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Steg mittels „Aufsatz“ erhöhen

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Zugeordnete Kategorien: Steg

Eastman Profilseite von Eastman, 10.06.2013, 06:48:21
Steg mittels „Aufsatz“ erhöhen

 

Werte Kollegen / Innen

Ich habe eine Frage: hier im Forum wird immer wieder über die Höhe des Steges geschrieben und auch über die Möglichkeit Furnier oder ähnliches unter die Stegfüsse zu klemmen.

Nun habe ich aber auch schon gesehen, dass einem zu tiefer Steg der Teil, oberhalb des Herzens, abgeschnitten und ein neuer Oberteil oder eben „Aufsatz“ aufgeleimt wird.

Da ja bekanntlich eine gute Verleimung besser hält als das umliegende Holz könnte dies eine gute Möglichkeit sein, einen zu tiefen Steg nachhaltig zu retten? 

Was meint ihr dazu?

Vielen Dank für Euren Input und beste Grüsse

Eastman

 

nagybögö Profilseite von nagybögö, 10.06.2013, 09:30:02

Die Variante kenne ich nicht, habe aber bei zwei Stegen die Stegfüsse erhöhen lassen. Das war eine kostengünstige und pragmatische Lösung des Geigenbauers, mit der ich klanglich zufrieden bin. Die Stegfüsse werden aufgesägt und ein Stück Holz eingesetzt. Mein Geigenbauer hat hierfür Holz von einer alten Orgelpfeife verwendet.

Einen krummen, so geklebten, Steg kann man nicht mehr gerade biegen. Das ist aber auch der einzige Nachteil, der mir einfällt.

UgoBassi Profilseite von UgoBassi, 10.06.2013, 10:35:46

Jede "Nahtstelle" (Verklebung zweier Bauteile) stört die Ausbreitung von Schwingungen. (Technisch: zerstörungsfreie Bauteilprüfung).

Eine Erhöhung des Steges durch Verlängerung der Stegfüße ist verkraftbar, weil in den Stegfüßen die Schwingungen bereits weitgehend in vertikaler Richtung verlaufen.

Ein Schnitt durch den Steg oberhalb des Herzens wäre ein großflächiger Eingriff in einem Bereich des Steges, in dem sich die von den Saiten eingeleiteten Schwingungen noch sehr komplex ausbreiten. Theoretisch würde dies zu einer deutlichen Veränderung des Schwingungsbildes im Steg führen und damit wahrscheinlich eine erhebliche Auswirkung auf den Klang haben. Aber das ist nur Theorie, in der Praxis habe ich das noch nirgendwo gesehen.

nagybögö Profilseite von nagybögö, 10.06.2013, 22:52:36

Ich kann es zwar technisch nicht nachvollziehen, klingt aber logisch. Ich war damals dankbar für eine kostengünstige Lösung. Bei dem einen Bass mit der grösseren Verlängerung ist aber vermutlich ein neuer Steg dran.

Grundsätzlich würde das aber auch bedeuten, Stegschrauben verschlechterten den Klang.

LowB Profilseite von LowB, 10.06.2013, 23:46:22

Hi nagybögö!

Auf jeden Fall verändern Stegfußschrauben den Klang: http://iwk.mdw.ac.at/?page_id=99&sprache=2 .

Von einem Steg wie im Eingangsthread beschrieben habe ich auch noch nie gehört, die physikalischen Argumente dagegen scheinen mir aber sehr plausibel zu sein.

Grüße

Thomas

Bassist14 Profilseite von Bassist14, 10.06.2013, 15:36:23

Eastman: Du schreibst, Du hättest das schon mal gesehen. Ich noch nie.

Hast Du ein Foto?

Eastman Profilseite von Eastman, 11.06.2013, 06:54:45

 

Werte Kollegen / Innen

Foto habe ich keines. Der Steg wurde aber in etwa auf dieser Höhe abgeschnitten und angesetzt:

 

                                      

 

Es scheint, als wären wir (fast) wieder bei der schier unlösbaren Frage angekommen, ob nun Stegschrauben zur Höhenverstellung den Klang negativ beeinflussen oder nicht. Zu diesem Thema gibt es im Netz unzählige Beiträge und genauso viele Meinungen?

Stutzig macht mich nur, dass bei guten Geigenstegen gerade bei den hohen Saiten zum Schutz des Steges Ebenholz-Einsätze verwendet werden. Diese müssten ja das Schwingungsverhalten ebenfalls negativ beeinflussen:

                                                    

 

Vermutlich gilt halt auch hier wie so manchmal im Leben: Probieren geht über Studieren?

Eastman

rpt Profilseite von rpt, 11.06.2013, 10:42:28

Ich habe das gemacht, indem ich  ich eine Reihe von 2mm Vierkantleisten unter den Stegfuss geklebt habe (ich wollte 2 mm mehr, geht aber sicher auch problemlos bis 5 mm).  Parallel zu den Seiten und jeweil ganz leicht zurechtgefeilt, damit es in die Rundung passt (wie Steine eines Torbogens). Damit ist bestehende Rundung des Steg-Fusses erhalten geblieben, ganz leichtes nachschleifen der Unterseite kann sicher nicht schaden.

