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die Hoffnungslosigkeit des Autodidakten

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Zugeordnete Kategorien: Unterricht & Didaktik - Üben

gubi Profilseite von , 17.03.2006, 00:17:30
die Hoffnungslosigkeit des Autodidakten
meine sehr geehrten mitleserinnen und mitleser!

wie ich in vorangegangenen threads gelesen habe, ist es einem normalbegabtem mensch, nicht möglich kb "auf eigene faust zu lernen".
da möchte ich als eingefleischter autodidakt fragen " WAS" denn gelernt werden möchte/sollte!

wenn ich einem musikstück zuhöre - nur zuhöre - und keine punkte habe, welche quasi die musikalische/melodische/harmonische zukunft vorwegbeschreiben - und lerne, auf die musik zu hören und auf meinem instrument die "feeling-mässig richtigen" klänge zur "rechten zeit" zu erzeugen, wo liegt denn dann der "wert" der "richtigen ausbildung"?

es sei denn - mann wollte etwas genauso wiedergeben, wie es vermutlich vor jahren jemand in punkte geschrieben/umgestetzt hatte. das ist ein wert, den ich wirklich respektiere und als kunst achte.

aber "so" für die "normalsterblichen":
rede mir doch niemand ein, dass wenn ich ein genaues bild machen will, ich zuerst ganz genau punkte auswendig lernen muss..... dafür gibts doch apparate...

deshalb plädiere ich geradezu für den "AUTOdidaKTISMUS IN DER MuSik". das muss auch für den ach sooo schwieriegen kb gelten. (oder nicht oder doch?!)

sich selber töne vorsingen und nachspielen genügt zum anfang meist.... entweder man hörts - oder nicht - wenns zum rest passt umso besser! :-))

dies um allen mut zu machen sich vorurteilsfrei an unsere grosse geige zu machen...... die gebildeten und auch die ungebildeten - ok ;-))) ?

liebe grüsse an alle
gubi
gubi Profilseite von , 17.03.2006, 00:37:15
p.s.

ich habe mich jetzt seit 9 monaten in die nicht grosse, sondern grossartige geige eingespielt. als mindermässig begabter ex-elektro-bassist habe ich in einem instrument, das wirklich klangfindung verlangt und - bietet, eine echte freude im leben gefunden!

ich denke, dies ist auch eine ebene, welche es verdient, in diesem forum abgehandelt werden zu dürfen.

p.p.s :

als übung für die "ganz harten" autodidakten:
nur immer ein stück, pro cd/platte üben, auch wenn einem die musik noch so gefällt, die nächste cd/platte- oder stilrichtung verlangt umdenken....ok? also nächste platte druff - und weiter - smile!

am besten in punkto "gruppenmitspielen" finde ich zigeuner-jazz/musik. ob neu direkt vom balkan, oder alter östreichisch-ungarischer schmäh - oder halt knallhart vom schnuckenack - als mitspieler bist du gefordert....

und - immer wieder, wenn es "hingerissen gut tönt", mal das ohr an die alte emma legen - und direkt mithören, was man spielt........

nicht nur "richtig" zählt, sondern auch das herz!
ralfie.B Profilseite von ralfie.B, 17.03.2006, 12:56:33
Genauso sehe ich das auch, in allen Punkten. Kann mich auch nicht von meinem Autodidaktismus trennen. Bin mit Herz und Seele, nun aber ohne Fingerkuppen, dabei. Habe mir, für so viele unverständlich und diletantisch, Markierungen an das Griffbrett gemacht und los gings. Stellenweise geht es schon ohne "druff glotzen" aber bei Weitem noch weit entfernt von Perfektion. Die ich ja vermutlich nicht erreichen werde. Ob ich das möchte? Ich glaube nicht. Weils garnicht alleine geht. Naja. Auf jeden Fall habe ich so das Gefühl das ich ganz gut klar komme. Habe am Sonnabend auf der Bühne gestanden und mit meiner "fetten" ganz schön reingehauen. Riesenblase bekommen! Die ist dann auch voll explodiert beim spielen - SCHMERZ -! Heute ist die der Finger wieder defekt weil ich gestern schon wieder eine Stunde gespielt habe - kanns nicht lassen - das Instrument ist zu GEIL. Mit der Tonabnahme habe ich noch zu kämpfen, mein Anschlag der Saiten ist ungleichmäßig laut, sagt unser Tonmann, manche Saiten klingen gut manche nicht. Liegt wohl eher an mir als an den Tonabnehmern. Also ÜBEN ÜBEN ÜBEN.

