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Etüden - Website Dalla Torre

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Zugeordnete Kategorien: Üben

Bassbube Profilseite von , 15.03.2005, 00:30:18
Etüden - Website Dalla Torre
Hi Forum! Als Klassiker werde ich mit Simandl-Etüden und anderen Grausamkeiten gefüttert. Jetzt habe ich auf der Website von Silvio Dalla Torre http://www.silviodallatorre.de/subrubrik.php? ... nstrument&id=3&content=publish folgendes gefunden: "Jazz-Bassisten sind oft viel unkonventioneller in ihrer Technik. Sie orientieren sich, als improvisierende Musiker, nicht an irgendwelchen Etüden, sondern an ihrer Vorstellung und an erstklassigen Melodien. Wer z.B. Charlie Parkers "Donna Lee" spielen möchte, muss sich nach dem Ziel und nicht nach den Möglichkeiten ausrichten". Dazu möchte ich mal die Jazzer unter euch fragen: 1. Gilt das nur für die Vollprofis oder auch schon darunter? 2. Gehts auch ohne Etüden voran? 3. Was spielt ihr denn so als Übungsmaterial? Viele Grüße vom Bassbuben
philipp Profilseite von , 15.03.2005, 08:14:53
also erstmal...
simandls etüden sind garnicht so übel, tatschlich mag ich sie mittlerweile sogar echt gerne, denn sie sind meiner meinung nach das beste an seiner schule und bringen einen echt weiter...
ausserdem sollen etüden ja auch niemandem gefallen, etüden sind keine konzerte oder solostücke für das instrument, etüden sollen einen technisch fordern damit man daran wachsen kann... es geht also auch ohne etüden voran wenn man sich nur ständig mehr abverlangt...
was man als jazzer so üben kann is halt im prinzip alles... gibt zb viele die saxophonsätze transkribieren und dann nachspielen und sowas, ist natürlich sauschwer aber bringt auch einem auch echt viel... generell sollte man halt üben was man nicht kann und instrumentenfremdes material kann man halt meistens nicht...
allerdings klauen sich klassiker auch gerne was von den anderen instrumenten zusammen, es sei zb auf bachs cellosuiten verwiesen oder unzählige andere stücke die nie für den bass gedacht waren, zb eccles sonate die echt klasse ist aber ursprünglich für die geige war...
und als letztes möchte ich noch anmerken das vollprofijazzer sehr seltene gestalten sind, ist nicht so ganz einfach sich seine brötchen damit zu verdienen, wenn man irgendwie nen lehrstuhl kriegt is das natürlich was anderes aber ohne "zusatzeinnahmen".... naja ich würde später nicht davon leben wollen.... ist schon als allroundbasser schwer genug...

mfg
philipp
thomas..xx Profilseite von , 21.03.2007, 16:28:01
hi u,
ich muss gestehen ich kann den simandletüden nicht viel abgewinnen, ich bin eher ein fan von storch-hrabe...da kann man nämlich auch ein wenig MUSIK damit machen, obwohl in jeder etüde ein spezivisches problem behandelt wird. weiters möchte ich MIT NACHDRUCK auf die 5 LUDWIG STREICHER hefte verweisen, das ist die beste medizien, wenn Du dir alles, ich meine WIRKLICH ALLES abverlangen willst!!!!!!!!!!
ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit jazz und nur mit jazz, und ich bin zum glück nochnicht verhungert;man muss sich halt zeit,energie und einkünfte gut einteilen, da es wie bei jedem freien musiker DICKE und dünne monate gibt, aber ich bin glücklich mit meiner berufung und möchte mit keinem andern job tauschen...habs als tischler und als hochbauingenieur versucht, aber das war nicht die wahre befriedigung!!!!!!!!
es gibt wuderbare literatur für bass............
Botessini
mishek
bach....gambensonaten
marcello (ich glaube das waren ursprünglich cellosonaten)
dragonetti!!!!!!
dittersdorf....kann auch schön sein .-)
und ich kann nur empfehlen, gesungene klassische lieder auf den bass umzulegen....zb...Brahms...deutsche folkslieder
Mahler...lieder eines fahrenden gesellen nr4
jegliche kinder oder volkslieder
immerhin sollten auch wir brummer so nahe wie möglich an die menschliche stimme herankommen um den zuhörer wirklich zu betören.

