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hohe e-Saite (für Bassetto)

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bassbär Profilseite von bassbär, 28.09.2012, 17:41:24
hohe e-Saite (für Bassetto)

Hallo liebe Bassler,

Eine einfache Frage - ich hoffe es gibt dazu auch eine einfache Antwort! Wo kann ich eine hohe e-Saite (für einen "Bassetto" à la SiDaTo, also in Quintstimmung G-D-A-e) bekommen? Und die auch möglichst noch pizz-und arco-geeignet.

Meines Wissens bietet keiner der bekannten großen Hersteller so etwas an. Der einzige Anbieter der mir bekannt ist, ist Herr Genßler aus Berlin - allerdings kann und mag ich die dortigen Preise (zur Zeit) noch nicht bezahlen und bei meinem gesperrten Baß hieße das wohl auch Perlen vor die Säue werfen... Zumal Herr Genßler wohl nur Darmsaiten anbietet (?) - ich spiele aber gerne auch pizz./Jazz und dafür dürften die Saiten sicher nicht so gut geeignet sein. Ich wäre wirklich dankbar, wenn mir jemand nach meinen mehrstündigen erfolglosen Internetrecherchen weiterhelfen könnte!

Für alle weitergehend Interessierten (Quintstimmung etc. ist ja immer ein vielbeachtetes Thema): Ich spiele erst seit ein paar Monaten Bass (komme von der Violine, die mir aber schon immer irgendwie zu quietschig war, und spiele auch ein wenig Gitarre) und bin sehr schnell auf das Thema Quintstimmung gestoßen. Ich habe einen gebrauchten Sperrholzbass mit wirklich mäßigem (aber gerade noch brauchbarem) Klang erworben und dann einfach mal die Saiten auf C-G-D-A umgestimmt. Die Klangverbesserung war überwältigend (das soll jetzt keine Werbung für Quintstimmung sein, ist einfach meine Erfahrung), obwohl das Spiel auf der "C"- und der "G"-Saite aufgrund der drastisch reduzierten Saitenspannung natürlich nur als Provisorium funktioniert. Ich habe lang überlegt und hin- und herprobiert ob ich nicht doch besser mit Quartstimmung fahre - die Grifftechnik ist für den Anfänger ja doch viel leichter), aber im Ergebnis möchte ich das Resonanzverhalten und die extrem erleichterte Ansprache der Quintstimmung nicht mehr missen. Dann habe ich schnell festgestellt, dass ich die tiefste Saite für meine bevorzugten Stilrichtungen (Jazz einerseits; Continuo-Spiel im Bereich Alte Musik, Barock) nicht gerade häufig brauche und mir eine Erweiterung um eine Quinte nach oben viel mehr Möglichkeiten bietet - ich kann je nach Laune und Erfordernissen oftmals sowohl den Cello-Part (mit vollerem Ton) als auch den Basspart spielen. Der "Bassetto" scheint mit da also eine Art eierlegende Wollmilchsau zu sein, deshalb möchte ich jetzt erstmal für die entsprechende Besaitung sorgen und es einfach ausprobieren. Zur Klarstellung: Natürlich kann ich all diese Sachen nach meinen paar Monaten Übezeit noch nicht richtig spielen (um bösartigen Kommentaren vorzubeugen), aber in diese Richtung soll es in etwa gehen.

Viele Grüße

Bassbär

Ceperito Profilseite von Ceperito, 28.09.2012, 18:35:03

Hallo Bassbär,

wenn Du mit den einschlägigen Saitenherstellern (Pirastro, Thomastik, etc) Kontakt aufnimmst, werden die sicher einen Weg finden, Dir Deine gewünschte Saite zu machen.
Adressen der Hersteller findest Du im Netz und auf der Saitendatenbank hier bei GEBA.

LG Jan

midioma Profilseite von midioma, 29.09.2012, 00:23:38

Wenn Du mit nacktem Darm zufrieden bist, dann werden Dir vermutlich viele wenn nicht alle Darmsaiten-Hersteller etwas entsprechendes fertigen. Wenn Du Glück hast vielleicht sogar ohne Aufpreis. 

