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Zugeordnete Kategorien: Neuling

rob Profilseite von rob, 10.10.2012, 15:08:10
Ein ganzer Haufen Fragen...

Hallo alle zusammen,

zu Beginn möchte ich mich kurz vorstellen : mein Name ist Roby, komme aus luxemburg und bin gerade 37 Jahre alt. Ich bin schon länger hier im Forum angemeldet, mein erster Bass-Lehrer (E-Bass) hat mir vor 4 Jahren dazu geraten und habe in der Zeit auch einiges dazu gelernt :-)... Ja, ich bin sehr spät zur Musik gekommen, nachdem ich meine Fußball-Schiri-Schuhe an den Nagel gehängt habe... Nun ja, nach 4 Jahren E-Bass habe ich nun mit klassischem Konrabass vor 2 Wochen begonnen mit der Absicht im Jazz Fuß zu fassen damit. Seid mir also nicht allzu böse wenn ich bsonders in den nächsten Wochen sehr sehr sehr viele Fragen stelle :-)...und hier sind auch schon einige :

1. Wieso gibt es zBsp 3/4 und 4/4 Bässe? Hängt die Wahl immer mit der eigenen Körpergröße zusammen?

2. Wie sucht ihr euch die Saiten für euren KB aus? Ich stelle mir das Testen (im Gegensatz zum E-Bass) schwierig vor, weil man einerseits viel mehr Geld für einen Satz ausgibt und dann wechselt man ja beim E-Bass auch öfters als auf dem KB...

3. Was ist der Unterschied in Handhabung und Klang bei einem Holz-Bogen und Karbon-Bogen?

So, das war der erste Teil .-)...

LowB Profilseite von LowB, 10.10.2012, 16:23:24

Hi Rob!

1. Der Baß ist zunächst mal physikalisch gesehen zu klein für die vom Korpus zu verstärkenden tiefen Frequenzen. Von daher kann man sagen: So groß wie möglich (aus physikalischen Gründen), so klein wie nötig (damit das Menschlein dahinter das Teil noch bedienen kann). Nun ist ja beim Baß nichts genormt, so eindeutig sind Größenangaben ja gar nicht, es gibt 3/4 Bässe mit 108er Mensur und 4/4 Bässe mit 104er Mensur. Und es ist auch nicht so, daß ein größerer Baß automatisch voller klingt, da kommt es sehr auf das einzelne Instrument an. Natürlich spielt die eigene Körpergröße eine Rolle, aber selbst Sekundärkriterien wie die Transportmöglichkeit können ein Kriterium beim Erwerb sein. Ich sehe aber auch immer wieder Baßisten und Baßistinnen die "eigentlich" ein zu großes Instrument spielen, ist auch eine Frage des Trainings. Wichtig ist, daß man sich mit einem Instrument klanglich und spieltechnisch wohl fühlt. Siehe auch: http://geba-online.de/forum.php?action=viewtr ... z=0&search=Gr%C3%B6%C3%9Fe

2. Lehrer und Kollegen fragen. So viele Bässe anspielen wie möglich und nach den Saiten fragen. Klangbeispiele anhören wie z.B. in der Saitenmatrix hier unter "Saiten". Testen und wenn man daneben liegt die Saiten hier im Marktplatz wieder verkaufen, gebrauchte auch von der selben Quelle beziehen.

3. Handhabung: Carbonbögen halten viel mehr mechanische Beanspruchung aus, spieltechnisch verlangen sie im wesentlichen keine andere Handhabung. Jeder Bogen verlangt eine gewisse "Einarbeitungszeit", die mag z.B. bei den sehr leichten Arcus-Bögen länger dauern als gewöhnlich. Klanglich haben Carbonbögen den nicht ganz unberechtigten Ruf etwas "kühler" zu sein, hängt aber wohl auch wieder von Einzelfall ab.