lg
thomas
svenbass Profilseite von , 15.03.2005, 09:30:55
hallo bassbube,
ich glaube,man kann auf jedem level übungsmaterial finden,das gut klingt UND technisch fordernd ist. was nicht gut klingt,lohnt sich IMHO auch nicht zu üben,weil man es weder als "Jazzer " noch als "Klassiker" gebrauchen kann. (Das gilt natürlich nicht für spezielle Lagenwechsel- oder andere Technikdetailübungen. Aber sobald es ein Stück ist,solls auch gut klingen.) Für Jazz halte ich klassische Etüden nur für bedingt sinnvoll, weil z.B. ein moderner Walkingbass ganz anderes Tonmaterial verwendet als die klassischen Etüden. Hier kann man besser verschiedene Patterns durch die Tonarten üben, so übt man auch gleich
das schnelle "Echtzeittransponieren", das im Jazz wichtiger ist als Notenlesen.
Ansonsten würde ich Herrn dalla Torre unbedingt recht geben: Bebopstücke sind Technikübungen vom Feinsten! Donna Lee
ist als Einstieg wohl nur für ganz Hartgesottene zu empfehlen, einfacher sind zum Beispiel "Billie's Bounce","Oleo", oder "au privave".
Grüße
Sven
philipp Profilseite von , 15.03.2005, 11:11:15
etüden sind aber nunmal keine stücke und daher kann man auch nur bedingt verlangen das es nach was klingen soll...
schonmal die 40 etüden für cello von popper gehört?
echt hartes zeug aber keinesfalls ein wohlklang, etüden sind dazu gedacht technik zu schulen und enthalten daher technische hürden die es zu meistern gilt :)
donna lee ist im übrigen schon auf der grätenlosen bassgitarre ein echtes kreuz... auf dem kontrabass würd ich mich sowas nicht trauen :)
aber viele bebopstücke enthalten material das sowohl als technikübung was hergibt als auch schön komplex aufgebaut ist was den theoretischen teil angeht... aber auch klassische etüden taugen was für den jazzbassisten, natürlich nur wenn man das ganze mit verstand angeht..
aber wenn man einfach alles übt was einem unter die finger kommt dann wird das schon was werden :)
das mit dem transponieren ist übrigens echt nicht einfach wenn man das nie übt... sänger/innen sind da am allerschlimmsten.... schonmal spontan nen blues auf des-dur gespielt? :)

mfg
philipp
Cellobass Profilseite von , 16.03.2005, 17:17:08
Als Cellist, der sich hier ins Forum verirrt hat, und als einer, der ehrlich gesagt noch nie einen guten (klassischen)Bassisten gehört hat, frage ich Dich: welche Technik soll mit Bass-Etüden denn geübt werden? Dauernd falsch zu spielen? Sich eine dicke Hornhaut anzugeigen? Im Orchester ordentlich zu rumpeln? (wie wirs dann immer zu hören kriegen). Kannst Du mir eine einzige Bass-Etüde nennen, die den technischen (und musikalischen) Gehalt einer Popper oder Davidoff-Etüde hat? Mit Popper werden musikalische Grundaussagen in technisch schweren Situationen geübt. Mit Simandl soll man allenfalls "die Erzielung eines kräftigen Tones" (was auch immer das sei, gibts das denn überhaupt auf dem Bass?) trainieren. Na dann, viel Spaß beim Üben!
philipp Profilseite von , 16.03.2005, 19:28:26
also wenn man keine ahnung hat....
erstmal hat das cello schonmal komplett andere möglichkeiten als der bass und auch die funktionen sind komplett andere... das du auf dem bass nie eine abgehkatze ala yo-yo ma oder sonstwem hörst ist völlig klar...
zweiter punkt wäre dann das es fürs cello etwas hundert millionen mal mehr etüden, schulen und wasauchimmer gibt, das da auch mal was besseres dabei ist ist kein wunder...
dritter punkt ist das simandls etüden eindeutig mal auf dem anfänger bis leicht darüber niveau anzusiedeln sind... wenn du mal etüden von hrabe oder kreutzer gehört hättest könntest du das auch wissen...
viertens möchte ich dir raten dein arrogantes geblubber seien zu lassen, da du augenscheinlich nur einen kleinen ausschnitt der bassliteratur kennst und ausserdem solltest du dir vielleicht mal überlegen was überhaupt einen guten klassischen bassisten ausmacht, denn die jungs sind schlussends dafür da euch anderen streichern und dem ganzen holz und blech sonst noch ein solides fundament zu liefern...
wenn du da bisher nur pfeifen getroffen hast die krumm und schief spielen und laut rumpeln können ist das zwar schade aber es gibt auch genug trottel am cello die keine 2 noten sauber rauskriegen....
aber solche einstellungen kriegt man als bassist eh ständig vor die birne geknallt... alle anderen streicher sind doch eh viel geiler, wissen wir ja alle... und was wäre ein orchester das auf arroganz verzichten würde? wäre ja ein bischen öde wenn man sich darauf konzentrieren würde musik zu machen hm?