Ansonsten wird es teuer, Pirastro macht zwar fast alles, aber mit saftigem Aufpreis, Thomastik will Dir ca. ein Dutzend verkaufen, sonst lohnt es sich für sie nicht. Da kannst Du fast schon Gerolds Saiten kaufen...

Wenn es billig werden soll und Du Dich mit Saitenstärken/Tonhöhen/Zugkraft selbst beschäftigen möchtest, machen vermutlich auch die Inder Dir Deine Darmsaite recht günstig. Die wollen nur den Durchmesser und die Länge der Saite von Dir wissen. Ob sie dann der Belastung standhält ist dann Dein Problem...

Quintstimmung auf G ist schon recht selten, ich habe sie bislang noch nicht wahrgenommen. Sechssaitige Quart-Terz-Stimmung auf G schon eher, damit kann man sowohl 8-Fuß-Continuo spielen als auch teilweise 16-Fuß. Das für den 16-Fuß zu tief liegende eben passend oktavieren. War wohl in der Barockzeit gängige Praxis. 

Im Jazz würden mir E und F aber schon etwas fehlen. Ist wohl auch ein wenig "Bequemlichkeit des Anfängers" nicht gleich in die höheren Lagen gehen zu müssen. Ich kann's zu einem gewissen Grad verstehen, habe ja auch eine hohe C-Saite...
Allerdings muss ich Dich warnen: 
Schon die hohe C-Saite ist in Stahl(seil)kern sehr dünn. Du müsstest schon eine recht kurze Mensur haben, damit Du so eine Saite überhaupt noch kräftig genug auf das Griffbrett drücken kannst (oder Du spielst täglich mehrere Stunden auf dem Bass um jede Menge Hornhaut auf der linken Hand aufzubauen). Bei Synthetikkernsaiten oder Darm mag es noch gehen. Allerdings gibt es bei Darm auch Grenzen der Zugbelastbarkeit, eine lange Mensur kann da ggf. beim Hochstimmen oder bei Klimaschwankungen schon zum Reißen der Saite führen. Bei den Gamben ist mir das mit der höchsten Saite regelmäßig passiert, wenn ich die nicht für Transport und Lagerung nicht mindestens einen halben Ton heruntergestimmt habe. 
Das muss nicht passieren, die Hersteller werden DIr sicher sagen wenn es in den Grenzbereich geht, dafür müssen diese aber die schwingende Saitenlänge deines Instruments kennen. 

Wenn Du Dich für Darm beim E entscheidest, dann würde ich das A (z.B. aus Quarten Solo-Satz) aber auch in Darm nehmen. Der Rest kann auch Stahl(seil)kern sein oder besser Synthetikkern, jeweils mit am Ende niedriger Spannung (z.B. D heruntergestimmte E-Solo-Saite und heruntergestimmte reguläre A-Saite fürs G aus Sätzen mit normalerweise etwas höherer Spannung wie Spirocore/Superflexible oder Obligato/Evah Pirazzi). 

Ansonsten mal den Herrn SiDaTo ansprechen wo er seine E-Saite bezieht und welcher Art sie ist. (Auch die Mensur ist recht wichtig!)

Fivestringer Profilseite von Fivestringer, 29.09.2012, 11:37:56

Lieber Bassbär, so wie ich das sehe, möchtest Du eigentlich garnicht Bass spielen sondern weiter bei der Geige bleiben, wenn Du den Bass wie eine Geige stimmen willst, nur tiefer. Vielleicht solltest Du als Anfänger erst mal richtig Bass lernen, bevor Du mit Stimmungen herumexperimentierst!

midioma Profilseite von midioma, 29.09.2012, 13:04:31

Warum sollte er. Er hat ja erläutert wie er zu dieser Idee gekommen ist. Und was ist falsch daran etwas, das man schon kennt, weiterverwenden zu wollen wenn es für ihn auch sinnvoll ist, wie er ja erklärt hat. 

Man mag es vielleicht nicht mehr Kontrabass nennen, aber das ist doch letztlich egal, solange er was damit anfangen kann. Er wird halt recht allein auf weiter Flur sein und einen Quintstimmungslehrer brauchen (schon allein für die Fingersätze und Lagenwechsel, das ist ja schon deutlich anders als auf der Geige). 