Hat gut funktioniert, würde ich aber nicht bei einem wirklich hochwertige Bass machen.

HerrK Profilseite von HerrK, 11.06.2013, 18:55:50

Da ist Furnier sicher die bessere Lösung. Nimmt man einfach 1mm starkes und klebt zwei Lagen auf und schneidet die überstehenden Kanten ab.

Furnier passt sich halt perfekt an die bestehende Wölbung an und man kann ohne Probleme vorher testen, wie viel man braucht.
Habe ich vor kurzem erst gemacht. Man kann sogar die Saiten drauflassen. Zwar sehr locker drehen, aber dann mit einiger Kraft erst einen Fuß hochheben und Furnier drunter, dann den anderen.

Viel Spaß beim Ausprobieren,
K
 

AlexKanzian Profilseite von AlexKanzian, 12.06.2013, 08:27:14

Hallo Eastman!

 

Ein zu niedriger Steg kann mit MPM Stegschrauben höher gemacht werden, diese verbessern tatsächlich auch den Gesamtklang des Instruments.

 

Furnierblätter unter die Stegfüße führen dazu, dass der genau aufgepasste Stegfuß nicht mehr passt. 

Herausschneiden und einleimen ist im Geigen- und Instrumentenbau absolut verboten, und kann nur als Pfuschlösung bezeichnet werden. Ein neuer Steg, sauber aufgepasst und nicht verzogen, bringt auch eine klangliche Verbesserung des Instruments!

Vom selbst Basteln kann ich nur abraten.

Alles Gute! Alex

HerrK Profilseite von HerrK, 12.06.2013, 08:58:12

Hallo,

"Furnierblätter unter die Stegfüße führen dazu, dass der genau aufgepasste Stegfuß nicht mehr passt."

Das möge mir denn bitte erklären. Wenn ich Furnier unter die Stegfüße leime, dann nimm es genau die vorgegebene Form an. Zumindest sagt das die Logik und in der Praxis hats bis jetzt auch gepasst.

Schöne Grüße,
K

AlexKanzian Profilseite von AlexKanzian, 16.06.2013, 12:16:16

Passen ist eben nicht passen. Bei einem ganz neuen Bass mag das noch einigermaßen funktionieren, sobald die Decke durch jahrelangen Gebrauch aber leicht deformiert wird, passt es nicht mehr genau.

Ein sauber aufgeschnittener Stegfuß passt möglichst zu 100 %, schon ohne Druck, auf die Decke. Er wird an jegliche, noch so kleine Vertiefung angepasst, dann klingt das ideal.

Da dann ein Furnier drunter leimen funktioniert. Aber das passt sich nicht von selbst an die feinen Ungenauigkeiten an - da sind dann ganz minimale Löcher, Punkte an denen eigentlich keine Übertragung stattfindet. Und das bremst die Übertragung!

Mit freiem Auge sind solche Probleme oft auch für den Fachmann nicht zu sehen. 

Klar das es trotzdem "funktioniert". Die statisch-praktische funktion eines Steges wäre ja auch durch ein grobes Holzbrett gegeben, aber es geht eben um Übertragung und Passgenauigkeit. 

Ich hoffe die Erklärung ist verständlich, dauerte ein wenig da die GEBA Mails mal wieder im SPAM landeten...

Beste Grüße! Alex

Neuester Beitrag midioma Profilseite von midioma, 16.06.2013, 16:42:10

Theoretisch ist das richtig, aber schon das kleinste Verschieben des Steges macht es dann eher schlimmer als die Furnierlösung. 

Daher finde ich aus praktischen Gesichtspunkten heraus das Unterlegen von Furnier noch die sinnvollste Lösung. Es muss natürlich passendes Holz sein und nicht zu dick (dann lieber mehrere Lage Furnier. Verleimen darf man die Furnierschichten nur, wenn man beim Abtrocknen des Leims das Furnier schon zwischen Bassdecke und Steg (unter Druck!) hat, sonst wird es wieder zu steif. 

Wenn man das Furnier dann auch noch an den Steg leimen will könnte man sogar die Fußenden wieder ausdünnen, aber es sollte möglichst dabei immer noch was vom ursprünglichen Stegholz übrig bleiben. (Zumindest würde ich das so machen...)

nagybögö Profilseite von nagybögö, 12.06.2013, 16:19:51

@Alex Ob die MPM Stegschrauben den Klang verbessern, ist die Frage. Dazu gibt es ja etwas weiter oben den Link von der IWK, wird Dich als Geigenbauer bestimmt interessieren.

@ HerrK Die Furnier-Lösung ist bestimmt eine Alternative, wenn es kostengünstig sein soll. Vermutlich spielst Du kein sehr wertvolles Instrument. Ich habe auch experimentiert und mit Obstkistenholz die Stegfüsse unterlegt, was schon irgendwie funktionierte. Als ich einen neuen Steg auf dem Bass hatte, klang er aber deutlich besser.