in diesem sinne
philipp
FrederikM Profilseite von FrederikM, 17.03.2005, 00:06:30
Pff, was sollen wir mit Instrumenten, auf denen Kinder spielen könnten?
philipp Profilseite von , 17.03.2005, 00:24:42
naja wenn du mal nem kind nen 4/4 cello oder ne 4/4 geige in die hand drückst ist das auch schon kompliziert :)
ausserdem gibt es bilder von nem typen, dessen namen ich vergessen habe, der auf dem küchentisch steht und bass spielt, so um die 6-8 jahre alt ca ;)

mfg
philipp
Kb Profilseite von , 17.03.2005, 18:03:59
Was ist eine kl. Sekunde? - Wenn 2 Celli unisono spielen!!!
Ebbe Profilseite von , 06.05.2005, 17:44:19
An diesen herrlichen Reigen von "Platt -etüden" möchte ich wie folgt anschließen: Wenn in der Hochschule damals ein Streichinstrument hinter verschlossener Tür in Tenorlage agierte, vermutete man entweder einen schlechten Cellisten kurz vor der Zwangsexmatrikulation oder einen aberwitzig tollen Kontrabassisten. Trotzdem liebe ich mein Instrument und habe seit ewig eher das Problem Jobs abzuwimmeln (besonders die schlecht bezahlten und die, die keinen Spaß machen) als dankbar sein zu müssen für jeden hinterletzten Kontinuobass aus Nepumuck Fürchtegott´s Blockflöteneuvre, denn: "Ein Cello ist ein Kontrabass für Arme und (Zit. WernerBrösel) Popper überfährt man mit´m Chopper", Davidoff finde ich in der Tat super, am besten im Irish Pup zu Kilkennys oder als Zigarillo "danach".
Ebbe
thomas..xx Profilseite von , 21.03.2007, 16:35:34
na liebes cello!
du tust mir echt leid, denn mit deiner aroganz wirst du nicht weit kommen, und bevor ich das MAUL soweit aufreissen würde wie du es eben getan hast, würd ich mich vorher mal umschauen ,was für superkiller am kontzrabass so tätig sind.
ich nenne extra keine namen und würde mich freuen wenn du deine fühler einwenig ausstreckst dich schlau machst und mir in ein paar tagen wenigstens einen namen eines grossen bassisten nennen kannst.....dazu braucht es nicht viel fokus in die musik, sogar ein kindergartenkind stolpert früher oder später über solche grossartigen musiker wie du sie hoffentlich bald entdecken wirst....