Und ich hoffe, dass er einen kleinen Bass hat (1/4 oder 1/2), zum einen wegen der Saitenproblematik, zum anderen weil es nicht viel bringt für diese Tiefe viel Bassgewicht durch die Gegend zu schleppen. Ein 3/4 mag klanglich noch gerade so gehen, mit den Saiten, na ja, wird halt etwas schwieriger ob das von der Spannung her noch hinhaut. Ich hab ja auch einen 4/4 Fünfsaiter mit hoch-C, ein 3/4 wäre dafür aber sicher besser geeignet. Folglich sollte es für das hohe E eigentlich höchstens ein 1/2 Bass sein. 

Ich frage mich nur, warum er nicht gleich ein Cello genommen hat, aber vielleicht ist im die Tiefe darauf dann doch etwas zu dünn. Insbesondere wenn man auf dem Cello auf tiefe F-Saite in  Quintstimmung geht. 
Oder Du hast doch recht und er will nur ultratiefe Geige spielen. (Dann sollte der Bass aber auch Violinform haben und mit französischem Bogen gespielt werden, oder?)

Gibt es so ein mitteltiefes Bass-Cello nicht bei Caroline Hutchkins (über-)großer Violinfamilie? Ist zwar nicht historisch, aber warum nicht. Vielleicht kann man dort etwas über eine mögliche Besaitung erfahren...

Arcoluz Profilseite von Arcoluz, 29.09.2012, 15:31:51

Hallo Bassbär,

ich bin selbst ein Bassetto- und Quintstimmungsbegeisterter und habe demnach dort auch schon einiges ausprobiert. Im moment spiele ich einen 3/4 Bass mit der "normalen" Quintstimmung in C-G-D-A und bin damit im Moment sehr zufrieden. Ich hatte das Glück, einen Kontrabasslehrer zu haben, der bei Silvio Dalla Torre studiert hat und konnte demnach (nach 2 Jahren "normaler" Technik") relativ schnell auf die 4-Finger-Technik umsteigen um dann auch in einer Quinststimmung zu spielen. Trotzdem ist es nicht verkehrt, am Anfang die herkömmliche Weise zu lernen, da diese doch ein wenig einfacher ist und man vor allem erst einmal Kraft und Hornhaut aufbauen muss. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich zuvor kein Instrument gespielt habe, also quasi bei null gestartet bin. Gleich die 4-Finger-Technik für den Bass zu lernen und in Quinten zu spielen geht für dich sicherlich einfacher, als bei mir, da du schon Vorerfahrung hast. 

Aber zu deiner Problematik mit den Saiten: Bei mir war es in der Tat ganz einfach. Ich habe Pirastro eine E-Mail gesendet, in der ich nach einem Satz Saiten für die Bassetto-Stimmung nachgefragt habe (info@pirastro.com). Es kam schnell eine Antwort und nach ein paar Tagen hatte ich bereits ein Testexemplar zu Hause, du musst sie also nicht einmal sofort kaufen. Allerdings handelte es sich hier nicht um einen "echten" Satz abgestimmter Saiten, sondern um Einzelsaiten aus dem Sortiment (G = F# Solostimmung einen Halbton höher, D = Orchesterstimmung, A = Solostimmung) und einer speziellen hohen e-Saite. Vielleicht haben sie mittlerweile den Satz auch besser abgestimmt (meine Anfrage ist zwei Jahre her).

Zu meinen Erfahrungen mit den Saiten: Die e-Saite hatte einen deutlich nasaleren Klang als die anderen und eine relativ hohe Spannung. Die A-Saite klang hingegen fantastisch. Ich wurde bis zuletzt nicht ganz warm mit der hohen Saite, klanglich war sie nie ganz ausgewogen, auch wenn ich sie spieltechnisch toll finde. Aber hier ist es wohl auch von Instrument zu Instrument unterschiedlich. Ich habe als Bass einen alten Böhmen, der hohe Saitenspannung nicht gut verträgt, was auch ein Grund für den Klang sein konnte, probier es einfach selbst aus. Ich habe dann einfach alle Saiten einen Ganzton runtergestimmt und war mit dem Klang viel zufriedener (also F - C - A - d), da die hohe Spannung viel vom Klang genommen hat. Danach bin ich zu der tieferen Quinstimmung gewechselt und muss sagen, dass sie einfach besser zu meinem Instrument passt, welches insgesamt wohl mehr Bassbetont ist. Für die Stimmung des Bassettos ist ein neuartiges Instrument, welches wirklich auf die Saiten abgestimmt ist, wohl wirklich die beste Wahl, wie man bei Herrn Dalla Torre auch sehen kann.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim ausprobieren. Liebe Grüße, Julian.