Grüße

Thomas

LowB Profilseite von LowB, 10.10.2012, 18:30:39

Nachtrag:

Ein Argument gegen 4/4 Bässe (108er Mensur) ist ja die häufig zu hörende Meinung man bräuchte dafür Hände wie Klodeckel. Ich hab's jetzt mal ausgerechnet: Die erforderliche Spanne in der 1/2 Lage (nach Simandl) um vom As zum B auf der G-Saite zu greifen beträgt bei einer 108er Mensur 11,1 cm, bei einer 104er Mensur 10,7 cm.  Das ist ein Unterschied von 4 mm!  Diese 4 mm sollten doch im bewährten 1-2-4 Fingersatz kein Problem darstellen, wer das nicht schafft sollte sich überlegen, ob eine 104er Mensur nicht schon zu groß für ihn/sie ist! Mit Quintstimmung und/oder Vierfingersatz mag das wieder anders aussehen, interessiert mich selbst (manchmal bin ich eben ein Ignorant 3) aber nicht. Es kommt also eher darauf an, ob ein Instrument in seiner Gesamtgröße zu einem paßt, durchschnittlich etwa 185 cm beim 3/4, 195 cm beim 4/4.

Grüße

Thomas 

Simseline Profilseite von Simseline, 10.10.2012, 16:45:05

Hallo Roby!

Obwohl ich ja auch noch blutige Anfängerin bin, kann ich dir dennoch vielleicht die eine oder andere Frage beantworten.

Zum Instrument: Ich persönlich spiele zur Zeit einen 1/2 Bass wegen meiner geringen Körpergröße, ich kann zwar auch sehr gut auf einem 3/4 Bass spielen, aber das hebe ich mir auf, wenn ich den Bass schon wirklich gut beherrsche. MEINE Meinung: Zum Erlernen ist ein Instrument das körperlich zu dir passt einfach viel leichter, der Überblick ist besser, die körperliche Anstrengung ist geringer. Ich spring ja auch nicht gleich beim Stabhochsprung über die höchste Einstellung.

Zu den Saiten: Frag doch deinen Lehrer was er für Jazzsaiten empfiehlt, ich spiele klassischen Bass und habe auch Saiten darauf die fürs klassische Spielen gedacht sind, mein Lehrer hat mich da sehr gut beraten.

Zum Bogen: Ich bin nach über 1 Jahr mit meinem Bogen noch immer nicht warm geworden, den von meinem Lehrer liebe ich heiß und innig, ist aber ein Meisterbogen, klar, dass ist ne ganz andere Dimension. Der huscht über die Saiten wie ein Samuraischwert durch gefrorene Butter. Mein Lehrer kann mit meinem Bogen problemlos spielen, ich würde ihn am liebsten verheizen. Was einfach zur Folge hat, dass ich mir irgendwann, wenn ich mein Instrument besser beherrsche sowieso auf Darmsaiten umsteigen werde und dann sowieso einen anderen Bogen brauche und mir außerdem den dazugehörigen Bass leisten muss. Ich liebäugle da jetzt schon mit einem Barockbogen + dem dazugehörigen Instrument und spare darauf. Die einen kaufen sich um das Geld ein Auto, ich halt einen Bass.

Alles in Allem: Du musst für dich persönlich dein Instrument, die Saiten und deinen Bogen finden und wenn du irgendwie die Möglichkeit hast, dann geh zu einem Bassbauer und teste dich durch.

Uli Profilseite von Uli, 10.10.2012, 19:01:26

Hallo Simseline,

>>Der (Bogen) huscht über die Saiten wie ein Samuraischwert durch gefrorene Butter. <<

Das spricht nicht gerade für diesen Bogen    y

LG, Uli

rob Profilseite von rob, 11.10.2012, 16:45:19

Super, vielen Dank für die ausführlichen und hilfreiche Kommentare 3, jeden Tag lernt man hier im Forum dazu und es macht riesigen Spaß die Diskussionen hier zu befolgen!! 

LowB Profilseite von LowB, 11.10.2012, 18:00:20

Hi Roby!

Danke für die Rückmeldung. Aber natürlich: Letztlich sind es hier Einzelmeinungen von Personen zu bestimmten Themen, die gerade mal Zeit und Lust haben zu antworten und deren Kompetenz sich nicht verifizieren läßt.

Handhabung von Carbon- und Holzbögen: Bin gerade über einen Thread in einem Celloforum gestoßen, wo von einem Geigenbauer berichtet wurde, der keine Carbonbögen mehr verkauft u.a. mit dem Argument es sei sehr schwierig wenn nicht gar unmöglich von einem Carbonbogen mit dem man als Anfänger begonnen hat auf einen Holzbogen umzusteigen. Naja, seine Kunden die Lehrer sind sollen jetzt von anderen Quellen Carbonbögen beziehen und geben diese an ihre Schüler weiter... Auch Mehrheitsmeinungen müssen nicht unbedingt richtig sein. Ich spiele halt Carbon- und Holzbögen wild durcheinander und habe für mich dabei keine Nachteile entdeckt, das muß aber nicht für jeden gelten. Insofern stehe ich zu meiner Aussage ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Dies nur mal als Beispiel.