keine lieben grüsse, aber dennoch grüsse
thomas
Christian Klein Profilseite von , 16.03.2005, 18:35:20
Eines habe ich von meinen zum Teil namhaften und charismatischen Lehrern und Nebenfachlehrern gelernt:
Keine Etüden spielen, sondern Musik machen!
Intonation und Motorik stellt sich nämlich beim Schäfen der musikalischen Sensibilität (sprich Musizieren) ebenso ein wie beim Bodybuilder-mäßigen Abturnen musikalischen Stumpfsinns. Wie komme ich jetzt auf Stumpfsinn? - Ach ja, ich antworte ja auf deinen Beitrag! ;-) Kontrabässe sind a priori schlechtere Celli. KontrabassistInnen sind zwangsweise schlechtere Menschen. Das ist so.
Kalle Wirsch Profilseite von , 16.03.2005, 19:06:36
Geneu! Und deshalb:

NIEDER MIT DEN CELLISTEN! KAMPF DEN WIMMERSCHINKEN!!!!!
Barmin Profilseite von Barmin, 18.03.2005, 23:01:32
Hallo Mr. Bassbube,

vorab: ich wuerde mich als mittelguten Amateurbassisten bezeichenen, mit Interessen Jazz und (neuerdings) Improvisierte Musik. Ich kann dir versichern, dass du auch ohne Profiambitionen (und entsprechenden Uebungsaufwand) Fortschritte machen kannst. Geht halt alles langsamer, und es gibt natuerlich technische und musikalische Grenzen, die fuer Amateure schwer zu ueberwinden sind. Wichtig sind Geduld und ein konstantes und gezieltes Arbeiten an deinen Chops.

Ich finde es ganz sinnvoll, Technik und Improvisation getrennt zu ueben. In Sigi Buschs Bassschule steht dazu einiges unter 'eigenes Uebungskonzept'. Bei technischen Uebungen geht es darum, Schwierigkeiten zu identifizieren und dann isoliert und gezielt anzugehen. Anregend fand ich hierzu auch ein Video von Gary Peacock (irgendwas mit Solo-Bass, erschienen bei Homespun Video), wo er sehr lange auf koerperlichen Aspekten rumreitet, d.h. Lockerheit erreichen durch Selbstbeobachtung, Identifizieren der Verkrampftheiten, dann einfach loslassen.

Wahrscheinlich wird ein guter Klassik-Lehrer aehnliches erzaehlen.

Beim Thema Improvisation wird es schwieriger. Es ist die Frage, welches Material ueben und wie. Die Antwort haengt von deinen persoenlichen Vorlieben und Ansichten ab. Simandl fand ich musikalisch langweilig bis z.T. unfreiwillig komisch klingend, fuer Jazz wirklich ungeeignet. Wenn du an der Jazztradition interessiert bist, ist es sicher eine klasse Uebeung, sich Bebop Themen reinzuziehen (wobei natuerlich keiner sagt, dass du dich auf diesen Stil beschraenken musst). Da wuerde ich mir aber bewusst einfacheres suchen als gerade Donna Lee. Es soll hierbei ja darum gehen, die Syntax und Phrasierung eines bestimmten Stils zu lernen, und nicht darum technisch zu brillieren. Ueberhaupt, m.E. hat es mit gelungener Improvisation wenig zu tun, sich irgendwas haarstraeubend schwieriges reinzuziehen, um es dann angeberisch abzuspulen. Natuerlich gehoert die Demonstration von Virtuositaet auch zum Jazz (ein Element, das mich eher abtoernt, aber gut, wen's erregt, bitte sehr). Bloss als Bassist brauchst du das nun wirklich nicht dringend, fuer deinen Marktwert sind deine Begleiter-Faehigkeiten und Musikalitaet wichtiger. Dies umfasst m.E. gutes Timing, Stilsicherheit und ein Feeling dafuer, wann weniger mehr ist.

Als technische Uebung uebe ich natuerlich trotz allem auch Skalen. Finde hierzu das zweite Heft von Jean-Marie (?) Rollez klasse. Reine Skalenuebungen, die Fingersaetze sind sehr un-Simandl-maessig. D.h. er geht oft auf der E- und A- Saite hoch bis in die Daumenlage, und noggert erst dann rueber auf die hoeheren Saiten (geht nur auf nem gut eingestellten Bass...). Gut zum Griffbrett kennenlernen, und wegen der leichteren Transponierbarkeit jazzgeeignet, auch wenn ich live on stage einiges nicht unbedingt soo spielen wuerde.