bassbär Profilseite von bassbär, 01.10.2012, 18:35:01

Hallo an Alle,

erst einmal vielen Dank für die vielen schnellen Antworten.

Ein Cello wäre natürlich theoretisch die Altenative, es fehlen aber in der Tiefe doch jede Menge Töne und die C-Saite hat auch keine so richtige Durchschlagskraft. Ich mag gerade auch die tiefen sonoren Töne in der Kontraoktave, die das Cello einfach nicht bietet, gleichzeitig aber auch die melodischen Möglichkeiten im 8-Fuß-Bereich. Letzteres könnte ich natürlich auch mit einem Cello erreichen, aber auch da gibt es einen deutlichen klanglichen Unterschied. Die CD von SiDaTo fand ich ganz umwerfend, auch wenn ich eigentlich nicht auf die Romantiker stehe - was er dort spielt, könnte man sicher zum großen Teil auch auf einem Cello produzieren, aber der Klang ist doch viel sonorer. Es soll also schon ein Bass sein.

Zur Mensur: Meiner ist ein 3/4, genaue Maße habe ich gerade nicht zur Hand. Von der Theorie her scheint es doch so zu sein, dass der Korpus des Kontrabass eigentlich zu klein ist für die damit erzeugten Frequenzen - wenn man den Ausführungen von Herrn SiDaTo glauben möchte, die mir plausibel zu sein scheinen. Ich meine, gleiches schon von Cello und Bratsche gehört zu haben. Es entspricht auch meiner Hörerfahrung - fast alle Streichinstrumente tendieren im tiefen Bereich zum Näseln bzw. erreichen dort nicht ihre volle Klangfülle. Beim Bass stört das halt am wenigsten, da der Mangel dort dadurch kompensiert wird, dass die tiefen Frequenzen unmittelbar über den Schalldruck in den Bauch gehen, deshalb ist der Bass ja mit gutem Grund (auch) ein geniales Rhythmusinstrument. Mag sein, dass die Instrumentengröße schon immer ein Kompromiss zwischen Klang und Leichtigkeit der Handhabung war oder man hat bei der Entwicklung der Instrumente einfach mehr Wert auf die Brillanz in den ganz hohen Höhen gelegt. Sicher eine spannende Frage. Jedenfall finde ich es vor diesem Hintergrund gar nicht abwegig, mit der Stimmung in die Höhe zu gehen.

@midioma: Das mit der Saitenspannung bei der hohen c-Saite verstehe ich nicht ganz. Die Tonhöhe hängt doch von der Länge der Saite, der Dicke und der Spannung ab. Je dünner die c-Saite ist, desto niedriger ist dann doch wohl die Saitenspannung, die ich benötige. Weshalb ist die Spannung bei Dir dann so hoch? Mir ist freilich auch schon aufgefallen, dass die c-Saite z.B. bei Thomastik nur in medium und heavy angeboten wird, es wird also was dran sein. Zum Thema hohe Lagen: Ist natürlich auch ne Frage der Bequemlichkeit (zumal die faktisch kaum vorhandene Hohlkehle mir sagenhafte Saitenabstände in den hohen Lagen beschert...), ich denke aber auch, dass die Klangfarbe und Brillanz sich in den ganz hohen Lagen doch deutlich ändert, die höhere Stimmung also doch vielseitiger ist.