Grüße

Thomas

Neuester Beitrag Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 11.10.2012, 23:12:58

>es sei sehr schwierig wenn nicht gar unmöglich von einem Carbonbogen mit dem man als Anfänger begonnen hat auf einen Holzbogen umzusteigen. 

Das sehe ich so aehnlich wie Du, Thomas : Es wird soo viel erzaehlt.

Natuerlich ist es schwer seine Technik umzustellen bzw hieran zu arbeiten, aber genau dieses macht ja das Musikerdasein aus. Ich persoenlich finde, suboptimale Parameter koennen einen manchmal erst dazu zwingen, an der Technik zu arbeiten. Man muss natuerlich nicht gleich uebertreiben, wenn es zu suboptimal ist, bringt es natuerlich auch nichts. Ein Bassist, den ich sehr schaetze, hatte einen Gig in einem frei improvisierenden Streichquartett, und ich war beeindruckt von dem sonoren Sound den er aus seinen Spiros medium rausholte (Saiten die eher Streich-ungeeignet sind). Dazu sagte er mir, besorg dir Darmsaiten, und uebe wie ein Tier, wenn du darauf mit dem Bogen klarkommst, geht's auch mir allen anderen. Da habe ich mich bisher noch nicht dran gehalten, aber sinngemaess habe ich aus aehnlichen Ueberlegungen (und aus Geiz) oft gesagt, ok, diese Saiten und der Bass und der Bogen sind nun leider echt nicht das Gelbe, aber was solls, der gute Handwerker schimpft nicht auf das Werkzeug, und wer Musiker ist,. kann auch damit arbeiten.

DrJohn Profilseite von DrJohn, 11.10.2012, 19:31:16

Hi Rob,

was die Saiten betrifft, würde ich mit einer soliden Allround-Lösung beginnen, z.B. die Daddario Hybrid Light Tension, die sich sehr gut streichen und aufgrund der im Vergleich zu anderen Stahlsaiten recht geringen Spannung auch komfortabel zupfen lassen. Von den oft empfohlenen Obligatos würde ich abraten. Sie lassen sich (im Gegensatz dazu, was man immer wieder liest) nicht so gut streichen und insbesondere die A-Saite verdreht sich beim Zupfen unter dem Finger.

Mit den Saiten bist Du dann (hoffentlich) erst mal zufrieden, wirst aber sicher irgendwann weiter experimentieren wollen, z.B. in Richtung Synthetik oder Darmsaiten (ggf. auch mal die Velvets). Dazu empfiehlt es sich, einen Blick auf den Marktplatz hier zu werden, wo man nur wenig gespielte und teils auch neue Saiten viel günstiger bekommt.

Mein momentaner (Geheim-)Tipp sind übrigens die Presto Jazzicato. Haben einen schönen Pizz-Klang, zupfen sich sehr gut dank der Kunststoff-Ummantelung und lassen sich, wenn man sie unten am Steg mit ganz feinem Sandpapier etwas anrauht, auch super streichen. Aber (das wirst Du auch bald feststellen) jeder Bass ist anders und braucht demnach auch teilweise ganz unterschiedliche Besaitungen. Mein Bass ist ein älteres Instrument, das mit geringerem Steg-Druck gut zurechtkommt - bei neueren Instrumenten klingen vielleicht stärkere Saiten besser.

Schöne Grüße und toi toi toi beim KB-Lernen!
Johannes

P.S.: Ist natürlich auch nur eine Einzelmeinung. Ich könnte jetzt noch schreiben, dass ich vom Cello komme und "erst" seit knapp 10 Jahren Kontrabass spiele (als Amateur), vornehmlich im Jazz-Bereich (früher viel Bigband, momentan in einer 4-köpfigen Jazz-Combo), ab und zu auch mal Klassik. Und dass ich schon einige Saiten getestet habe. Aber ob das dann viel hilft...