Trotzdem versuche ich es weiter allein. Habe mir ne DVD gekauf, Kenny Drew Trio. NHOP ist der Hammer, bei ihm schaue ich nach Armhaltung und solche Sachen. Wenn ich merke das ich Unterarmschmerzen bekomme hör ich auf, schaue immer darauf das ich eine entspannte Spielhaltung habe (Rücken, rechte und linke Hand) und so wurschtel ich mich durch. Mit der größten Freude.

Muss das nochmal wiederholen was Gubi schrieb:

Nicht nur richtig zählt, sondern auch das Herz!

PERFEKT!

ich grüße Euch

der Ralfie B
jonas Lohse Profilseite von , 17.03.2006, 13:58:46
ich finde auch, dass man das mit dem autodidaktischen Lernen nicht zu dogmatisch sehen sollte. Es ist müßig, an dieser Stelle all die wunderbaren Musiker aufzuzählen, die ihre Fähigkeiten überwiegend autodidaktisch erlernt haben. (Und ich denke da nicht nur Jazzmusiker, auch Klassiker wie François Rabbath zählen ja dazu.) Die Geschichte zeigt: bei besonders genialen Musikern ergeben sich ja gerade aus dem autodidaktischen Studium neue, unkonventionelle Ansätze und neue Maßstäbe (Parker, Montgomery, ...). Insofern ist es falsch, autodidaktisches Lernen prinzipiell abzulehnen.

Zudem gibt es ja neben regelmäßigen Unterricht auch noch die Möglichkeit, sporadisch einen oder verschiedene Lehrer zur Kontrolle der autodidaktischen Erfolge zu konsultieren. Gerade bei Musikern mit Vorkenntnissen von anderen instrumenten kann diese Kombination eine sehr effektive Art des Lernens sein.
Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 17.03.2006, 15:04:02
Hmm Gubi,

obwohl ich dir in bestimmten Punkten zustimme, finde ich du schmeisst verschiedene Sachen in einen Topf, die vielleicht weniger miteinander zu tun haben, als es erstmal den Anschein hat. Die Frage, wie Du zu "Authoritäten" stehst, oder wen du als solche akzeptierst, kannst du natürlich nur selber beurteilen. Was das Vermischen von Verschiedenen Sachen angeht, damit meine ich Bereiche wie (1) Instrumentale Spieltechnik (2) Stilistik und Vokabular (3) Musicianship.

