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Wie lernt ihr Stücke auswendig ?

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Claudia Profilseite von , 10.01.2016, 15:15:55
Wie lernt ihr Stücke auswendig ?

Hallo an alle,

ich würde so gerne mehr auswendig spielen können, aber ich tu mir unheimlich schwer die Reihenfolge der Noten in meinen Kopf zu bekommen. Und was ich momentan kann sind ja echt keine langen, komplizierten Sachen, aber selbst da tu ich mir sehr schwer.

Wenn ich dann sehe, dass andere Stücke von 20min völlig frei spielen können, frag ich mich man das am Besten lernt / trainiert.

Die 3 kleinen Anfängerstücke die ich nun auswendig kann, hab ich durch gezieltes Lernen der einzelnen Phrasen zwar im Hirn. Aber da sitzen sie nun quasi nicht mehr als Noten sondern als Lage x bzw. Finger x auf Seite y. Und wenn ich dann zwischendrin doch in die Noten schauen muss, ist das eher verwirrend, weil ich die Fingerposition erst wieder auf Note "umrechnen" muss.

Von daher würde mich echt mal interessieren, wie ihr vorgeht, wenn ihr Sachen auswendig lernt. Oder vielleicht macht das auch die musisch-begabten Menschen aus, dass man es gar nicht gross lernen muss, sondern einfach nach ein paar Wiederholungen automatisch intus hat ?

Viele Grüße Claudia

Quenoil Profilseite von , 10.01.2016, 15:19:56

Leg die Noten weg. Wer immer nur nach Noten spielt, lernt nicht, ohne Noten zu spielen. Binsenweisheit, klar!

Als erstes würde ich das Stück vom Blatt auf dem Bass spielen, dann singen lernen, wenn du das kannst frei auf dem Bass spielen.

midioma Profilseite von midioma, 10.01.2016, 21:31:15

Ich würde nicht Noten auswendig lernen, sondern Harmonieverbindungen. Die meisten Standards bedienen sich ähnlicher oder gleichen Bestandteile, die immer wieder mal vorkommen. Mit der Zeit (auch gerade wenn man von Akkordsymbolen abspielt und nicht auswendig) hat man die intus. Dabei eher in Stufen denken, als in absoluten Tonhöhen. Ist zwar fürs Umsetzen ein bisschen schwieriger, dafür später um so universeller anwendbar. Als ich früher Querflöte gelernt habe, habe ich einfach viel zu Aufnahmen versucht hinzuzuspielen und auszusortieren was nicht passte und zu behalten was passte. Das kann man auch immer mal wieder nutzen.

Ansonsten jede Menge Gehörbildung, Singen von Basslinien und das Gesungene auf dem Instrument (mit Hilfe des Gehörs und des erlernten Intervallhörens) erst nachspielen und dann Singen mit Instrument spielen gleichzeitig. Auch das Singen von Basslinien zu Aufnahmen von Stücken übt. Das Thema sollte man auch mal ins Ohr bekommen, zumindest für das Singen gut, Instrument wäre auch nicht schlecht ist aber erstmal verzichtbar. Themenmelodie auf Kontrabass zur Eröffnung kommt aber auch gut an. Es hilft oft auch um in der Form zu bleiben (und nicht einen Teil zu vergessen) das Thema im Hinterkopf mitzudenken.

Ansonsten siehst Du bei Eigenkompositionen und kaum bekannten Stücken in aller Regel Noten bei den anderen Mitspielern. Big Band immer mit Noten. Arrangements auch immer mit Noten. Es sei denn, man hat das in der Gruppe schon so oft gespielt, dass man inzwischen auf die Noten verzichten kann. Der Rest, der ganz schnell ohne Noten spielt, hat vermutlich ein fotografisches Gedächtnis. 