@arcoluz: Bin ja ganz begeistert, dass es noch andere Leute gibt, die das gleiche machen (und ähnliche Probleme haben). Leider kann ich jetzt nicht mehr als Pionier der F-C-G-d Stimmung berühmt werden - ich hatte die Idee tatsächlich selbst auch schon, einige Stunden bevor ich Deinen Beitrag gelesen habe (genauer: ich nervte meine Gattin des Nächtens mit diesem Geistesblitz; leider kennt sie weder den Unterschied zwischen Quinten und Quarten noch hat sie jemals ein Instrument in den Fingern gehabt, konnte also diesen Geniestreich nicht angemessen würdigen...). Ich dachte mir, ich mehme einfach eine c-Saite für den Fünfsaiter und stimme sie einen Ganzton hoch, das habe ich ja jetzt schon mit der g-Saite gemacht und mein Bass verträgt das Hochstimmen klanglich und spieltechnisch ganz wunderbar. Ob das natürlich bei 'ner c-Saite auch so gut geht, weiß ich nicht, die Grundspannung scheint ja schon sehr hoch zu sein. Die g bleibt; C bekomme ich durch Höherstimmen der Solosaite um einen Halbton und F ist auch klar. Knackpunkt ist halt das Höherstimmen der c-Saite, kann mir da vielleicht jemand Saiten nennen, die eine eher niedrige Grundspannung haben?

Letztlich werde ich es ausprobieren müssen. Midioma plädiert ja grundsätzlich eher fürs Runterstimmen, das scheint aber mit seinem Bass zusammenzuhängen. Wie gesagt, bei meinen bisherigen Experimenten habe ich durch Höherstimmen eher sogar noch einen etwas brillanteren Klang bekommen. Die Stimmung auf F hat natürlich noch den Vorteil, dass ich nach unten gerade mal einen Halbton zur klassischen KB-Stimmung verliere.

Ich werde auf jeden Fall berichten, was bei meinen Experimenten rauskommt..
  

midioma Profilseite von midioma, 01.10.2012, 19:46:01

Die Dicke hat nur mittelbar etwas damit zu tun. Die Masse ist entscheidend. Un die ist bei Metall recht hoch, daher die dünneren Stahlkernsaiten.

Es gibt zwei Probleme beim Hochstimmen: 
1. die Saite wird sehr viel härter und
2. die Saite kann leicht reissen.

Bedenke, dass nur der Kern der Saite die gesamte Spannung halten muss (schau mal auf die Kugelenden welchen Durchmesser der Kern hat).

Man kann berechnen bei welcher Masse pro m und welcher Tonhöhe wieviel Zugspannung auf der Saite liegt. Das sollte auch nicht zu unausgewogen sein. Glaube mir, ich habe da eine ganze Menge Erfahrung. Irgendwo hier bei GeBa ist ein Thread in dem ich die von mir getesteten hohen C-Saiten alle mal aufgelistet habe, meine ich. Das waren mindestens 14 verschiedene...

Beim Runterstimmen kann Dir zumindest nicht die Saite wegen Überbelastung reissen. Einen halben Ton macht so ziemlich jede Saite mit, aber ich habe mal eine sehr schlappe hohe C-Saite versucht eine Quarte hochzustimmen und bei der Terz ist sie mir um die Ohren geflogen. Vielleicht reicht Dir das als praktischer Hinweis. War eine Synthetikkern-Saite, aber Stahl wird Dir ja sicher zu dünn sein und auch da würde ich das nicht ausschliessen. 

Bei mir ist die Spannung so hoch weil ich einen 109cm 4/4 Bass habe für den es außer Thomastik Spirocore Mittel, die für meine Finger, nicht für meinen Bass, zuviel Spannung haben, keine 4/4 hohen C-Saiten gibt. Das ist so als würdest Du einen 3/4 Bass einen halben Ton hochstimmen, das ist dann alles andere als bequem zu spielen. Die Dünne der Saiten nicht zu vergessen. Es gibt ja schon Leute die sich über eine Spiro G-Saite beschweren, dass sie so dünn sei.
Mein Bass ist mit Spiro Mittel eine Kanone, nur ich bin dem auf Dauer leider nicht gewachsen.

Beim Hochstimmen der Saite muss man am Ende den Zug sehr stark erhöhen um die Tonhöhe noch nennenswert zu ändern, daher wirst Du mit Deiner Terz nicht weit kommen, es sei denn, Du nimmst Saiten, die für eine lange Mensur gefertigt wurden auf einer deutlich kürzeren. Daher auch mein Tipp mit dem 1/2 bzw. 1/4 Bass. Vielleicht findest Du ja auch ein Instrument mit besonders kurzer Mensur aber dennoch voluminösem Korpus. 