Zu (1): Was spricht dagegen, sich Techniksachen mal zeigen zu lassen? Das nichts damit zu tun, was du letztendlich musikalisch fabrizierst, erspart dir aber vielleicht in der Zukunft einen Besuch beim Orthopäden. Ausserdem, es GIBT eine Methodik, das Instrument zu erlernen, die einfach FUNKTIONIERT. Ich persönlich habe mit Klassik nichts am Hut, würde aber jedem und jeder eher empfehlen, ein paar Jahre Klassik Unterricht zu nehmen, und selber dann Jazz oder was auch immer autodidaktisch zu machen, als einen Jazz Lehrer. OK, vielleicht ist es Zufall dass ich mit letzteren eher schlechte Erfahrungen gemacht habe. Die versuchen einem tendentiell ihre Phrasierung und Ästhetik aufzudoktrinieren. Zwei von drei Typen, bei denen ich mal Stunden genommen habe, waren zum Beispiel der Ansicht, es lohne sich nicht, Bassisten wie Charlie Haden oder Wilbur Ware zu studieren, da diese nicht spielen könnten, besagte Lehrer wollten halt dass jede(r) so klingt wie Paul Chambers.
Zu (2): Das sehe ich schon wesentlich problematischer. Das Problem ist, du kannst natürlich nicht Unterricht nehmen, ohne dass irgendein Material gespielt wird, und das beinhaltet das Vokabular einer bestimmten Stilistik. Was ich bei der ganzen Jazzpädagogik eher problematisch finde. Siehe oben. Im Jazz geht es meiner Ansicht nach eben NICHT um Skalen, sondern um spontanen Ausdruck, und ein bestimmtes Feeling. Trotzdem ist es ja ein Idiom (eine musikalische Sprache mit ausgesprochenen oder unausgesprochenen Regeln), zumindest in "traditionellen" Jazz, d.h. du hast das Akkordschema was durchläuft, und was du spielst, muss sich darauf beziehen, sonst kriegst du ganz flott ziemlichen ärger. Du kannst natürlich versuchen, das alles über Gehör zu machen. Das dürfte bei Zigeunerjazz leichter sein als bei harmonisch moderneren Sachen. In jedem Fall sollte dir klar sein, dass du mit mehr theoretischen Kenntnissen auch mehr hörst, und das ist ja der einzige Sinn von Theorie: Akkord-Theorie, die du nicht mit den Ohren anwenden kannst ist totes Wissen, vergiss es, unnötiger Ballast. Mir nicht so ganz klar, wofür du eigentlich plädierst: Schallplattenstudium und zu Schallplatten spielen, das wird dir auch jeder Jazzer empfehlen. Aber so wie du das schreibst, ist mir nicht ganz klar: Wenn du zu einem Stück spielst, weisst du dann, welche Noten du spielst, und welche Akkorde das Stück hat, und wie viele Takte das Schema hat, oder findest du das überflüssig zu wissen? Ich finde es eigenartig, dass oft Leute, die sehr traditionelle Stile lieben, e.g. Rock oder in deinem Falle Zigeunerjazz, sehr ablehnend jeglicher Theorie gegenüberstehen, als würde diese sie einschränken. Wenn man sich solche Stile jedoch mal anguckt, so sind die harmonischen Regeln dort sehr eng, und die Musiker halten sich extrem eng an "Die Harmonielehre" (die es natürlich als "die" H-lehre nicht gibt, die ist immer stilgebunden). Natürlich gibt es keinen Grund sich mit harmonischer Theorie zu beschäftigen, solange du in der Musik die du machst auch ohne dies und rein über Ohren zurecht kommst. Ich finde es aber unverzichtbar, dass du weisst, welche Akkorde das Stück hat, und wie die Noten heissen, die du spielst. Sonst wirst du sofort völlig in der Wüste stehen, falls du mal einen schlechten Tag hast, oder irgendwas unvorgesehenes passiert.
Zu (3) kann man eigentlich nicht viel sagen. Manche Musik hat halt diese Magie, andere nicht. Und das ist natürlich sehr persönlich und extrem subjektiv. Ich finde zum Beispiel Garcia Fons furchtbar, hochpolierte Folklore, überarrangiertes Konsumprodukt, plus Virtuositätskult, steril und übersauber gespielt, einfach ekelhaft. Zugegebenermassen sehr gekonnt gemacht. Aber meiner Ansicht nach Bullshit, hält für mich den Vergleich mit authentischer Folklore nicht aus, die hat einfach 1000mal mehr Ehrlichkeit und Kraft.

be blessed in eternal Grooviness und Amen
Christoph. Profilseite von , 17.03.2006, 19:56:35
Ich kopiere mal meinen Beitrag zu "Kontrabass in 21 Tagen" (ist ja in etwa das gleiche Thema) hier rüber und erläutere ein wenig:

.......................................
Aktuell sage ich: missionieren bringt nix, solange der zu missionierende partout nicht missioniert werden will. Ich habe mir auch viele Instrumente selbst oder mit einigen wenigen Unterrichtsstunden beigebracht. Ich weiß sehr genau, wie mein Niveau auf diesen Nebenfächern einzuschätzen ist im Vergleich zu meinem Hauptfach. Ich habe auch mehr als einmal die Reaktion gehört: was du da nach 4 Wochen kannst können andere nach 2 Jahren nicht!! Man kann mit Fleiß und etwas Knowhow durchaus was reißen. Mit Geschmack jedoch hat das garnichts zu tun, nur mit den Kriterien, die man anlegt an sich selbst und an die zu spielende Musik.
..............................................


Ich stehe autodidaktischen Verfahren generell sehr offen gegenüber, weise aber den Autodidakten an sich gerne darauf hin, dass der Begriff "didaktisch", der ja in "autodidaktisch" enthalten ist, gerne mal übersehen wird.