Ansonsten gibt es heute ja soo viele Noten zu Jazzimprovisation... Einerseits natuerlich klasse. Auf der anderen Seite beguenstigt diese "Akademisierung" des Jazz, dass die Leute wie Klassiker an ihren Real-Books kleben, und mechanisch ihre langweiligen, vorbereiteten Patterns abspulen.

so far... es gibt so viele Noten... let's forget about it and just play the music!

Barmin
Christian Klein Profilseite von , 19.03.2005, 01:03:16
Um in "Gig-armen" Zeiten nicht vom Jazz-Fleisch zu fallen, stoppel ich mir ein paar Midi-Files zusammen, die ich am Laptop stets bei mir habe (Wiedergabe natürlich über Hifi-Systeme etc. ;-) Eines davon ist ein gemütlicher Swing, der aber auch durch die "unangenehmen" Tonarten läuft. Gut für Timing, Intonation usw. Möglichkeiten: * Dreiklänge/Septakkorde * Walking Bass * Gemeinsame Töne in zwei aufeinander folgenden Takten finden * Solieren * "gestrichene Soli" etc. Ganz nach Lust und Laune - und Kraft (ist nämlich nicht grade kurz ;-) Midi File: http://www.grisi.net/bass/swing.mid Changes: http://www.grisi.net/bass/swing_1.jpg (Seite 1, ca. 56KB) http://www.grisi.net/bass/swing_2.jpg (Seite 2, ca. 73KB)
Bassbube Profilseite von , 19.03.2005, 08:07:12
Also nach Abzug der in diesem Forum leider üblichen Polemik und Anmache bleiben folgende Antworten auf meine Fragen:

1. Die Aussage von Dalla Torre, wonach Jazz-Bassisten keine Etüden spielen, scheint zu stimmen.

2. Es scheint wohl auch wahr zu sein, dass man trotzdem (oder gerade deswegen) weiterkommt auf dem Bass, und zwar, wenn ichs richtig deute, mit Tonleitern, gebrochenen Akkorden und vor allem sehr viel Praxis.

Wenn ich also dieses Modell auf die Klassik übertrage, kommt heraus:

1. Tonleitern, Akkorde
2. Orchesterstellen
3. Solostücke

Das ist aber genau, was er auf seiner Website schreibt. Jetzt würde mich interessieren, ob das von anderen Hochschullehrern genauso gesehen wird. Also ist die Frage, ob sich hier auch ein paar Bass-Studenten tummeln, die hierzu was sagen können.

Gracias, der Bube vom Bass
Christian Klein Profilseite von , 19.03.2005, 11:59:57
Die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien sah es gar nicht gern, dass ich parallel am Konservatorium der Stadt Wien bei Rudolf Hansen Jazz-KB studierte ...

Vom Unterrichtsmaterial ist mir - abgesehen von den üblichen Stücken a la "Bass Ball" - vor allem eines in Erinnerung:
Rudolf Hansen ließ uns alles (!) spielen, auch das klassische Material, das ich meist eingesteckt hatte (wobei er immer ein Blatt Papier zum Abdecken nahm, damit wir nicht "Fingersätze spielen" ;-)

Diese Praxis ist mir bis heute geblieben, wenn ich mich - was sehr oft vorkommt - wieder mal an einen neuen "Umhänge-Bass" bühnenreif gewöhnen muss:
1. das Selbe spielen, was ich auch am KB spiele.
Natürlich gibt es am bundlosen Akustik-Bass Abstriche bei Tempi und Phrasierungen (z.B. Bach/Solo-Suite II, Sarabande, Takt 1: fis/g auf der D-Saite mit 2/4 zu trillern während der 1. überstreckt auf der A-Saite das H hält ...), aber mein erklärtes Ziel ist, immer Musik zu machen - und so beginnt auch Literatur am Fretless irgendwann zu klingen (der spröde Sound mit absaufenden Trillern erinnert leicht an die Musizierpraxis der Barocklaute - im besten Sinne gemeint!).