Wenn Du das nicht verstehst, dann informiere DIch lieber genauer über die physikalischen Grundlagen und experimentiere ein wenig mit den Formeln (z.B. in einer Tabellenkalkulation). Vielleicht verstehst Du es dann besser. 

Eine sehr grobe Fausformel bei ca. 1m Saitenlänge: 5cm sind ein Halbton. D.h. um die hoch-C Saitenspannung bei gleicher Saite bei hoch-E zu haben sollte Deine Mensur ca. 20 cm kürzer sein (vieleicht auch nur 18cm) als beim Standard-3/4 Bass mit ca. 105 cm. Also 85 bs 90 cm. Liege ich da mit einem 1/2 oder wohl eher 1/4 Bass so falsch?

Denk' nochmal drüber nach. 

Der Unterschied zwischen den meisten Weich- und Mittel-Saiten ist ungefähr ein Halbton (d.h. wenn Du eine Mittel-Saite herunterstimmst, dann hast Du ungefähr die Spannung die eine Weich-Saite aus der gleichen Saitenfamilie haben würde). Der Unterschied zwischen einer 3/4 und einer 4/4 Saite (wenn sie anders gefertigt werden, was aber die große Ausnahme ist, z.B. Spiros) ist ebenfalls etwa ein Halbton. Länger als 95 cm sollte deine Mensur also nicht sein und dann handelst Du Dir mit Standard-Saiten die gleichen Probleme ein, die auf meinem Bass auch habe. 

Ich habe übrigens Innovation 140B auf meinem Bass mit denen ich recht zufrieden bin. Allerdings gibt es meine hohe C-Saite nicht im Handel, da dies eine Chromstahl-umickelte Testsaite ist. Die normalen hohen C-Saiten aus der 140B-Familie sind Alu-umwickelt und haben für meine Bedürfnisse zu wenig Spannung. Das könnte für Dich natürlich gerade gut sein, aber Ob sie die höhere SPannung aushalten weiss ich nicht. Ich mag auch die Alu-Umwicklung nicht. Falls Du es dennoch probieren willst: in England gibt es die Saiten deutlich billiger als hierzulande, es dauert halt nur etwas. 

Kauf Dir doch mal eine Spiro Mittel 3/4 hohe C-Saite und schaue ob Du mit dieser auf Deinem Bass (ADGC) einen 3-Stunden Gig problemlos spielen könntest...

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 04.10.2012, 23:40:21

Hallo,

ich habe auch mal mit quintstimmung experimentiert.

es kommt sicher drauf an was fuer musik man machen will; fuer den moment habe ich das erstmal aufgegeben.

der hauptgrund ist dass ich durch 4 fingertechnik probleme mit der linken hand bekommen habe, und zwar hat das erste gelenk der zeigefingers auf der zum mittelfinger weisenden seite weh getan. da das nicht wegging, habe ich mich kritisch beaeugt und bin zu dem schluss gekommen, dass es an einer seitlichen belastung liegt, die durch die spreizung der hand zustande kommt, sowie verstaerkt wurde das noch durch schlamperei (ellenbogen zu tief).

nach einem bassfreiem urlaub bin ich seit 6 wochen auf strikter simandl diaet (bzw ich spiele zum warmmachen immer eine oder zwei tonarten der sklaenuebungen in der schule von Rollez durch) --- und es laeuft alles wieder super.

es ist sicher nicht unmoeglich diese stimmung zu spielen und sie hat klangmaessig durchaus charme. fuer mich hat sie allerdings musikalisch folgende nachteile:

zunaechst klingt die tiefe C-saite pizzicato nicht, zumindest nicht bei meinem bass. des weiteren finde ich es ziemlich schwer chromatisch zu denken --- ich mache hauptsaechlich free jazz und freie improvisation, und bei der quintstimmung sind einfach die fingersatzmaessigen moeglichkeiten begrenzt  und ich bin in dieser stimmung ziemlich unbeweglich.

