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Hi Folks,
kennt jemand eine Systematik bei Chalie Hadens Benutzung seiner Finger? Oder ist das nur "historisch gewachsen"? Bei dem Video des gleich folgenden Links sieht es eher intuitiv aus. Es geht mir nicht um richtig oder falsch, sondern nur um die Sache. Hat er sich das Kontrabassspiel selbst beigebracht? Oder sollte ich besser fragen, hat er sich das Musizieren auf dem Kontrabass selbst beigebracht?
Soweit ich weiss läuft Hadens gesamte Technik unter dem Motto "I did it my way".
Unter besonderer Berücksichtigung von Oktaven und 1-1-5-5 Pattern (auch bekannt als "Char-lie Ha-den, Char-lie Ha-den" Figur).
Ein diesbezüglicher Kommentar von einem seiner Freunde aus den 70gern (hab' vergessen wo ich das las): "Er hatte versucht es richtig hinzukriegen".
Jedefalls kann man von dem Ergebnis einfach nur beeindruckt sein. Der Kerl gehört auf jeden Fall zu meinen Idolen (aber nicht wegen seiner Technik; das ist schon ein kleines Wunder, was er da so aus dem Instrument rauskriegt).
Ich wurde gezwungenermaßen zum Haden-Fan gemacht, da der damalige CD-Laden meines Vertrauens fast nur CDs mit und von Charlie Haden hatte (Eine von den Montreal Tapes mit Don Cherry war meine erste - seufz...) und ich als junger, verschüchteter Kontrabassist einfach nur die CDs aus dem Laden kaufte, wo Kontrabässe drauf waren, statt gezielt zu bestellen. Um so mehr freue ich mich über die Wärme zwischen den Zeilen und den Informationsgehalt deines Beitrags! Mit diesem neuen Enlightment (ein nötiger Anglizismus, wegen der schönen Doppeldeutigkeit: ohne Ballast, mit "Erleichterung"!) muss ich mir meine CDs nochmal anhören!
Na, da haste doch gleich richtig angefangen.
Mir passt der Haden auch am besten in die Geschichten um Coleman & Cherry herum hinein; auch der Nachfolger Old And New Dreams und die Sachen mit Frau Bley sind ganz wunderbar zu hören. Prima Bassist, unglaunlicher Sound, egal wie er das mit dem dritten Finger hinbekommt.
Meine Güte, wenn Ihr als Kind Polio (Kinderlähmung) hattet, dann wäret ihr froh um jeden Finger der noch funktioniert....
Meine gute Güte. Schlecht geschlafen? Ist doch gar nichts kontrovers hier, ist doch alles prima.. Meister Haden wird gelobt und beneidet. Dass seine Technik kein gutes Vorbild macht ist eine Trope, und dass er trotzdem ein zauberhafter Bassist ist, das weiss jeder der sich ein bisschen mit der Geschichte auskennt...
Allerdings hatte ich noch nie (!) gehört dass seine customized Linke was mit Polio zu tun hatte... Gibt's da was in der Literatur? Nur so aus reiner Neugierde...
Nur nicht wieder aufregen... Ich frag ja nur...
Ich glaube, da hast du Bassist14 mit dem falschen Tonfall gelesen, der Hinweis ist zudem durchaus interessant. Die Wikipedia-Literatur sagt dazu, dass durch diese Krankheit seine sich anbahnende Gesangskarriere in die "richtige" Richtung gelenkt wurde und auch seine unkonventionelle (customized klingt sehr treffend!) Linke wird dem Country-Einfluss zugeschrieben, was ich bei dem aus dem Country-Business kommenden Kontrabassisten Paul Kowert auch schon bemerkt habe...
Der Wikipedia-Artikel zu Charlie Haden wurde (zu recht!) in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen und ist lesenswert: https://de.wikipedia.org/wiki/Charlie_Haden
Ich mag den Sound und die melodische Spielweise auch sehr gerne. Eine der ersten Jazz-CDs, die ich hatte, war ein Keith-Jarrett-Sampler mit der Version von "My back pages", die ich damals (noch nicht sehr Jazz-erfahren) sehr zugänglich fand.
Eine sehr unterhaltsame, natürlich stark subjektive Lektüre über C H ist Johannes Schädlichs Artikel über eine Enjoy-Jazz-Masterclass, bei der ich auch anwesend war. Damals noch nicht viel über C H wissend, hat mich sein politisches Engagement sehr beeindruckt.
> bei der ich auch anwesend war.
...und da war sie also, die Gelegenheit sich beim Meister persönlich danach zu erkundigen wie das mit dem dritten Finger eigentlich gekommen ist; und keiner hat die Chance genutzt... und jetzt müssen wir Fanboys im Dunkeln hermumstochern und keiner wird es jemals wissen können.
Kann aber schon gut sein, dass Master Haden keinen richtigen Unterricht bekommen hat, und dann nachher die selbstbeigebrachten Ticks nie mehr loswurde. Wenn man genauer hinschaut scheint er sich in den tiefen Lagen mit dem Handballen am Hals als Fixpunkt abzustützen und den ganzen Oberkörper so zu drehen dass er die nötige Kraft auf die Stops bekommt anstatt mit den Schultermuskeln des linken Arms zu agieren. Deswegen ist sein Ellenbogen auch immer so weit unten.
Bei Frau YouTube gab's mal eine 90minuten Doku über Haden die ich jetzt allerdings nicht mehr online finden (...oder ich bin zu blöde). Zum Glück kopiere ich mir solche Sachen immer auf die heimische Festplatte. Wenn Interesse besteht stelle ich die also gerne zur Verfügung. Darin sagt er, dass er 1956 (nachdem er als Kind und Teenager mit seiner Folk/Amerikana paraktizierenden Familie auch Aufritte in deren Radioshow absolvierte - ob mit Bass sagt er aber nicht, implizert ist eher Gesang) nach L.A. aufs Collge ging, weil die dort eine Jazzklasse hatten. Dort spielte er schon Gigs und traf, morgens um 3h in einem Diner die Hausaufgaben machend, auf Hampton Hawes und Red Mitchell traf, der ihn zu sich nach Hause zum Spielen einlud "Hey, komm am Sonntag vorbei, ich spiel auch Klavier, dann kannst du meinen Bass haben". Wieder ein paar Wochen später vertrat er Mitchell dann bei einem Gig mit Art Pepper und blieb dann auch gleich dabei.
Das er mal einen Lehrer gehabt hätte, davon ist in dem ganzen Film nie die Rede. Von Polio übrigens auch nicht (und auch in keiner anderen Quelle nicht).
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