Zausel Profilseite von Zausel, 11.01.2016, 10:22:52

midioma kann ich nur zustimmen. bei mir bleibt auch eher als Harmonieverbindung im Kopf hängen, auch alleine deswegen, weil ich meist die Noten gar nicht so schnell lesen kann (bin absolut kein Blattspieler). Naja und das mit der Handposition kommt mir auch bekannt vor.

Und, was bei mir auch erheblich zum auswendig spielen beiträgt, ist das in der Band gespiele. Die andere Atmosphäre wirkt irgendwie Wunder. Halbwegs klappts auch, wenn ich den Rest der Stimmen oder ähnliches dazu paralell über die Anlage laufen lasse. So dass ich beispielsweise die führende Melodie irgendwann Kopf habe (mitunter auch mitsingen, pfeifen oder summen kann) und dann merkt sich der Bassteil auch irgendwie leichter dazu.

Saskia Profilseite von Saskia, 11.01.2016, 14:25:53

 

Ähm, ich glaube, Claudia spielt klassischen Kontrabass....ich weiß nicht, ob man da Stücke anhand von Harmonieverbindungen in den Kopf kriegen kann. 

Ansonsten würde ich auch empfehlen, die Stücke singen zu lernen, dann sind sie zumindest schon einmal im Kopf, wennauch noch nicht in den Fingern. Und dann würde ich phrasenweise arbeiten, und auch nicht immer zwangsläufig vorne beginnen, sondern ruhig erst einmal die letzten vier Takte eines Stückes, sofern diese eine sinnvolle Phrase ergeben, auswendig spielen zu lernen.

Bei mir trifft das mit dem "ein paarmal spielen, dann geht das" einigermaßen zu, da habe ich Glück gehabt. Dafür habe ich keinen blassen Schimmer, in welcher Lage ich mich befinde...

Viel Erfolg!

LG Saskia

Claudia Profilseite von , 11.01.2016, 15:03:56

Stimmt, ich lern jetzt erstmal klassischen Kontrabass und schlag mich momentan hauptsächlich mit den Simandl Übungen aus dem 1. Band rum. Die aber ja eigentlich auch viel aus sich wiederholenden Phrasen bestehen. Hätte ich wohl dazu schreiben sollen, aber wer weiss, ob ich nicht später auch mal in den Jazz Bereich einsteige, von daher schadet es nichts das mit den Harmonieverbindungen zu wissen.

Aber ich seh schon, ums Singen komm ich wohl nicht rum. (Ist so gar nicht meine Stärke. *seufz*)

Ich hab zwar schon als Kind Instrumentalunterricht gehabt, aber es tatsächlich nie gelernt ohne Noten zu spielen. Und auch Harmonielehre oder Gehörbildung war nie Thema. Es ging immer nur darum flüssig vom Blatt spielen zu können.

Dann wird das wohl mein Schwerpunkt fürs neue Jahr werden. Danke euch. :-)

Uli Profilseite von Uli, 11.01.2016, 16:42:40

>>Aber ich seh schon, ums Singen komm ich wohl nicht rum. (Ist so gar nicht meine Stärke. *seufz*)<<

Pfeifen oder summen geht genauso. Wichtig ist, daß die Melodien oder Phrasen in Deinem Kopf sind. Mit viel Routine laufen die Hände dann von selbst.

ctrlzjones Profilseite von ctrlzjones, 13.01.2016, 00:25:22

Das ist eine interessante Frage: Wo ist eigentlich die Musik?

Auf dem Papier, unter den Fingern, im Hirn/Ohr?
Irgenwie sollte alles am besten in eine Synchronität gebracht werden. 

Und wie das am besten geht ist eine sehr persönliche Angelegenheit deren Ziel ist sich den nächsten Ton so gut wie möglich vorstellen zu können, damit die Körpermaschine das tut was sie eigentlich will: Gücksgefühle erzeugen.

Ui, das wird länger:

Also ist die erste Übung herauszufinden wie du und deine Vorstellung zusammen funktionieren: eher so der visuelle Typ, oder der haptische, oder der orale?