es ist gut moeglich dass ich nochmal damit loslege -- dann werde ich allerdings nicht 4 fingertechnik machen sondern eine art erweiterte 3 fingertechnik mit pivoting a la rabbath - das liegt mir mehr.

ich erwarte jetzt fast dass mir 1000 quintenstimmungsfans an den hals springen bzw sagen dass ich alles falsch gemacht habe. ich kann dazu nur sagen dass die meisten klassiker die ich kenne eine recht bequeme saitenlage spielen, und natuerlich eher mit bogen wo man mit links nicht ganz so stark druecken muss bis der sound stimmt. um den pizzicatosound zu kriegen den ich will, ist eine gewisse hoehe der saiten notwendig, und ausserdem spiele ich stahlsaiten (spiros), und dann wird das natuerlich alles ein anderer schnack.

weiter moechte ich sagen, dass der kontrabass als instrument eine gewisse tradition hat, und zu den sachen die mich da interessieren (und das ist nicht unbedingt alte musik) gehoert die quartenstimmung einfach dazu. es bieten sich bestimmte sachen an, die in dieser stimmung gut klingen und gut liegen. sich damit mal auseinanderzusetzen gehoert fuer mich zum studium des instruments. meine exkursion in die quintenstimmung hatten eher den aspekt, zu sehen was passiert wenn man diese "normale" Bass-tradition verlaesst. und ich finde dass das der reiz ist der stimmung - man hat ein voellig anderes instrument, ein monster. wenn es allerdings darum ginge, in einer band basslinien zu spielen, glaube ich ist man mit der quartenstimmung besser bedient. auch als anfaenger wuerde ich das nicht machen. Bassetostimmung waere mir persoenlich zu sehr im Cello-Register. Ich hatte schonmal ueberlegt, mir einen satz zusammenzustellen fuer Eb-Bb-F-C --- muesste man hinkriegen (runtergestimmt: ES, solo-satz B-Saite und solosatz F# saite, sowie high-strung CS) - dann waer man noch im Bassregister haette aber nicht das problem mit der mauen tiefen C-saite.

Saiten machen lassen: ich hatte mir zunaechst einen kleinen bass gekauft, und von der firma lenzner 5 stahlsaiten machen lassen, die die normale quintstimmung und die bassettostimmung abdekcen, zum experimentieren. deren angebot war nicht so teuer (bisschen mehr als 200 tacken). davor kann ich nur warnen - diese stahlsaiten hatten keinen seilkern, sondern drahtkern, und waren deshalb sehr hart und klangen absolut furchtbar. windelband, bei dem ich den bass gekauft habe und dem ich die saiten geschikct hatte, damit er den bass damit einstellt, wollte sie nicht aufziehen bevor ich den bass mit anderen saiten getestet hatte, weil er ahnte wie schrecklich das ergebnis werden wuerde. ich habe dann bei ihm einen satz quinten-spiros gekauft. also die darmsaiten von lenzner sollen ja ganz gut sein, aber diese stahlsaiten waren wirklich nichts. ich habe ihnen spaeter nochmal eine chance gegeben, aber sie waren nicht mal einen nachmittag drauf. die schlechtesten saiten die ich jemals hatte.

so far, good luck.

Neuester Beitrag midioma Profilseite von midioma, 05.10.2012, 01:17:40

Zur 4-Finger-Technik:

Ohne dass ich hier als Experte auftreten will (das bin ich ganz gewiss nicht), aber beim 4-Finger-System in niedrigen Lagen spreize ich die Hand nicht so, dass ich alle Töne gleichzeitig erreichen könnte, davon wird auch durch erfahrenere Experten abgeraten, sondern ich mache es folgendermaßen:

Zunächst zur Veranschaulichung (ich spiele nicht wirklich so, aber man nähert sich auf dem Weg gut der Spielweise an):

Die Hand so halten, dass sich Zeigefinger bis kleiner Finger auf einem Kreisbogen befinden, der Daumen liegt nahe am Mittelpunkt des Kreises, kann aber auch etwas mehr Richtung Zeigefinger wandern. Den Daumen hinten an den Hals legen und die anderen Finger mit einigem Abstand vom Griffbrett halten. Nun die Hand so um den Daumen rotieren bis Zeigefinger oder kleiner Finger die Saite berühren/abdrücken. So erhält man einen weiteren Abstand ohne extreme Spreizung. 