Gubi, was du schreibst (und das muss nicht zwangsläufig das sein, was du tatsächlich übst, es kann sich auch um sprachterminologisch bedingte Übersetzungsfehler handeln) ist m.E. ziemlicher bullshit. Du wurschtelst rum ohne Sinn und Plan und rechtfertigst das mit "echter erfahrener Freude". Mir sind "feelingmässig" argumentierende Musiker immer sehr suspekt gewesen, von denen höre ich auch, der Schwarze habe es eben drauf - der in solchen Aussagen enthaltene Rassismus fällt schon lange nicht mehr auf. Es geht beim Musizieren (lassen wir den Bass mal aussen vor) auch und vor allem um Wissen, und das muss sich jeder aneignen, der ein Instrument lernen will. Du unterteilst die Musiker in die gebildeten und die ungebildeten. Recht so!! Ich sage: es gibt dumme und schlaue Musiker. Ich gehöre lieber zu den Schlauen.

Durchaus zu diskutieren ist die Frage: wie eigne ich mir das Wissen, das ich für dieses oder jenes Instrument brauche, denn am besten an? Da gibt es unendlich viele Wege und ganz sicher nicht den einen richtigen. Aber den ganz falschen, der da besagt: ich brauche nichts und niemanden, der mich berät, ich halte meine Ohren an den CD-Spieler, den Rest erledigt mein feeling. Noch ein kleines Zitat von dir: "..entweder man hört´s - oder nicht...." Schon wieder so eine Aussage die da lautet: ES falle einem vor die Füße oder nicht. Pech für den, der nicht da war als ES gefallen kam. Ich entnehme deinen Aussagen unendlich viele Ausreden. Wer keine Mitmusiker kontaktiert, kann auch nicht kritisiert werden, das vielleicht doch nicht vorhandene feeling fällt dann auch nicht auf, das Wolkenkuckusheim bleibt schön kuschelig. Man kann das auch Feigheit nennen.

Weiter zu den von Jonas angeführten Autodidakten. Ich gehe nicht auf jeden einzelnen ein, gebe aber ein paar Kleinigkeiten zu bedenken:

die Genialität einzelner aussen vor lassend sollte man wissen, dass so jemand wie Charlie Parker bereits mit ca. 16 Jahren jeden Tag beruflich Saxophon gespielt hat, umgeben von zig Saxophonisten, die den gleichen Job gemacht haben. Mal davon abgesehen, dass niemand mehr heutzutage derlei Lebensumstände vorfindet (und also nicht so wird spielen können) fällt es mir schwer, in Parker einen typischen Autodidakten Marke "der konnte auch nix und ist trotzdem berühmt geworden" zu sehen. Er war wohl eher jemand, der sich mit Hilfe seiner Kollegen das Saxophonspiel beigebracht hat und es auf ein sehr hohes Niveau geführt hat.
Oder NHOP: der hat, bevor er Kontrabass gelernt hat, klassisches Klavier gelernt. Gesegnet mit einem absoluten Gehör ist der Weg von da zum genialen Kontrabassisten garnicht soooo weit, zumal auch er in jungen Jahren wahnsinnig viel gespielt hat, das dürfte ohnehin die beste Schule sein.


Rabbath habe ich nur einmal gehört, das mit dem Autodidakten wusste ich garnicht, da passt aber ein weiteres Zitat von mir aus besagtem post:

".....Ich habe bis heute KEINEN EINZIGEN (!!!!!!!!!!!!!) autodidaktischen Kontrabassisten gehört, der auch nur halberlei einen Plan von Intonation (=Lehre vom Treffen der Töne)hatte (...und sich dadurch auch von manchem Profi nicht unterschied:)). Wenn ich sage: Intonation ist wichtig!, dann folgere ich: ein Lehrer muss her. Wenn ich sage: Intonation ist relative Geschmacksache, in meiner Band merkt das keiner!, dann kann ich autodidaktisch rumwerkeln......."

Klar, jetzt beziehe ich Prügel von den Rabbath-Jüngern. Her damit!!!!!!!!!

