist?), Holzart unbekannt, Alter des Instruments ist ca. 40 Jahre, aus deutscher Herstellung. Gibt es irgendwelche Punkte auf die ich besonders acht geben sollte, sprich an denen ich als relativer Laie erkennen kann, ob am Instrument was faul ist bzw. ob noch größere Arbeiten beim Bassbauer durchgeführt werden müssen (Risse, Griffbrettzustand, ...)? Kostet eine Begutachtung durch einen Bass- oder notfalls Geigenbauer üblicherweise etwas? Wer kann im Großraum Düsseldorf solch eine Begutachtung durchführen?

Schonmal vielen Dank für eure Antworten und bässte Grüße,
Jan
Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 27.02.2007, 21:00:52

Hallo Jan,

im Prinzip kann das jeder Geigenbauer begutachten. Einer der auch (oder vor allem) Baesse repariert/baut waere natuerlich vorzuziehen. Normalerweise wird das nicht umsonst sein, und unter Umstaenden wird er dir abraten, um einen seiner eigenen Baesse zu verkaufen. Von daher vielleicht lieber sagen, der Bass sei ein Geschenk oder Erbstueck, und du wolltest ihn falls noetig ueberholen lassen und den Wert fuer die Versicherung wissen. Einfach verschiedene anrufen.

Ob der Bass massiv ist kannst du nur feststellen, wenn die Schnittkanten des Holzes irgenwo sichtbar sind. Z.B. fuer die Decke an den F-Loechern. Meines Wissens werden aber nur Sperrholzbaesse so lackiert, dass man die Maserung nicht mehr sehen kann. Ist es denn schwarz Hochglanz mit "Bindings" a la Rock'n'Roll? Fuer die Decke gibts die Chance dass man das von innen sehen kann (Zahnarztspiegel), da die Maserung bei Furnier normal  anders aussieht als bei Fichte massiv.

Natuerlich gibt es eine Menge Dinge auf die du achten solltest. Frage ist bloss, ob sich das so per Fernanweisung mitteilen laesst, und kommt natuerlich auch drauf an ob der Bass 200 Euro oder 20.000 kosten soll.

Trotzdem ein paar Punkte. Was nicht heissen soll dass ich wirklich Ahnung haette. Holzsorten: Decke Fichte, Hals, Zargen und Boden Ahorn, Griffbrett Ebenholz ist Standard. Der Bass sollte keine offenen Risse und losen Leimstellen haben (Optik und hoeren ob irgendwas rappelt beim spielen). Das Griffbrett sollte OK sein (keine "Aquaplaning-Rillen", wenn moeglich optimal abgerichtet (Hohlkehle)), ebenso der Steg (nicht verzogen, was manchmal mit der Zeit passiert). Ferner solltest du auf die Saiten achten. All diese Sachen lassen sich machen (z.B. Griffbrett, Stegh, Saiten) aber das kann ganz gut was kosten und lohnt sich nur wenn Substanz da ist. Gerade wenn es ein billiger Bass ist, ist optimale Einrichtung wichtig damit da ueberhaupt was rauskommt und es spass macht.

Google mal nach Double Bass guide und lies da herum, sehr informative Site, dann wird vielleicht manches klarer.

 

Tim Profilseite von , 28.02.2007, 08:39:10
Hmmm, schwarz lackiert klingt erstmal nicht nach typischem massivem Kontrabass. Was versteht denn dein Kumpel unter massiv? Sperrholz ohne Plastik :o)? Kann ja sein das er es nicht besser weiß?
Was soll er den kosten? Das ist eigentlich mit die größte Frage...

Ansonsten fällt mir als Kölner (ist das Großraum Düsseldorf :o) sowohl Ahmet Iyidogan und Daniel Kreß ein, zwei äußerst nette Geigenbauer mit viel Kontrabasserfahrung die a) in dem Preissegment um das es geht sowie so nie selber Bässe haben und dir auch nichts aufschwatzen würden und b) definitiv und ehrlich sagen was mit dem Bass ist, und was sie meinen er wert sei. Kosten würde das sicherlich auch nichts.
Ich bin mit beiden bisher immer unkompliziert und gut gefahren

