Nochmals Bogenbezug: Schweife und Etikette
Hallo Diethelm,
Du möchtest mich wegen meiner unqualifizierten Ansichten zum schwarzen, weissen etc. Bogenhaar also gleich von den Schecken hinter Deinem Haus \"niedergetrampelt\" sehen (Dein Beitrag zum vorgehenden Thema)? Das ist nicht nett. Vielleicht solltest Du ja mal in Deiner eigenen Augenarztpraxis checken lassen, wie gut Du noch siehst. Evtl. züchtet Dein Nachbar nämlich Dalmatiner oder Perlhühner....
Ich hab mir die Mühe gemacht, die gesamte BLV-Enzyklopädie der Pferde mit ca. 3.000 (!) Pferdeabbildungen durchzuforsten nach 1 \"gescheckten\" Pferdeschweif. Bei 1 Potiok (Packpony der baskischen Schmuggler, ein Piebaldschecke) und 1 Appaloosa (N-Amerika) sah ich andeutungsweise schwarze Partien, aber keine Scheckung, innerhalb der weissen Schweifhaare. Was sehr oft vorkommt, ist eine graduelle Verfärbung der Schweifhaare von der Schweifrübe nach unten. Das ist die übliche Miss-(Mist)-Farbe und Vergilbung der alten Haarabschnitte. So abgewetzte Haarteile sind natürlich zum Bespannen unbrauchbar.
Sollten einige Potiok (fast ausgestorben) und Appaloosa oder Pintos wirklich bunte Schweife haben, so wären diese für den Bogenmacher nicht geeignet. Die Haare müssen nämlich in einem äusserst rauhen Klima gewachsen sein und stammen daher vorzüglich von Mongolischen Hengsten; heutzutage auch aus anderen kalten Zonen, z.B. Kanada.
Jetzt zum Bogenmacher und seinem Profit: Wer einen Schwarz-Weiss-Bogen unbedingt will, muss etwas mehr blechen; aber nicht wegen Materialkosten, sondern weil die Haare sorgfältig gemischt und gelegt werden müssen und weil es schwierig ist, Haare verschiedener Dicke (die schwarzen sind derber und dicker) so zu fixieren, dass die dünneren nicht vorzeitig rausrutschen und ausfallen. Wer redet da von \"Betrug\"? Ich bestimmt nicht.
Nochn Gedicht: Die von mir mit dem Raster-Mikroskop untersuchten Haare stammten von einem jeweils frisch kolophonierten Bogen. \"Ungestrichen\". Ich nehme an, dass schon nach den ersten Strichen die Glätte des Harzüberzuges verschwindet, und dann - aber das kann ich nicht beweisen - vielleicht die etwas gröberen schwarzen Schuppen eher aus dem Kolophonium herausragen. Für mich war jedenfalls hauptsächlich besonders interessant, wie aalglatt ein frischer Harzbelag auf dem Haar aussieht; wie ne Fahrradspeiche; ich hätte genau das Gegenteil erwartet. Leider habe ich dann nich Haare nach 1, 5, 50 und 500 und 5000 Strichen in allen Stricharten untersucht; das wäre eine Habilitation geworden, und dann wäre ich heute Professor und Du bloss Dokter, und dürftest mir nich im Forum so ans Bein pinkeln wie die Stute auf ihrn Schweif.
dave1