Zum Schluss: ich glaube einen großen Teil dieser Autodidaktenstories nicht. Arild Andersen ist ja auch so einer. Und auf Nachfrage hatte er dann doch mehr als eine Stunde bei einem Orchesterbassisten. Er hat lediglich nicht studiert. Das muss man auch nicht. Es reicht oftmals aus, sich ein paar Kniffe zeigen zu lassen und den Rest selber zu erledigen, musikalisch-analytischen Verstand vorausgesetzt und kombiniert mit der Fähigkeit zur Reflexion.
jonas Lohse Profilseite von , 17.03.2006, 21:08:39
"die Genialität einzelner aussen vor lassend sollte man wissen, dass so jemand wie Charlie Parker bereits mit ca. 16 Jahren jeden Tag beruflich Saxophon gespielt hat, umgeben von zig Saxophonisten, die den gleichen Job gemacht haben. "
"Oder NHOP: der hat, bevor er Kontrabass gelernt hat, klassisches Klavier gelernt. Gesegnet mit einem absoluten Gehör ist der Weg von da zum genialen Kontrabassisten garnicht soooo weit, zumal auch er in jungen Jahren wahnsinnig viel gespielt hat, das dürfte ohnehin die beste Schule sein."
"Zum Schluss: ich glaube einen großen Teil dieser Autodidaktenstories nicht. Arild Andersen ist ja auch so einer. Und auf Nachfrage hatte er dann doch mehr als eine Stunde bei einem Orchesterbassisten."

Eben! Es ist schon ein bisschen verzwickt, wie man das mit dem Autodidaktentum so definiert: bedeutet das, völligst autark und von allem abgeschottet, selbstständig im stillen Kämmerlein ein Instrument zu lernen? Oder aber, lediglich keinem geregelten Unterricht zu verfolgen, sehr wohl aber in der täglichen Praxis von dem Wissensvorsprung der Mitmusiker und wohlwollender Kollegen zu profitieren? Letztere Definition hatte ich im Kopf, als ich mein Statement schrieb.
Es kommt glaube ich immer auch auf den Zusammenhang an, wie man "Autodidakt" definiert.

"Rabbath habe ich nur einmal gehört, das mit dem Autodidakten wusste ich garnicht"
Sofern ich mich richtig erinnere, hat er auf einem Workshop mal erzählt, dass er in seiner Heimat Libanon lediglich irgendeine olle Schule zur Verfügung hatte. Die hat er alleine durchgearbeitet, und als er dann nach Paris kam, war er ein Held. Oder so ...
Christoph. Profilseite von , 18.03.2006, 10:57:22
Ja, Jonas, mir ist schon klar, dass du die von dir beschriebene Methode (!!!) der Autodidaktik meintest. Aber Gubi meinte sie nicht, daher meine Einwände.

