GEBA-online

Gesellschaft der Bassisten in Deutschland

www.GEBA-online.de

Gesellschaft der Bassisten in Deutschland



• • • Forum

"Schrappeln" - wie geht das? <

Fürchterlicher Wolfton

> Dragonetti Noten

Auf diese Beiträge antworten | Zurück zur Liste | Zum neuesten Beitrag springen

FeliceIlBasso Profilseite von FeliceIlBasso, 30.06.2013, 22:25:59
Fürchterlicher Wolfton

Liebe Bassisten,

ich war schon lang nicht mehr hier im Forum aktiv, aber mittlerweile spiele ich wieder gern und viel Bass, und würde mich freuen, wenn mir jemand mit meinem Problem helfen könnte.

Meinen Bass (massiv, ca. 100 Jahre, böhmisch, einfach, aber sorgfältig gebaut, mit einem einigermaßen anständig geflickten ca. 30 cm langen Längs-Deckenriss aus Spielersicht rechts unter dem Steg), habe ich schon ca. 10 Jahre. Er ist aber frisch eingerichtet und wurde erst letztes Jahr mit neuer "Takelage" ausgerüstet (Saiten, Saitenhalter, Einhängesaite, Steg, Rohrstachel).

Nun ist das Instrument zwar angenehm zu spielen und hat einen schönen Klang - aber auch einen fürchterlichen Wolf, der mir den Spaß leider verdirbt. Es ist schon eher ein ausgewachsener Grizzly, er liegt etwa zw. Kontra-As und A, wurde im Lauf der Zeit auch bei reichlichem Spielen nicht schwächer, und störte mich immer mehr. Besonders fatal ist er aber jetzt im Moment, da ein Orchesterstück mit einem langen, leisen, getragenen, tiefen Kontrabass-As beginnt - es kommt aber oft nur ein Buller-Krächzen heraus. Hässlich und auch sehr peinlich! Der Wolf muss also weg, und zwar schnell.

Also machte ich mich auf die Suche nach der Ursache des Wolfs, und bin ich wie folgt vorgegangen:

1. Abdämpfen aller Saiten, der Henkelsaite und des Saitenhalters durch reichlich Stofflappen. Beim Klopfen auf die Decke zeigt das Stimmgerät bereits ein zu hohes As an - also da, wo ich den Wolf auch schon entdeckt hatte.

2. Herunterstimmen der A-Saite etwa auf Ges. Ein Helfer spielt gleichmäßig die Saite, ich stimme langsam höher, bis die Wolf-Resonanz eintritt und ihr Maximum erreicht hat (plötzliches "Aufbullern" des Instruments, verbunden mit sehr starkem, für den Spieler in der Leiste spürbarem Schwingen). Das war beim (etwas zu hohen) As der Fall, dachte ich es mir doch.

3. Dumm gucken. "Was schwingt denn da jetzt?"

Für mich sieht das so, als schwinge da etwas am Instrument, das nicht zu den eigentlich "schwingungsfähigen Teilen" gehört, ein Stück Decke, Boden oder Zarge. Das ist natürlich nicht so leicht abzudämpfen wie ein Saitenhalter oder Ähnliches.

Zwar ist mir klar, dass eine Ferndiagnose nicht möglich ist, aber vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich, wie ich das Problem weiter eingrenzen und evtl. beheben kann. Besonders wäre ich für einen Adress-Tipp dankbar, wer im süddeutschen Raum mir da evtl. weiterhelfen könnte, idealerweise entlang der Rheinschiene zwischen Basel und Mannheim.

 Ich würde auch eine etwas aufwändigere Reparatur in Kauf nehmen, frage mich aber, ob es überhaupt eine ernsthafte Chance gibt bei so einem Korpus-Wolf, wenns denn einer ist. Bei einem Cello sah ich mal ein kleines Gewicht, was an der Decke befestigt war, um eine unerwünschte Schwingung zu unterdrücken, aber irgendwie befürchte ich, ich müsste da schon ein ganzes Tauchergewicht dranmachen. Und eigentlich soll das Instrument ja auch schwingen, nur eben nicht mit seiner Eigenfrequenz.

Über Tipps und Erfahrungen freue ich mich ungemein. Danke schonmal!
Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag Abend.

Felix

 

 

 

AndiFant Profilseite von AndiFant, 01.07.2013, 09:41:43

Was kannst Du ohne großen Aufwand ändern lassen:

1.) Position des Stimmstocks.

2.) Saitenhalter -- der wurde getauscht, danach trat das Problem auf. Vielleicht hast Du den alten Saitenhalter noch und kannst es einfach zurückbauen?

3.) Einhängelsaite -- war die vor dem Austausch aus Draht und ist jetzt aus Seil? Dann kann der Saitenhalter viel stärker schwingen. Also zurück zum Draht oder ein dickeres Seil ausprobieren.