Ps: die Kontaktdaten der beiden findest du in der Bassbauerliste auf geba-online
lg
tim
kontrajan Profilseite von , 28.02.2007, 09:51:03
Danke für eure ausführlichen Antworten! @Basstölpel: Mattschwarz lackiert (also kein Hochglanzlack wie auf diesen Rockabillyhundehütten ;)), keine Bindings. Habe den Verdacht, dass das nachträglich gemacht wurde, soweit ich das beurteilen kann (bisher nur Fotos gesehen), siehts aber ganz passabel aus. Doublebassguide.com kenne ich bereits, wirklich eine super Seite. Sehe ich das richtig, dass das Griffbrett im Prinzip völlig "rund", also gleichmässig nach außen gewölbt, sein muss? Ebenholz erkenn ich gottseidank, sowas gibts aufm EBass auch ;) Gibt es irgendwelche Besonderheiten an der "Brücke" (tut mir leid dass ich das richtige Wort nicht kenne) zu beachten? Preis für das Instrument sind 1600€ VB. Ist übrigens ein 4/4. Werde aber auch mal andere Taktarten drauf probieren ;) @Tim: Ja, für mich ist Köln Großraum Düsseldorf :) Habe da keine Berührungsängste ;) Möglicherweise ist das Holz ja massive "Schichte" :D Mir würde ne massive Decke ja schon reichen, aber ein Sperrholzbass käme für mich definitiv nicht in Frage, obwohl ich die Kiste wohl nicht mit dem Bogen beackern werde. Denke aber das wird in meiner Preisklasse schwierig, wobei ich auf kontrabassist.com ja ein sogar recht ansehnliches Vollmassivinstrument gesehen habe, über den Hersteller haben hier ja einige auuch schon was gesagt.
kontrajan Profilseite von , 28.02.2007, 09:57:50
Lese gerade in einemn anderen Thema dass das Bogenspiel für die Intonation wohl sehr hilfreich wäre. Unter den Umständen möchte ich das also nicht ausschließen, es "mal zu versuchen" 8auch wenn mit der Einstellung vermutlich nichts sinnvolles bei rauskommt).

Achja: Der Bass hat wohl nachträglich an der Griffbrettseite "Bundmarkierungen" eingearbeitet bekommen, die aber sehr dezent zu sein scheinen (auf dem Foto nicht erkennbar). Ich muss gestehen, dass mir das ja doch entgegen kommt, auch wenn es noch blasphemischer ist als ein Fretless mit Bundmarkierungen...
bassgeig' Profilseite von , 28.02.2007, 11:27:24
Hallo Jan,

60\'er Jahre, schwarz lackiert, deutsche Produktion -> hört sich irgendwie nach Framus an. Schau doch mal im Inneren nach ob da vielleicht noch ein Zettel ist.

Ich selber spiele ebenfalls einen blonden Framus-Sperrholzbass aus den 60\'ern. Habe das Teil vor einem Jahr ziemlich günstig von einem Bekannten erhalten. Zum Zupfen ist das Teil genial (voller Ton und guter Druck), sogar im direkten Vergleich mit den beiden Massivbässen meines Lehrers. Beim Kratzen eher nicht, allerdings reicht es mir um die Intonation zu beüben.

Die Preise für diese Kisten liegen bei ca. 500-100 Euro (habe gehört, das Framus-Museum hat erst 1200 Euro für einen mittelmäßig erhaltenen Cutaway-Bass aus dieser Zeit ausgegeben.

Das mit den Bundmarkierungen kannst Du getrost in die Tonne treten. Die funktionieren nicht (habe die Erfahrung schon gemacht.

Grüße
kontrajan Profilseite von , 28.02.2007, 11:35:21
Hallo bassgeig,

danke für den Tip! Ich schau mal ob das Ding noch nen zzettel hat. Interessant auch deine Preiseinschätzung, falls dem so sein sollte dass es ein Framus-Sperrholzzbass ist, müsste da am Preis also noch was gemacht werden :)

Hoffe ich bekomme die Bundmarkierungen ab, wenn sie eh zwecklos sind :)
bassgeig' Profilseite von , 28.02.2007, 14:01:56
Das hatte ich noch vergessen.

Vor der guten Bespielbarkeit standen noch das Auswechseln der Seiten (habe die uralten Darmsaiten durch Pirastro Jazzer ersetzt (ca. 125 Euro) und das Einrichten des Steges/Saitenlage (ca. 80 Euro). Der Hals des Basses war lackiert, was beim Lagenwechsel mit feuchtem Daumen ziemlich unangenehm war. Ich habe kurzerhand den Lack vorsichtig mit Schmirgelleinen abgezogen, das blanke Holz mit Vlies poliert und die Fläche dann mit ein paar Tropfen Öl eingelassen seitdem ist es für mich perfekt und die Bundmarkierungen waren auch weg. Von der Griffbrettfläche selbst habe ich allerdings meine Finger weg gelassen.

Grüße

PS: Die Preiseinschätzung sollte korrekt 500-1000 Euro heissen.
kontrajan Profilseite von , 28.02.2007, 14:30:49
Lackiert ist der Hals nicht. Saiten (dachte an Spirocores o.ä.) und Setup der Saitenlage habe ich quasi einkalkuliert. Gehe aber davon aus, dass das Setup zumindest nicht völlig abartig sein wird, der Bekannte ist selber aktiver Bassist, wenn auch hauptsächlich elektrisch unterwegs.

Erstmal vielen Dank an alle! Werde mit dem Bass, so ich ihn denn gesehen habe, wohl mal nach Köln fahren und ihm dort auf den Zahn fühlen lassen. Habe das dumpfe Gefühl dass ich mir da ein echtes Nischeninstrument ausgesucht habe, vernünftige Händler/Bassbauer scheint es ja nicht gerade viele zu geben! Selbiges scheint zumindest hier in Düsseldorf auch für Lehrer zu gelten, zumindest online ist niemand präsent. Vielleicht versuch ich´s mal an der Musikhochschule mit nem Aushang...
Neuester Beitrag bassgeig' Profilseite von , 28.02.2007, 18:22:53
Nischeninstrument … ?

Ich hatte mit meinem Instrument nie Platz in einer Nische … :-)
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