Um es nochmal zu verdeutlichen: niemand muss einmal pro Woche brav zur Musikschule spazieren, um ein Instrument zu erlernen. Die Verweigerung von Erkenntnis ist auf dem Weg zum Instrument jedoch schlichtweg eine große Dummheit. Aber auch nicht mehr!!
bassknecht Profilseite von bassknecht, 19.03.2006, 13:11:05
Hallo Jungens, ich glaube nicht das es in diesem thread furchtbar viel neue Erkenntnis bringen wird, möchte aber doch kurz sagen das man meiner Ansicht nach F. Rabbath nicht als Autodidakten in welchen Sinne auch immer bezeichnen kann, er selbst betrachtet sich soviel ich weis auch nicht als solchen. Seine frühen Musik - und Instrumentalerfahrungen waren wohl äußerst vielschichtig und multikulturell, da war Geige, Klavier mit Noten, Theorie und Etudenpauken genauso dabei wie Ud (arabische bundlose Laute) und sehr viel Percussion. Was den Kontrabass anbelangt, so hat er sich lange mit den Etudes Preparatoires von Edouard Nanny befasst (AUTODIDAKTEN!!!MIT ENTSPRECHENDER VORBILDUNG !!!AUFGEMERKT!!! bischen langweilig aber auch heute noch SEHR EMPFEHLENSWERT!!!!!)Rabbath hat mehrere Versuche gemacht um nach Paris zu gehen um bei Nanny der Kontrabass Professor am dortigen Konservatortium war, zu studieren. Es gab wohl diverse Schwierigkeiten und Nanny und Rabbath haben sich ca zwei oder dreimal verpasst und dann ist Herr Nanny leider kurzfristig verstorben und Rabbath hatte wohl keine Böcke bei den anderen konservativen Kontrabassprofessoren zu studieren und hat sein eigenes Ding weiter durchgezogen. Seine erste Solo LP hat er dann entsprechend dieser Linie mit eigenen Kompositionen für Solokontrabass und Schlagzeuger produziert. Ich kann von Rabbath´s Spieltechnik (die er ja sehr gut dokumentiert hat) ständig Parallelen und Weiterentwicklungen zu Nanny´s Etuden aufzeigen und gehe daher davon aus, das Rabbath vollkommen von Nanny´s Punkten im Fünfliniensystem indoktriniert war (so wie man oft indoktriniert ist nachdem man bei jemand Unterricht hatte) als er Kontrabass lernte und gleichzeitig seine eigene Methode entwickelte. Ciao Roland
TX Profilseite von , 18.03.2006, 01:53:34
Also ich sach nur, wenn mir dat Bassieren keiner gezeigt hätte, hätt ich jetzt wahrscheinlich ne kronische Sehnenscheidenentzündung und keine Fingerkuppen mehr :)
Christian Klein Profilseite von , 18.03.2006, 02:56:16
Jedes Lernen ist Autodidaktik - denn niemand kann etwas wachküssen, was nicht bereits in mir ist (wenn auch tief verborgen), und niemand kann mir Dinge eintrichtern, die ich nicht annehmen will. Die "Punkte" sind die Festschreibung der musikalischen Sprache, auf die sich die Menschheit (fast) weltweit geeinigt hat. Jedes Wiedergeben dieser "Punkte" ist Interpretation und somit - als Neuschöpfung innerhalb eines anerkannten Rahmens -inspirativ belebt und einzigartig. Um zu reisen, kann ich Verkehrsmittel benutzen - oder aber zu Fuß gehen, inklusive Verirrungen und Negieren von Karten und Ortskundigen. Es kommt darauf an, wohin ich will. Es kommt darauf an, ob ich weiß, was ich will. Werkzeuge (Bildungsmittel) zu verweigern ist dann sinnvoll, wenn ich sie kenne - wenn ich also weiß, was ich verweigere. Jenen, die anscheinend mit dem Strom schwimmen (also ihrer Bildung eine Ausbildung zugrunde legen), das Fehlen von Vorurteilsfreiheit zu unterstellen, halte ich für ein Vorurteil.
gubi Profilseite von , 19.03.2006, 00:05:35
zusammen spielen, oder zusammen musizieren?


in einem gewissen sinne sprechen ralfie und ich eine gemeinsame sprache. ich für mich denke, dass "selbst-lernend" (um das doofe fremdwort autodida...mal zu vergessen) eine art ist, sich an irgendein instrument, oder medium anzunähern. wenn ralfie schon von auftritten berichten kann, umso schöner und vor allem ermutigender für selbstlernende. konstruktiver jedenfalls als irgendwelche kritik an der freude mit der grossen geige.... kein musiker ist autistist

ich denk mich jetzt mal in die anfänge der selbst erlebten pop/blues/rock/psychodelity/jazz ära zurück. was war denn hier? jeder nahm eine klampfe und spielte -

was wir jetzt aber erleben, ist, dass musik für profis immer multimässiger wird, jeder profi muss mehr können, aber aus dem herzen spielen sich wenige "in die charts".

mirijam makeba:
je ne chante pas la politique, je chante que la veritee..
(ich singe keine politik, ich singe nur die wahrheit)
dies nach noten sooo zu spielen ist auch für "voll augebildete" unmöglich.
entweder fraumann fühlt das, oder eben nicht. sonst gibts keinen "drive".

die selbstlernenden haben eben nur den ton, den klang, das eigene mit-tun (in der "gruppe") zur verfügung.
es wäre schön, wenn die "grossen" den ""kleinen helfen würden. und umgekehrt.

ich denke, das geht nur mit zusammen "spielen"....... ob nach noten oder frei, muss jeder für sein "musizieren" selber entscheiden.

lg gubi
Christoph. Profilseite von , 19.03.2006, 01:07:58
Hey Gubi,

keine Bange, ich geb´s auf, bin ja kein Missionar wider Willen oder so. Ein paar Kleinigkeiten für deine Waldorfkindergartengruppe gebe ich dir dennoch mit auf den Weg, bevor ich mich vor Lachen so krümme, dass ich nicht mehr an die Tastatur komme:

- Französisch auch autodidaktisch gelernt? Dann bitte nochmal die Verneinungsformen studieren!!