Am schönsten ist immer wenn man einen Zusammenhang herstellenden Sinn zu erzeugen vermag; dann hakt es besser in der Erinnerung ein und kann bei Bedarf schneller hervorgeholt werden. 
Dieser Sinn ist, wie gesagt eine ganz persönliche Angelegenheit. Da sollte man sich selbst kennen und wissen wie man tickt und wie man diesem vorgestellten 'Sound' am besten näherkommt.

Was ich immer schwierig finde, mit den ganzen konventionellen Lehrmethoden, ist die dabei enstehende Frontalsituation: Auf der einen Seite das dumme, unwissende Dasein und auf der andere Seite das geballte KnowHow, das irgendwie eingetrichtert werden muss. 

In Wirklichkeit geht es doch eher darum einen Kanal aufzutun der einen Fluss ermöglicht.
Es geht darum einen 'Sinn' zu finden mit dem man fliessen kann. Surfen. 
Das ist irgendetwas Emotionales, was man nachvollziehen kann, was man will weil man es 'schön' findet. Something meaningful, important; something that makes you 'tick'.

Spass zu haben ist immer das beste Gegengift bei lauernden Frustrationen ...

Und wenn du Singen sollst dann geht es dabei nicht darum deine (un-)Musikalität zu überprüfen, sondern darum Sound im Körper-/Geistkonvolut zu erleben.

Das sind am Anfang ganz kleine (aber nichtsdestotrotz wichtige und vor allem schöne; wirklich zu geniessende) Geschichten: Quarten/Quinten, grosse Terzen und Kleine; die kommen alle mit einer gewissen Qualität. 
Eins nach dem Anderen und dann wird es immer besser und dann fängt man an die Bewegung in der Musik zu lernen und fühlt sich immer mehr 'zu Hause'.

And it's biutiful. 

Und Ausserdem: Eine Geschichte die meistens unter den Tisch fällt ist das Timing. 
Wirklich, die meisten vergessen den 'Beat', weil er sich noch weniger 'akademiseren' lässt als die Intervalle & Harmonien.

Auf jeden Fall viel viel viel und ganz viele Bassisten anhören.
Und versuchen deren 'Spielgefühl' nachzuvollziehen, also versuchen zu verstehen um was es ihnen geht, was dahinterstecken könnte.

Dantschge Profilseite von Dantschge, 11.01.2016, 21:36:30

Hallo Claudia,

ich würde zweigleisig an die Sache ran gehen. Ich hab vor meiner Zeit als Notist bzw. klassischer Bassist (auf gehobenem Amateurniveau) viele Jahre Unterhaltungsmusik und traditionellen Jazz rein nach Gehör gespielt. Dazu eignet sich für den Anfang z.B. Volksmusik oder einfache Unterhaltungsmusik aus dem Radio und Du suchst Dir dabei ganz ohne Noten rein nach Gehör die richtigen (zunächst sehr einfachen) Begleittöne auf Deinem Bass zusammen, gehst nach dem Ausschlussprinzip vor und spielst irgendwann nur noch Töne, die gut klingen. Dabei bist Du natürlich auf Deine persönliche Musikalität angewiesen, die aber eigentlich ausreichend vorhanden sein müsste, weil Du Dich ja freiwillig entschlossen hast, ein Instrument zu erlernen. Über die Begleiterei bekommst Du dann auch ein Gefühl und Erfahrung über die harmonischen Strukturen von Musikstücken, die Du dann auch baldmöglich in einer Musikgruppe anwenden solltest, um die Motivation zum Üben nicht zu verlieren.