So spielt man natürlich nicht, weil sich Mittel- und Ringfinger so viel zu hoch über dem Griffbrett befinden, aber mit der Zeit kann man die Finger etwas herunternehmen aber das Gefühl wo die Finger landen, das man vorher hatte, beibehalten. Letztlich rutscht man mit den Greiffingern  immer ein wenig herauf und herunter, aber der Daumen bleibt als Referenzpunkt immer am gleichen Ort stehen. Selbst einen um einen Halbton abgespreizten Zeigefinger bekommt man so noch hin. Ggf. kann man auch den Daumen um den Greifpunkt am Hals noch rotieren um etwas mehr Spielraum zu haben. Wichtig ist nur, dass der Kontaktpunkt des Daumens mit dem Hals für alle Töne in einer Lage gleich bleibt. Was für wen da funktioniert und wie sauber man das hinbekommt, muss jeder für sich herausfinden. Ich kann hier nur mitteilen was ich für mich herausgefunden habe. Als ich in Copenhagen war habe ich gesehen, dass Bo Stief das auch so macht und damit, wie er sagte, ganz gut zurechtkommt. 

Für Doppelgriffe klappt das aber natürlich nicht, da gehe ich wieder auf Simandl zurück. Letzlich spielen viele Bassisten wohl auch verschiedenes, je nachdem in welcher Lage oder welche Tonverbindungen das eine oder andere erfordern. Ich ertappe mich hin und wieder auch wieder Simandl zu benutzen, wenn es nicht notwendig wäre, aber warum auch nicht. Für Melodielinien gehe ich aber lieber wieder auf 4-Finger-Technik. Wenn es auf Dauer zu anstrengend wird weiche ich wieder mehr auf Simandl aus. 

Rabbath ist wieder eine ganz andere Kiste. Vielleicht etwas intonationssicherer als 4-Finger-Technik. Da kann ich aber nicht viel zu sagen.

Da ich früher ein wenig Gambe gespielt habe (und Gitarre) liegt das 4-Finger-Technik natürlich näher als Rabbaths linke-Hand-Technik. Anfangs hatte ich auch das Problem, dass ich dachte ich müßte die Hand so sehr spreizen (vor allem bei meiner 109cm Mensur) und das ging auf Dauer natürlich nicht. Inzwischen stört es mich kaum noch, insbesondere weil ich zur Entspannung öfter mal wieder auf Simandl zurückgreife wo ich keinen Vorteil durch 4-Finger-Technik habe. 

Zur Es-B-F-C-Stimmung:
Die hohen C-Saiten in Stahl sind sehr dünn und oft von recht hoher Spannung. Für die heruntergestimmten Saiten muss man dann schon eine hohe C-Saite wählen, die weich ist. Im allgemeinen bekommt man die nur in einer "Härte" (Mittel), wenn es die eine Stufe weicher gibt als die anderen drei Saiten (Solo-Saiten sind eigentlich iimmer vom Härtegrad Mittel) wäre das angebracht. Vermutlich wird man sich aber eine schon im normalen Härtegrad (Mittel) recht spannungsarme C-Saite suchen müssen, z.B. Innovation 140B oder SuperSensitive Supreme oder Pinnacle. 
Spiros in Quintstimmung sind aber schon eine Herausforderung, dann vielleicht eher Obligato...

Stahlkernsaiten spielt heute ja wohl kaum mehr jemand. Viel zu unangenehm zu greifen und sehr metallisch, fast schrill klingend. Kann sein dass sich dass nach vielem Spielen etwas abmildert, aber vermutlich werden die wenigsten die Ausdauer haben das selbst überprüfen zu wollen. Das ist mit en Lenzners wohl dumm gelaufen. Pyramid Gold in Stahl ist auch so ein Kandidat, vermutlich auch Thomastik Präzision und von Pirastro gibt es wohl auch eine Saite mit massivem Stahlkern. Da wäre Darm deutlich besser gewesen (natürlich auch teurer) oder man hätte die Saiten für einen halben oder ganzen Ton höher bestellen sollen, damit der Zug etwas niedriger ist. 

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