- ich helfe gern, nehme aber meist Geld dafür. Und das, obwohl du gar keine Hilfe brauchst!!!

- hast du noch Aufnahmen aus deiner frühen Gitarrenselbsterfahrungsgruppe? WIR hatten folgenden Trick: zugekifft klang es gleich doppelt so gut!!

- bei denen, die sich aus den Herzen in die Charts spielen, muss ich spontan an Tokio Hotel denken. Und du??

- DU gehörst ganz sicher nicht zu denen, die entscheiden können, ob sie nach Noten oder "frei" spielen möchten, denn dazu müsstest du erst mal beide Varianten drauf haben. Das ist so wie mit dem Taubstummen, der sich frei dazu entschieden hat, nicht sprechen zu können. Alles klar??


Aber jetzt genug der hehren Worte, es waren ihrer ohnehin schon zu viele in die falsche Richtung. Zum Glück treffen wir uns nie.
gubi Profilseite von , 20.03.2006, 10:32:15
;-))
von herzen lächel! waaas für reaktionen!
(ein ps zum schulfranzösich kann ich mir trotzdem nicht verkneifen: genau so tönts ja dann auch..... nesspass?)
bassknecht Profilseite von bassknecht, 19.03.2006, 15:40:40
Lieber Gaubi, Du bist ja einen richtigen Armen. Da schreibt hier schon mal einer mittem Herzen und sacht wie ett is und worauf ett ankommt und dann kommt der Frechdachs Christoph und tut so richtig gemein Schlechtschwätze. Ouhh wadtte, dem hau ich nächstesmal aber auch einen rein oder ich lad ihn zum Grillen ein und dann kricht er die angebrannten Würste. Ciao Roland
Upright Profilseite von , 19.03.2006, 15:01:22
Hallo zusammen,

interessante Diskussion, aber wozu die unnötige Schärfe, Christoph?

Jeder muss seine eigenen Ziele setzen, die naturgemäss sehr unterschiedlich sein dürften und dazu jeweils eigene Wege finden, von denen gibt es nun mal zum Glück viele verschiedene.......

Ich selber bin vor 5 Jahren, allerdings nach jahrelangem Gitarre-Spielen, erst zum Kontrabass gekommen und seitdem kann ich es mir ohne nicht mehr vorstellen.
Da ich leider weder Musik studiert habe noch eine fundierte Ausbildung genossen habe, sehe ich mich auf dem Kontrabass in erster Linie als Autodidakt.
Nach anfänglichen Selbstversuchen und den ersten Fingerkrämpfen auf der Bühne (sehr unangenehm!)hat es mich aber schon ein ganzes Stück weitergebracht, ein halbes Jahr Unterricht bei einem erfahrenen Kontrabass-Lehrer zu nehmen. Seitdem ist mir wesentlich klarer, was ich üben sollte und wie ich weiterarbeiten kann.
Genauso bringt mich das Spielen mit möglichst vielen Musikern/Bands bei Sessions und Auftritten weiter.

Viele Grüße, Upright
Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 20.03.2006, 13:55:02
Jaja, damals, Gitarren am Lagerfeuer, es ging nie ein Joint aus, und als ich dann die secret carlos santana chord progression drauf hatte (A-7 /D7), und dazu meine Hippiemähne wog, war ich ein Held für kleine Mädchen.

Doch dann kam der Jazz, infizierte mich, und es war schluss mit lustig. Meine alten Freunde sagten nur : ey ma doma die stressmusie aus, komm manja voll auf para, ey!

Das intuitive Genie ist ja soo sexy!!! Wohl deswegen ein schwer auszutrottender Mythos. Man, wäre das schön, man lässt sich einfach ein bisschen gehen, und von den Musen küssen!

Als ich anfing mit Jazz, fand ich bestimmte Bereiche der Jazzpädagogik öde, und das hält an. Ein Trompeter-Freund von mir (der leider zu sehr an Inspiration durch Drogen glaubte und daran gestorben ist) nannte diese Typen Schach-Ernies: Wandelnde behornbrillte Skalenlexika, spielen genauso blass wie sie aussehen. Damals wurde Ornette Coleman mein Held, nicht nur weil mir seine Musik gefiel, sondern auch weil man nur seinen Namen nennen brauchte, um den Schach-Ernies die bescheuertesten und ignorantesten Kommentare zu entlocken.

