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"Genagelter" Hals

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Zugeordnete Kategorien: Bassbau - Griffbrett

RainerZufall Profilseite von RainerZufall, 28.12.2009, 21:57:40
"Genagelter" Hals

Hallo liebe Bassistengemeinde,

hier mein Anliegen: Der Hals meines Basses ist "genagelt", d.h. er war wohl mal abgebrochen und die Reparatur wurde mit Hilfe eines Holznagels durchgeführt, der durch den ganzen Halsansatz bis durchs Griffbrett geht. Hält offenbar, auch laut Angaben des Vorbesitzers, seit Jahrzehnten recht gut. Leider schnarren die A- und D-Saite bei den entsprechenden Tönen etwas. War für den Vorbesitzer anscheinend nie ein Problem (vielleicht hat er die entsprechenden Lagen einfach vermieden). Habe schon versucht, den  minimal überstehenden Dübel an das Griffbrettniveau anzugleichen und ihn abgeschliffen. Die Freude währte nur kurz: Leider verhält sich aber der Dübel anders als die Umgebung, d.h. bei der momentan trockenen Heizungsluft schwindet er stärker und steht momentan etwas unterhalb des Griffbrettniveaus. Ergebnis: Schnarren. Hat jemand mit sowas Erfahrung und/oder eine Idee, wie man das in den Griff bekommen kann?

Die "saubere" Lösung wäre wohl, einen neuen Hals anzupassen. Da weiß ich aber nicht, ob sich das bei dem halbmassiven Sachsen (der im Übrigen auch nach Aussagen von Profis recht gut klingt), wirklich lohnt.

Gruß

Reinhard

 

PS: Vielen Dank für die vielen niveauvollen Beiträge im Forum, das ich seit meinen Kontrabass-Anfängen vor ca.drei Jahren interessiert verfolge und dank dessen ich schon viel gelernt habe!!

Dusan Profilseite von , 29.12.2009, 17:24:50

  Da hast du dir ja ein schönes Früchtchen geangelt. Dass bei einem gebrochenem Hals mit Holzdübeln gearbeitet wird, ist üblich. Unüblich ist hingegen, dass der Dübel durchs Griffbrett geht. Ist auch schwierig, dir da einer Rat zu geben. Dazu müsste man wissen, wieweit der Dübel im Griffbrett die Statik des Halses beeinflusst. Besteht keine Gefahr einer Schwächung des Halses, wenn der Dübel auf der Seite des Griffbretts ausgefräst und das Loch mit Ebenholz gefüllt wird? Das kann dir wahrscheinlich nur ein Fachmann beantworten, der sich dein Instrument auch gründlich ansehen kann.

Viel Glück

RainerZufall Profilseite von RainerZufall, 29.12.2009, 18:42:29

 

Hallo Dusan,

vielen Dank für deine Reaktion. Auf die Idee mit dem Ausfräsen bin ich noch nicht gekommen und ich kann nun einem Fachmann besser informiert entgegentreten. Bei mir in der Gegend (70 km südlich von Stuttgart) gibt*s in erreichbarer Nähe nur die Werkstatt von Tobias Festl in Reutlingen und Albrecht Löbner in Trossingen (kein ausgewiesener Bass-Spezialist). Kennt die vielleicht jemand aus dem Forum und kann mir einen Tipp geben, wem ich mich eher anvertrauen soll?

Gruß

Reinhard

Uwe Profilseite von Uwe, 29.12.2009, 19:33:41

Dusans Überlegungen hatte ich auch - ich möchte aber noch etwas ergänzen.

(Es kann übrigenssein, daß kein Holznagel verwendet wurde, sondern eine Holzschraube - das wäre die etwas bessere Lösung. Was aber tatsächlich drinsteckt, ist für Reinhards Problem aber wohl ohne Belang.) Ich sehe zwei Möglichkeinen, wie das Scharren entstehen könnte:

a) Nagel/Schraube sitzt im Bereich des Griffbretts nicht fest

Reinhard, hast Du mal (nur zum Testen) probiert, in den Spalt zwischen Griffbrett und Nagel/Schraube eine kleine Stahlfeder, Bruchstück einer Rasierklinge (nur mit der Zange anfassen!) oder Ähnliches einzutreiben? Vielleicht hat auch der konkrete Ort am Umfang von Nagel/Schraube einen Einfluß auf das Scharren.

Wenn auf diese Weise das Schnarren verschwindet, könnte man vielleicht einen schmalen Hartholzspan eintreiben und mit Knochenleim befestigen - das könnte dann eine billigere Lösung sein.

 

b) Nagel/Schraube ist nicht bündig mit dem Griffbrett

Wenn der Fehler aber darin besteht, daß die Saite genau au der Austrittsstelle von Nagel/Schraube schabt, dann würde tatsächlich helfen, das Griffbrett ca. 2mm tief einzufräsen und ein entsprechendes rundes Ebenholzplättchen einzuleimen. Dessen Maserung müßte der des Griffbretts angepaßt sein, also längs, dann gibt es auch beim Hobeln kein Problem

 

 

Wie auch immer, ich wünsche allen ein frohes und friedlichen 2010!