Die klassische Musik nach Noten zu spielen, hab ich erst viel später begonnen, als ich mir einen Lehrer genommen hatte, der mir so viele Noten zu üben aufgegeben hat, dass ich keine Zeit mehr hatte, die alle auswendig zu lernen. Das ist dann die andere Seite der Musik, die auch nicht-notwendiger-weise ohne Noten auskommen muss. Kein Orchesterbassist der Welt spielt eine Beethoven-Symphonie ohne Not auswendig. Nur die Instrumental-Solisten üben ein Stück zur Vorbereitung auf ein Konzert evtl. ein ganzes Jahr lang (nach Noten) und können es dann einfach auswendig, weil sie es so verinnerlicht haben, dass sie zu jedem Zeitpunkt wissen, wie das Stück geht. Das wir aber von niemandem (zumindest von keinem Wald-und-Wiesen-Bassisten wie uns beiden) verlangt und wäre für uns ohne eine langjährige Ausbildung auch nicht möglich, zu spielen.

Irgendwann nach vielen Jahren vereinigen sich beide Richtungen (mit und ohne Noten) zu einem Gesamterfahrungsschatz, der Gehör, Instrumentaltechnik und musikalische Erfahrungen so zusammen bringt, dass man praktisch jederzeit weiß, was man spielt und auch noch hört, wie das Ganze musikalisch funktioniert. Das kommt aber nur mit jahrelanger Erfahrung und viel Spielen in verschiedensten Stilrichtungen und Musikgruppen/Orchestern. Wenn es dann mal da ist, dann kann man auch seine eigene Stimme singen (oder denken bzw. innerlich hören) und auch rein gedanklich (z.B. vor dem Einschlafen im Bett) den besten Fingersatz zu einer Melodie gleich mitdenken. Ich bin jetzt 52 und hab mit 20 begonnen, Kontrabass zu spielen. Seit ca. 10 Jahren ist mir ziemlich bewusst, was ich eigentlich musikalisch so mache, wenn ich spiele. Trotzdem gibt es immer wieder neue Stücke, die ich erst mal musikalisch begriffen haben muss (durch regelmäßiges Proben und Üben), um sie wirklich einigermaßen sauber spielen zu können (übrigens meist nach Noten). Ich kann auch improvisieren, aber nur über Stücke, deren harmonische Struktur ich im Ohr habe.

Viel Geduld, viel Erfolg und viel Spaß bei Allem wünscht

Dantschge

midioma Profilseite von midioma, 12.01.2016, 20:22:50

Klassiker,die auswendig spielen haben das Stück schon hundertmal intensiv geübt, die Phrasen automatisch in den Fingern und rufen die dann zu gegebenem Zeitpunkt über das Gedächtnis in Zusammenhang mit der Begleitung ab. Die können Dir ihre Stimme auch jederzeit von vorne bis hinten vorsingen. Das geht aber nur bei begrenztem Repertoire und ist eigentlich nur bei Solisten üblich. Es gibt etwas mehr Freiheit als die Noten ablesen zu müssen, macht im Ganzen einem besseren Eindruck auf der Bühne.

Wenn Klassiker sonst etwas auswendig spielen, das technisch nicht so anspruchsvoll ist wie Solo-Literatur, dann geschieht das in der Regel über Inneres Hören und nachspielen desselben, also eigentlich genau so wie beim Unterhaltungsmusiker (im weitesten Sinne). Welcher Stil das ist, klassisches Streichquartett, Great American Songbook oder Popsong ist dabei eigentlich egal, solange es in der Erinnerung des Musikers ist. Man mag gewisse Verbindungen des einen Stils leichter nachvollziehen können als die eines anderen, da man eher daran gewöhnt ist, aber das ist eher eine Frage des Trainings als des Prinzips.

Singen muss man nicht zwingend, es genügt sich den Ton konkret im Kopf vorzustellen, als würde man ihn gerade singen wollen. Allerdings schadet es auch nicht seine Stimme etwas zu trainieren. 

Neuester Beitrag Claudia Profilseite von , 15.01.2016, 14:37:02

Ich wollte euch nochmal für eure informativen Antworten danken. Mal schauen was davon ich nach und nach umgesetzt bekomme. :-)

Viele Grüße Claudia

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