HerrK Profilseite von HerrK, 12.06.2013, 18:48:53

Mittlere Preisklasse, also unterer 5-stelliger Bereich. Kein Meisterinstrument, aber doch gut.

Ich würde jetzt auch nicht das Holz, dass für Obstkisten verwendet wird mit hochwertigem Furnierholz vergleichen.
Und der Vergleich von Furnier (+alter Steg) vs neuer Steg ist auch nicht heranziehbar, denn ein anderer Steg klingt einfach komplett anders.

Schöne Grüße,
K

PS: Ist aber auch alles egal, um erstmal zu testen, wie hoch es sein soll ist Furnier die beste Lösung. Danach kann man sich immer noch einen neuen Steg mit den "perfekten" (mit Furnier ausgemessenen) Maßen machen.

Eastman Profilseite von Eastman, 13.06.2013, 07:05:46

Werte Kollegen / Innen

Vielen Dank für Euren Input auf meine Frage! Ich habe es eigentlich vermutet, dass die Erhöhung eines Steges ein heikles und widersprüchliches Thema ist. Offenbar ist aber das Anleimen eines „Aufsatzes“ die Patentlösung und wahre Alternative zu Stegschrauben, Furnier und Obstkistenholz.

Meine Erkenntnis: falls wirklich notwendig werde ich mir einen neuen Steg machen lassen und den etwas zu niedrigen aus die Seite legen; entweder bis ich das Griffbrett einmal abziehen lasse oder bis ich ganz einfach bequemer werde!

Viele Grüsse und frohes Musizieren

Eastman

 

Bigsby Profilseite von HannoBass, 13.06.2013, 13:32:58

Hallo,

ich kann ehrlich gesagt nirgendwo herauslesen, dass die "Aufsatzidee" die beste Lösung sein soll. An deiner Stelle würde ich den vorhandenen Steg einschicken (zB zum kontrabass-atelier.de) und mir die Patentmechaniken von Moser einbauen lassen. Das kostet (Einbau+Material) ca. 150€ und verbessert nachweislich den Klang.

Um ein Patent anzumelden, muss man die Wirksamkeit beweisen. Bei den Mechaniken hat das die Physikalisch-Technischen Bundesprüfanstalt in Braunschweig bestätigt:
".....Bei Verwendung des variablen Steges zeigen sich insgesamt Pegelverbesserungen im gesamten Klangbereich ohne Veränderung des Grundresonanzcharakters des Kontrabasses. Diese Verbesserungen sind im oberen Diskant noch deutlicher als im Grundtonbereich. Dadurch erhält der Klang des Instrumentes ein größeres Gesamtvolumen und vor allem eine deutlichere Konturierung oder Brillanz." Zitat Moser Website

Grüße

midioma Profilseite von midioma, 13.06.2013, 16:41:34

Eine höfliche Formulierung dafür, dass der Klang verändert wird.

Ich kenne die Patentmechaniken nicht, aber eine Klangveränderung findet immer statt. Die Frage ist nur wie stark und wie (sehr) nimmt man sie wahr. (Was hier ja auch schöngeredet wird.)

Wenn man allerdings weiches Holz unterfüttert, dann dämpft man hier sehr stark, also immer Hartholz-Furnier (wenigstens Buche, wenn schon kein Ahorn) unterfüttern. Weiches Holz eignet sich allenfalls vorübergehend, um zu überprüfen wie sich eine höhere Saitenlage anfühlt und spielen läßt.

Bigsby Profilseite von HannoBass, 13.06.2013, 16:48:41

Hm...Veränderung ja aber es gibt dadurch mehr Output und keine Dämpfung. Ich habe dazu mal die Messkurve gesehen, finde sie aber gerade nicht. Anderes Thema: Ich melde mich demnächst nochmal wegen der Saiten bei dir. Es ist noch nicht klar, ob ich sie jetzt brauche oder nicht. Hab deinen Wink nicht vergessen :-)

midioma Profilseite von midioma, 13.06.2013, 17:00:52

Alles klar, dann weiss ich Bescheid. Ich war ohnehin etwas im Stress die letzte Zeit.

Bassist14 Profilseite von Bassist14, 13.06.2013, 17:05:25

bigsby, kann es sein, daß du meine pn wegen der saiten (ich denke es geht um die innovations) nicht bekommen hast?

LowB Profilseite von LowB, 13.06.2013, 16:54:46

Hi!

Das Thema wurde hier schon öfters erörtert, manche haben auch gute Erfahrungen mit Leder gemacht: http://geba-online.de/forum.php?action=viewtr ... amp;instanz=0&search=Leder , auch nagybögö hat mal sowas berichtet.

Die Folien von Stegfußtonabnehmern verändern den Klang allenfalls kaum merklich, das nur mal nebenbei.

Im übrigen habe ich  auch weiter oben bewußt von "Veränderung" und und nicht von "Verschlechterung" gesprochen, manchem mag ja der veränderte Klang besser gefallen, ich werte das nicht.

Grüße

Thomas - überzeugter Massivholzstegspieler 1

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