Uwe

 

RainerZufall Profilseite von RainerZufall, 29.12.2009, 21:46:08

Danke für die Tipps! Ich hab mal zur Veranschaulichung eine nicht maßstabsgerechte Skizze beigefügt. Das Schnarren resultiert meiner Meinung nach tatsächlich aus dem unterschiedlichen Griffbrett-/Dübel-Niveau. Auf jeden Fall kann ich mir jetzt vorstellen, wie eine Reparatur aussehen könnte. Ich denke, dass man von dem Dübel einige mm wegnehmen könnte, so dass er trotzdem noch ein bisschen ins Griffbrett hineinragt. Man müsste aber wohl irgendwie sicherstellen, dass der eingesetzte Ebenholzpfropfen keinen Kontakt zum Rest-Dübel bekommt (wegen des unerwünschten "Arbeitsverhaltens"). Vielleicht den Zwischenraum mit Watte o.Ä. ausstopfen?

Grüße und ein gutes neues Jahr!

Reinhard

Basshals mit Dübel

Uwe Profilseite von Uwe, 30.12.2009, 08:46:10

 Nach der Zeichnung könnte eine Lösung wie folgt aussehen:

 

Mit einem kleinen Bohrer die Mitte des Dübels leicht „ankörnen“

Mit einen Forstnerbohrer (etwas größer als der Dübel) eine Sackbohrung setzen, die einige mm tief ist. Auch wenn man während des Bohrens feststellt, dass man leicht schief bohrt: weiterbohren, sonst geht die Kreisform des Bohrlochs flöten. In der Mitte ist das Griffbrett über einen Zentimeter dick, die Tiefe der Bohrung ist also nicht besonders kritisch.

Passendes Korkplättchen unten in die Bohrung einlegen (zur Gewinnung des Korkplättchens weiter hinten).

Das Ebenholzplättchen zur Abdeckung hat man sich vorher hergestellt oder machen lassen. Vorweg: Man macht sich aber zweckmäßigerweise nicht gleich ein Plättchen, sondern erst einen Zylinder (Stift), den man erst im letzten Moment auf die benötigte Länge kürzt, vielleicht sogar nach dem Einleimen. So kann man es zwischendurch  am besten bearbeiten und handhaben. Kleine Stückchen Ebenholz kann man aus dem Frosch eines Schrottbogens herstellen (wenn die Dicke nicht reicht, kann man zwei Stückchen aneinanderleimen), oder aus einem alten Saitenhalter (das Holz ist dann alt und arbeitet nicht mehr), sonst muß man unter „Kantel Ebenholz“ googlen, also übers Internet kaufen. Um diesen Holzzylinder herzustellen, braucht man eine Dreh- oder Drechselbank, sowie eine Schieblehre. Achtung! die Achse des Zylinders (der nachher zum Plättchen wird) muß senkrecht zur Holzmaserung stehen, das muß man dem Drechsler ausdrücklich sagen. Hat man keine Drehbank zur Verfügung, kann man sich auch mit Sägen und Feilen behelfen. Das genaue Endmaß erreicht man mit Schmirgelleinen, das man zwischen zwei Fingern zur Schlaufe gebogen hat, und in der man das Werkstück hin- und herdreht. Wenn man es geschickt anstellt, entsteht auf diese Weise eine sehr gute Rundung.

Aufbringen des Plättchens: Nicht vergessen, daß dessen Faserrichtung die des Griffbretts übernehmen sollte. Einleimen nur mit Knochen- oder Fischleim (Restauratorenleim). Dann bleibt der Baß reparierbar; man sollte auch hier an zukünftige Generationen denken.

 

Und nun viel Erfolg!

Uwe

 

 

 

Anmerkung: Das angesprochene Korkplättchen stellt man sich mit einem scharfen Messer aus einem richtigen Korken her. An den gelangt man, indem man sich bei einer Flasche Wein in aller Ruhe auf die Arbeit vorbereitet und dabei überlegt: was kann schief gehen, was brauche ich, gibt es etwas, an das ich noch nicht gedacht habe. Billiger Wein aus dem Supermarkt ist allerdings nicht mit einem echten Korken verschlossen, so etwas ist einer  stilvollen Arbeitsvorbereitung nicht zuträglich.  Wer eine alte Korkfliese hat, kann diese Phase aber auch anders gestalten.

RainerZufall Profilseite von RainerZufall, 30.12.2009, 14:10:57

Vielen Dank für die detaillierte Anleitung! Ich werde mich gleich ans Werk machen und erst mal eine gut sortierte Weinhandlung aufsuchen ;-)

Reinhard

 

Neuester Beitrag DumDiDum Profilseite von DumDiDum, 11.01.2010, 10:40:43

 Dusan und Uwe haben es perfekt erläutert ;-) Hinweise dazu kann man auch in Tischlerlehrbüchern unter dem Stichwort blinde Türzapfen finden...

Gruß
Roman

 

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