GEBA-online

Gesellschaft der Bassisten in Deutschland

www.GEBA-online.de

Gesellschaft der Bassisten in Deutschland



• • • Forum

Eleganz fehlt <

Kreutzer Etüden

> Kontrabass akustisch entkoppeln

Auf diese Beiträge antworten | Zurück zur Liste | Zum neuesten Beitrag springen

Zugeordnete Kategorien: Üben

vik Profilseite von vik, 01.10.2012, 10:43:44
Kreutzer Etüden

Die Kreutzer Etüden finde ich recht gut um die linke Hand und den Bogen für den ganzen Bass fit zu machen/halten. Was mir immer wieder Probleme bereitet sind die Tempoangaben bei klassischen Stücken. So heisst es zum Beispiel bei der 1. der 18 Etüden als Tempoangabe "Allegro moderato", das ist für den Viertel etwa 112bpm. Meine Frage: spielt das jemand so schnell ( es sind durchwegs Sechszehntel Noten) und gibt's irgendwo eine Aufnahme in diesem Tempo?

besten Dank für eine Antwort, Vik

Hen Profilseite von Hen, 01.10.2012, 13:48:35

Die Etüden wurden ja für Geige geschrieben, so sind alle Angaben dort auch entsprechend für das Instrument gemeint. Ich würde einfach nach bestem Wissen und Gewissen das auf den Bass übertragen. Ein "Allegro moderato" kann auf dem Bass genauso schnell sein wie auf der Geige, muss es aber nicht. Der Maßstab ist, das es klingt. Suche dir dein Tempo, in dem du es gut spielen kanst. Es wird sich dann ganz von alleine entwickeln.

Gruß Hen

 

HerrK Profilseite von HerrK, 01.10.2012, 14:15:25

Hallo,

meine zwei Groschen dazu:

1) Es sind ursprünglich Geigenetüden. Ob der Editor (Simandl, Findeisen, Hrabe?!?) die Tempobezeichnungen mitgeändert hat weiß ich nicht. Ich denke nicht. Der Notentext ist an einigen Stellen ja auch leicht modifiziert.

2) Allegro moderato kann ja auch heißen Achtel = 112bpm (weil du den Wert jetzt nanntest). Es ist mehr ein Gefühl von Tempo als eine absolute Tempoangabe. Übersetze es einfach (mäßig schnell, moderat schnell) und nimm das dann als "Klangvorbild" - es soll eben mäßig schnell klingen. Sechzehntel bei Viertel = 112bpm würde ich nicht mehr als mäßig empfinden.

3) Musikwissenschaftler streiten sich auch hin und wieder, wie schnell denn ein "klassisches" Allegro war oder ein Barockes. Die Tempoangaben wurden ja erst viel später konkretisiert. 1815 gab es das erste Metronom (Maelzelsches Metronom auch M.M. in unseren Noten, z.B. M.M. = 120) und die Tempi wurden konkreter festgehalten.

4) Es ist eine Etüde. Spiele sie so schnell/langsam, wie du es brauchst um gefordert zu sein und wenns dir Spaß macht, dann treib das Spiel halt bis 120bpm, dann kannst du es ja auch mal auf Youtube stellen und hier verlinken 3

Grüße,
K

LowB Profilseite von LowB, 01.10.2012, 14:22:45

Hi Vik!

Zunächst mal volle Zustimmung für Hens Meinung. Tempoangaben, und diese dann noch in Verbindung mit M. M. (Mälzel Metronom) sind immer mit größter Vorsicht zu genießen, darüber sind schon Bibliotheken geschrieben worden. Wichtig: Die Tempoangabe des Komponisten, in diesem Fall "Allegro moderato", und deren Interpretation durch den Musiker. Allegro heiß ja lustig, munter, moderato gemäßigt, also sollte man sich nicht zum Sklaven von irgendwelchen Zahlen und Skalen machen lassen. In der neueren Literatur gibt es ja auch Angaben wie z.B. Allegro - 1/4 = 76. Daß die Mälzel  Metronome zunächst für halbe Noten eingerichtet waren, also mit doppelter Tempoangabe, macht die Sache auch nicht übersichtlicher. Letztlich hängt ein Tempo vom Geschmack, Kenntnis, Musikalität und auch den technischen Fertigkeiten eines Musikers ab.

Natürlich, was Du im stillen (?) Kämmerlein machst, eine Sarabande wie eine Gigue spielst,  ein Lento wie Vivace prestissimo oder eben ein Allegro moderato mit 112 Vierteln, bleibt alleine Dir überlassen. Als Technikschulung vielleicht hilfreich, musikalisch zumeist eher sinnlos. (Mir fallen da so einige Namen ein, besonders unter den Pianisten...)

Die 18 transkribierten Kontrabaßetüden sind ja den 42 Violinetüden von Rudolf Kreutzer entnommen, insofern stimmt die Nummerierung auch nicht, Baß-Etüde Nr. 1 entspricht Etüde Nr. 2 im Original, hierzu gibt es auch ein Youtube Video, das ist allerdings auf sehr bescheidenem Niveau gespielt und wird Dir nicht weiterhelfen.

Grüße

Thomas 

Edit: Überschneidung mit dem Beitrag von HerrK, sinngemäß aber auch nicht widersprüchlich zu meinen Meinungen.

alexhaas Profilseite von alexhaas, 01.10.2012, 15:16:44

Hallo Vik,

ich habe eine Ausgabe von Hofmeister, überarbeitet von Heinz Herrmann. Bei einigen Etüden gibt es da Strichvorschläge, und nicht zu knapp. Geht bis knapp Hundert. Ich kenne keine anderen Ausgaben, deswegen weiß ich nicht, ob das sonst auch so ist.
Und viele dieser verschiedenen Stricharten brauchen definitiv andere Tempi als das ursprünglich angegebene. Du musst das Tempo ja für verschiedene Übeschwerpunkte sowieso frei wählen. Fürs Intonieren wird man langsam, fürs Angebertraining eher schnell spielen. 

Es gibt ja auch die Theorie, daß am Anfang der Metronomzeit die Schläge nicht Viertel, sondern Achtel bedeuteten. Das kann man ja postulieren. Warum auch nicht...

viele Grüße
Alex

Neuester Beitrag vik Profilseite von vik, 01.10.2012, 16:03:20

erst mal ganz herzlichen Dank für die vielen und schnellen Antworten zu meiner Tempofrage. Das bringt mir echt etwas Licht ins Dunkel der klassischen Tempoangaben. Also das mit den Kreutzer Etüden (von Heinz Herrmann) werde ich mal auf 120bbp (Achtel) locker zu spielen üben, ich finde da klingts auch noch nicht gehastet; ich hätte mich gewundert, wenn das jemand in dem Tempo in Viertel auf dem Bass spielt.

liebe Grüsse an alle Vik

Eleganz fehlt <Zurück zur Liste> Kontrabass akustisch entkoppeln

Nur angemeldete Benutzer dürfen Beiträge schreiben. Bitte hier einloggen: LogIn



Zuletzt aktualisiert von Besucher am 17.03.2024, 19:25:34.