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 11.10.2012, 22:52:36

 

Hi Rob,

hier meine Antworten auf deine Fragen:

1. Das haengt auch etwas von Angebot und Nachfrage ab. Es gibt halt mehr 3/4 als andere Groessen. Ich wuerde mir beim Basskauf Zeit lassen. Wenn du eher gross bist, kannst du ja auch nach 4/4 gucken. Ein Aspekt ist auch die schlepperei. Ich bin 190 cm gross, und besitze zwei 3/4 und einen 1/2 Bass. Das hat sich so ergeben, und die einfachere Transportierbarkeit des 1/2 Basses macht sich schon bemerkbar. Auf der anderen Seite musste ich mich ganz schoen umstellen, diesen eigentlich fuer mich zu kleinen Bass auch im Stehen (mit sehr weit ausgezogenem Stachel=instabil) zu spielen. Falls fuer dich 4/4 in Frage kommen, und du ein bisschen Kohle hast, alte 4/4 haben z.T. einen sehr fetten akustischen sound. Habe mal so einen Bass bei einem Freund gespielt, und was von dem Wums des Teils beeindruckt.

2. Das Problem mit der Saitenwahl laesst sich eigentlich nicht loesen, ausser durch einen Lottogewinn.

Also unterm Strich kann man wohl nur sagen, wenn du Jazz machen willst, besorg dir Saiten, die dafuer gemacht sind, und quael dich nicht mit reinen Klassiksaiten wie Flexocores rum, bei denen es pizz nur "plop" macht ohne sustain. Welche Pizz saiten du jetzt nimmst, das ist echt Geschmackssache. Jeder wird Dir was anderes sagen, und ausserdem ist jeder Bass anders und was auf dem einen Instrument funktioniert, klappt nicht unbedingt auf dem naechsten.Jeder wird dir was anderes sagen, und dummerweise klingt auch nicht jede Sorte auf jedem Bass gleich.Jeder wird dir was anderes sagen, und dummerweise klingt auch nicht jede Sorte auf jedem Bass gleich.

Jeder wird dir was anderes sagen, und dummerweise klingt auch nicht jede Sorte auf jedem Bass gleich.

Jeder wird dir was anderes sagen, und dummerweise klingt auch nicht jede Sorte auf jedem Bass gleich.

Ich habe verschiedene Stahlsaiten ausprobiert, die so als Hybridsaiten gehandelt werden (Corelli wolfram in extra stark, Pirastro original chromesteel, Thomastik superflexible), doch komme ich immer wieder auf Thomastik Spirocore weich zurueck als Pizz-Saiten, das ist halt ein bestimmter von verschiedenen moeglichen Jazz-Sounds. Die erwaehnten Hybridsaiten sind in meinen Augen alle OK; dummerweise altern sie aber relativ schnell und sind nach einer "brillianten" Anfangsphase dann doch eher Streichersaiten.

Dann gibt es natuerlich noch Darmsaiten, bzw Saiten aus anderen Materialien, die versuchen den Darmsound zu emulieren. Darmsaiten waren mir bisher eher zu teuer, und von den Kunststoff- usw Saiten kenne ich nur Pirastro Evrah Pirazzi, die klingen mir auf meinem Bass zu dunkel, obwohl ich sie auf dem Bass eines Bekannten genial fand. Es kommt dazu dass man sich an eine bestimmte Saitensorte auch von der Spieltechnik her erstmal gewoehnen muss. Zum Beispiel habe ich mal auf einem Bass gespielt mit Velvets und kam nicht so super drauf klar, fand aber schon dass die etwas hatten, waehrend ich mir Pirastro Obligatos zwar klarkam, die Saiten aber etwas "unpersoenlich" fand.

3. Gute Boegen sind schweineteuer. Ich habe vor 7 Jahren wieder angefangen mit Bogenspiel (nach 15 Jahren Abstinenz) und mir Boegen bis 300 Euro angeguckt und fand da einen Carbonbogen am besten. Waehrend das Carbonteil wesentlich besser "faehrt" , klingt mein uralter Brasilholzschrottbogen (hat 1987 DM 90.- gekostet) waermer. Wenn du es dir leisten kannst, kauf dir einen Bogen ab 700 Euro. Falls du wie ich dazu erstmal nicht die Kohle hast, teste einfach an was so in deiner Preisklasse angeboten wird.

Gruss, Armin

 

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