Mittlerweile, im reiferen Alter, gefällt mit Ornette's Musik zwar noch immer, aber mit inspiriertem, naiven Genie hat das wenig zu tun: der Typ, genauso wie viele andere angebliche Beispiele, weiss 100% was er tut (auch wenn er ein sehr persönliches System hat), und hat dafür wahrscheinlich härter musikalisch gearbeitet (und zeitlich investiert) als ich in meinem gesamten Leben als "ehrgeiziger Amateur" tun werde.

Was soll es, einige geniale Wunderkinder zu nennen als angebliche Beispiele? Ok Gubi, wenn du der neue Rabbath oder Ornette Coleman bist, dann lass uns auf deine Karriere anstossen! Was aber nutzt es dir, wenn du einer Platte ein paar nicht zu falsche Töne glaubst spielen zu können? Schlechte Basser, die keinen Plan von Harmonien haben und die Form verkacken gibt es genug, und die mitlaufende Platte wird dir nicht die rote Karte geben.

Als ich mal für einige Zeit im Raum Toronto lebte, lernte ich einige lokale Jazzer kennen. Viele der besseren waren Schwarze, die meisten aus traditionsbewussten Musikerfamilien. Für mich war das echt ein Schock, wie überzeugend die alles drauf hatten, von Blues über Reggae über Funk bis zu Jazz. Und wie wertkonservativ die waren: sauberes Handwerk hatte für diese Leute einen extrem hohen Wert. Und das stelle ich mir bei Zigeunermusikern nicht anders vor, die hätten dir wahrscheinlich schon längst gesagt, Maul halten und solide deinen Part spielen.

Also, nichts für ungut, behalte deine Ideale, aber von nix kommt nix, und eine Methode kann nur nutzen. Wenn du meinst, als Genie bastele mir lieber meine eigene, wirst schon sehen. Was du schreibst zu "ich höre in mich rein und stelle mir vor wie die Melodie weitergehen könnte" - könnte glatt von Charlie Haden sein (wobei der ähnliches dachte, als er schon als Profi gut im Geschäft war, ihm aber die Möglichkeiten des traditionellen Jazz zu eng vorkamen).

Da es hier (wie geht die Akkordverbindung weiter) 1000-Möglichkeiten gibt, im traditionellen Jazz aber nur eine richtig ist, gibt es für dich zwei Möglichkeiten, erstens Free Jazz zu machen (wie ich) oder zweitens bei der Suche nach einer Zigeuner-Jazz Kapelle die dich mitspielen lässt so einiges an Frust zu erleben.

Armin
bigintelligence Profilseite von bigintelligence, 20.03.2006, 20:32:06
Stellt Euch das mit dem Zigeunerjazz oder Sintiswing nicht so einfach vor, die Jungs präsentieren Dir Akkorde und Harmoniefolgen in einem mehr als anspruchsvollen rhythmischen Kontext in schlafwandlerischer Sicherheit, dass Du die Ohren anlegst und verstehen in dieser Hinsicht auch absolut keinen Spass. Für die Leute ist Musik machen die höchste Kunst auf Erden und da muckt man nicht einfach so halbherzig rum. Wenn man sich mal gute Enembles (z.B. Rosenberg Trio, Schnuckenack Reinhardt, Zipflo Reinhardt, Bireli Lagrene) anhört, versteht man eine Menge mehr.
Neuester Beitrag Christian Klein Profilseite von , 21.03.2006, 01:56:00
Das kann auch noch weiter östlicher gehen, so wie ich ein paar Jahre lang ...
Und wenn dann die Zählerei ein Ende hat, weil im Höllentempo
(70 bis 90 bpm - aber auf 1 !!!) im 7/8-Takt) die Akzente 1, 4 und 6
in Fleisch und Blut übergegangen sind, ist das ein neues Lebensgefühl
(wenn Mann dabei weiter atmen kann ...).

Ah ja: "Sinti und Roma" klingt besser als "Zigeuner"
(findet der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ...).
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