Alle Veränderungen beeinflussen auch den Klang. Also nicht enttäuscht sein, wenn der Bass nach solchen Änderungen wieder anders klingt.

Grüße

Andreas

LowB Profilseite von LowB, 01.07.2013, 09:54:21

Hi Felix!

Es wundert mich ja immer wieder, daß solche Probleminstrumente ein so hohes Alter erreichen...

Was Du an der Decke eines Cellos gesehen hast ist ein Schwingungstilger, wird normalerweise innen eingeleimt. Aber, leider: Was beim Cello funktioniert, funktioniert noch lange nicht am Baß, dessen Schwingungsverhalten ist wesentlich komplexer als das das eines Cellos.

Ich würde den Baß mal Ulrich Gleißner vorführen: http://www.geigenbau-gleissner.de/ . Baut zwar keine Bässe, hat aber viele Profibassisten (u.a. des SWR-Orchesters) als Kunden.

Viel Erfolg!

Thomas

midioma Profilseite von midioma, 01.07.2013, 13:33:53

Ich würde das Abdämpfen der Saiten, Unterlängen und des Saitenhalters noch einmal machen, aber nicht mit Stofflappen (da schwingt noch zuviel), sondern vielleicht mit einem Helfer, der mit der flachen Hand die Saiten und Unterlängen mit Saitenhalter abdämpft (Stoff zusätzlich schadet nicht, weiss aber nicht wie viel das bringt). Wenn dann beim Deckenklopfen immer noch besagter Ton erklingt ist es entweder eine Decken- oder eine Volumenresonanz. 

Durch Versetzen des Stimmstockes kannst Du die Deckenresonanz etwas beeinflussen (die Schwingungsmodi verändern sich etwas, da der durch den Stimmstock erzwungene Knoten an anderer Stelle liegt). An der Resonanz des Luftvolumes kannst Du ohne Änderung des Kastens (haben sich Decke oder Boden teilweise gelöst und einen Spalt gebildet, dann wieder zuleimen) oder der Öffnungen (F-Löcher) nichts machen. Darüber mal mit einem Geigenbauer reden. Da das teuer wird und der Erfolg fraglich (hilft es Dir, wenn der Wolf nun auf dem G ist?), erstmal die Stimmstock-Versetzung ausprobieren. Ggf. nicht nur in "Nord-Süd-Richtung", sondern auch mit einem etwas längeren/kürzeren Stimmstock in "Ost-West-Richtung" experimentieren. 

Das Auswechseln des Saitenhalters kannst Du natürlich auch probieren. Ich befürchte nur, dass das nicht so viel bringt (Du hast ja schon alles abgedämpft), aber wer weiss...

Du kannst aber spaßeshalber auch mal die Saiten einen halben Ton herunterstimmen (oder die alten Saiten wieder aufziehen) und schauen was nach 10 Tagen mit dem Wolf ist. (So lange braucht der Bass in etwa um sich an den neuen Deckendruck zu gewöhnen. Eine Woche auf jeden Fall, das hatte ich selbst mal.) Vielleicht ändert sich die Deckenresonanz bei verändertem Deckendruck. 

Wenn gar nichts geht, würde ich (bis auf den Stachel) alles zurückbauen und einzelne Teile nach und nach tauschen bis das Problem eingegrenzt werden kann. Das wird aber ein paar Monate dauern. Das ist Dir sicher auch klar, aber einen besseren Rat werden wir Dir hier sicher nicht geben können. Im Zweifelsfall meint ein jeder was anderes und dann bist Du genauso schlau wie zuvor. 

Ricci Profilseite von Ricci, 01.07.2013, 14:15:27

Außer den bereits erwähnten Maßnahmen hat sich bei mir mal der Austauch der A-Saite bewährt. Man muss nicht alle Saiten mit dem selben Satz spielen. Nachdem ich die A-Saite einer anderen Firma aufgezogen hatte, war Ruhe.

Der Wolf war damals so grauenerregend, dass ich dachte, die Saite wäre kaputt, weil sie klanglich so derartig abfiel im Vergleich zu den anderen. Der Saite hat aber nichtes gefehlt.

Neuester Beitrag Uli Profilseite von Uli, 01.07.2013, 14:38:33

Ich weiß zwar nicht, ob es was bringt: Vielleicht zur Lokalisation mal ein Stethoskop zu Hilfe nehmen.

"Schrappeln" - wie geht das? <Zurück zur Liste> Dragonetti Noten

Nur angemeldete Benutzer dürfen Beiträge schreiben. Bitte hier einloggen: LogIn



Zuletzt aktualisiert von Besucher am 17.03.2024, 19:25:34.