2. hat jeder neue Umhänge-Bass seine Tücken - daher "erfinde" ich kurze Etüden, die gezielt diese Problemzonen ansprechen (Unsicherheit bei manchen Lagenwecheln, häufige Fehlintonation bei bestimmten Tönen, Doppelgriffe um eine reine Quint zu formen und ein "Mensur-Gefühl" zu kriegen, Einbeziehen von zugleich klingenden Leersaiten zur Qualitätskontrolle etc.).
Manche dieser meist swingenden, aus einer beliebigen Skala entstehenden Mini-Etüden vergesse ich über Nacht, manche spiele ich Jahre lang - weil sie meinen persönlichen Schwachstellen komprimiert auf den Zahn fühlen ;-)

Schlussfolgerung:
Möglichst quer durch den Gemüsegarten spielen, viel prima vista, aber auch schnell kreativ werden - und bei alledem als wichtigstes Kontrollorgan 2 kritische Ohren und 1 musikalischen Instinkt bewahren :-)

Selbst Tonleitern und Skalen müssen kein trocken Brot sein: Metronom auf Offbeat, deadnotes unterjubeln, Triolen beimischen, auch ungerade Taktarten spielen, bluenotes dazu, Alterationen (b9 etc.) einbeziehen - und schon swingt die Sache :-)
berni1 Profilseite von berni1, 22.03.2007, 08:27:51

oh gott.

jetzt glauben schon die chellisten sie wären cool!

in was für zeiten leben wir denn?!?

PEACE

Marcel Profilseite von Marcel, 22.03.2007, 08:59:59
Ich weiß nicht, wie das anderswo läuft, aber in Köln müssen die Jazz-Bassisten klassische Etuden im Vordiplom spielen. Manche nehmen das ernst, manche eher weniger, ich habe auch noch von keinem gehört, der wegen der Klassik durchgefallen wäre. Mir persönlich macht es erstens Spaß, auch mal Klassik zu spielen, zweitens kann ich jedem (Jazz-)Bassisten, der es noch nicht tut, nur empfehlen, sich damit zu beschäftigen, ich mache das jetzt seit gerade einmal einem Jahr, und Kraft, Sound und Intonation haben sich dadurch extrem verbessert. Außerdem hat man für den improvisierten Anteil von Musik eine riesige neue Soundpalette.
Neuester Beitrag Bro Profilseite von , 08.04.2007, 00:09:59
Hallo,
ich unterrichte an der Musikschule Kontrabass und das beinhaltet ganz selbstverständlich sowohl Klassik- als auch Jazzbass. Ich lasse die fortgeschrittenen Schüler gerne die Etüden von Hrabé und von Sturm spielen. Außerdem spielen wir gerne die Melodien aus "100 Solos for Cello". Und natürlich das Realbook. Die Klassiker spielen eher die Melodien (mit einem Notensatzprogramm kann man ja alles beliebig umschreiben) und die Jazzer eben eher die Begleitung nach Buchstaben. Aber es ist ganz selbstverständlich, dass auch die Klassiker nach Buchstaben begleiten lernen und auch die Jazzer die Melodien spielen. Ich bin dagegen, die Bassisten in zwei verschiedene Kategorien einzuteilen, man sollte danach streben in allen Musikrichtungen zu Hause zu sein. Etüden sind also für alle wichtig, genauso wie es für alle wichtig ist bestimmte Muster den ganzen Quintenzirkel hinunter zu üben (ich fange immer bei H-Dur an, dann geht es über E, A, D, G, C, F... bis Ges, was ja dasselbe wie Fis ist, also die Dominante von H, so beißt sich die Katze in den Schwanz).
Einige Celloetüden eignen sich auch gut für Bassisten, zum Beispiel von Sebastian Lee. Außerdem kann man sehr gut Duos von Offenbach oder Kummer auf dem Bass spielen. Auch die Kombination Cello/Bass klingt bei vielen Duos gut, man muss sich halt nur vertragen...
Viele Grüße,
Bro
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