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cellosaiten in quart-stimmung

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Bassfron Profilseite von Bassfron, 19.02.2009, 17:17:50
cellosaiten in quart-stimmung

Hi

ich hab von ner freundin nen altes Cello bekommen und bin ehrlich gesagt ein wenig faul alles komplett neuzulernen. Ich will es irgendwann vllt mal einsetzen für weltmusik oder ähnliches.

Nun hab ich im Netz gelesen das es früher einmal ein Cello in Quart-stimmung (gespielt von Ray Brwon ua) was genau eine Oktave höher klingt als der Kontrabass gab.

Hat jemand sowas schonmal ausprobiert? Wo bekommt man vllt sogar passende Saiten dafür.

Zur Zeit ist es eher so eine "Idee" aber vllt lässt sich das wirklich irgendwie einsetzen... aber in erster linie geht es mir um den Spaß am ausprobieren und ums basteln :D

 

LG

Hen Profilseite von Hen, 19.02.2009, 19:35:16

Hallo bassfron,der Geigenbauer Daniel Kress aus Köln hatte oder hat ein Cello in Quartstimmung da, ich habe mal darauf bei ihm gespielt. Am besten du fragst ihn einfach mal woher er die entsprechenden Saiten hat. Schau mal auf seine Webside:

www.geigenbau-kress.de

Zum Ergebniss des Ausprobieren: Mich hat das klanglich einfach nicht überzeugt, im Gegenteil, es war ziemlich bescheiden weil alle schönen Resonanzen durch die Quintstiummung flöten gegangen sind. Es klang matt und dumpf, keine gescheiten Tiefen, keine gescheiten Höhen.. Ich empfehle das Umlernen auszuprobieren! Quinstimmung ist total easy, ich praktiziere das neben der Quartstimmung und habe absolut keine Probleme damit. Man gewöhnt sicher sehr schnell an die neuen Griffmuster und man kann sich im Prinzip alles von der D-Saite denken, denn diese ist an der gleichen Stelle wie aufm Kontrabass. Ein paar Stunden mal investiert, ein bissle probiert und dann geht das locker. Ich spiele heute wenn es hochkommt nicht mehr als einmal in der Woche ne halbe Stunde auf meinem Bass in Quinstimmung (aber ein E-Bass, den Kontrabass musste ich wieder zurückstimmen) und das reicht um locker in der nötigen Stimmung zu bleiben. Gerade wenn man improvisiert kann man sich viel durch Intervalle ableiten. Also mein Tipp: Probiers erstmal aus mit der Quinstimung, es wird sich klanglich lohnen. Und Spaß wirst du damit auch haben, es erweitert den Horizont umgemein, man fühlt sich auf ner Reise in Quinstimmung... und wieder wie zu Hause angekommen wenn man wieder Quarstimmung spielt :P

VG
Hen

max Profilseite von max, 19.02.2009, 20:30:27

 Ist das so? Und wenn: wenn es an der Quartstimmung als solcher liegt, müsste dann nicht auch ein Bass in Quintstimmung viel toller klingen, und hätte sich das in diesem Fall nicht schon längst durchgesetzt?

Oder sollte es so sein, dass die Instrumente jeweils auf die für sie bestimmte Stimmung ausgerichtet sind? Dann wäre es ja eher unklug, einen Bass in Quinten zu stimmen...

bassknecht Profilseite von bassknecht, 19.02.2009, 22:29:42

Kontrabässe haben die Quartstimmung von den Gamben behalten, Gründe waren sicher die Klanglichkeit, der Tonraum und Intervallfortschreitungen, die man zunächst ebenfalls von den Gamben mitgenommen hat. Mit der Quartstimmung hat man bestimmte Lagenwechsel bei Saitenübegängen nicht, bzw. anders,  gewisse Standardfortschreitungen werden einfacher. So gesehen bringt die Quartstimmung bei der grossen Kontrabassmensur für viele Leute mehr Intonationssicheheit. Meine Meinung daher, es hat überwiegend spielpraktische Gründe, dass sich die Quintstimmung nie auf breiter Ebene hat durchsetzen können. Man muss sich ja immer vor Augen halten, dass es nie ein Mastermind gegeben hat, der gesagt hätte" Kontrabässe werden in Quarten gestimmt und Basta". Die Quartstimmung ist ein Ergebnis gewachsener kollektiver Erfahrung und natürlich Gewohnheit, einer meiner meistgehassten Sätze “das macht man eben so“ scheint viel zu beeinflussen.
Hen schwärmt  von Klangschönheit, die durch Zusammenwirken von Obertönen in Quintstimmung käme. Ich höre das anders, auch in quartig gestimmten Saiten gibt es Obertöne die im Zusammenwirken nach mitteleuropäischen Hörgewohnheiten Konsonanzen erzeugen. Im Rahmen von experimenteller Musik habe ich mir früher mal  eine Stimmung mit Tritonus, grosser und kleiner Sekunde gemacht, das war rein von der Klangfarbe her völlig OK.
Letztendlich ist es für jemanden der auf einem Cello im Rahmen von Weltmusik Bass spielen will aber kaum interessant die angebliche Klangschönheit von Quintstimmung zur Verfügung zu haben. Kontrabasstimmung eine Oktave höher zu haben bedeutet mit den tiefen vier Gitarrensaiten zu spielen, die kann man dann natürlich auch als Besaitung auf das Cello machen. Aber im Achtfussregister Wechelbass zu Sirtaki und Havanagila Pizzicato spielen? Toll            
 

Basstölpel Profilseite von Basstölpel, 20.02.2009, 00:12:10

 Hallo B-fron,

wenn es Dir um das Experimentieren geht lass doch die Quinten erstmal drauf. Ich finde die machen einfach mit die Klangcharakteristik des Cellos aus. Was jetzt das Navigieren durch den Tonraum angeht, so helfen folgende Ueberlegungen: 1. wie Hen sagt, D-Saite bleibt. 2. Ebenso wie beim Bass gibt es auch eine AS und eine GS, aber halt vertauscht. Man muss also nur noch die C-Saite lernen.

Ansonsten einfach mal einfaches Zeugs wie Durtonleitern und Pentatoniken raussuchen - das Prinzip ist schnell klar. Jedoch ist der Unterschied zwischen Tonarten, die gut und solchen die schlecht liegen, wesentlich staerker als bei Quartstimmung. Also wenn was bescheiden liegt, dann richtig. Hier spreche ich nur fuer Quintenstimmung auf einem KB - diese hat m.E. Vor- und Nachteile. Tue mich da schwerer als Hen, einfach weil alles SEHR weit auseinanderliegt (wenn man keine Leersaiten benutzen kann) und 4-Fingertechnik erfordert, die einfach Uebung braucht bis die Intonation sicherer wird, und auf einem KB eben auch einiges an Kraft erfordert. Das sind aber Probleme weniger des Navigierens in Quintenstimmung sondern der Groesse des KB.

Armin

 

Hen Profilseite von Hen, 20.02.2009, 09:44:09

Kann natürlich meinen Kollegen nur zustimmen: Quintstimmung ist schwieriger zu spielen, es gibt Tonarten da brichst du Die Finger (Es-Dur zB.. brrrr). Quinstimmung auf Kb klingt auch ganz anders als Quartstimmung. Ich habe mal von einem Studenten gehört der in Quinstimmung beim Sperger-Wettbewerb gespielt hat. Man sagte ihm (also Klaus Trumpf..) er würde klingen wie ein großes Cello, nicht wie ein Kontrabass. Das sehe ich genauso! Die Quartstimmung klingt rauher, der Kb bekommt seinen herben-edlen Charakter mit leicht nasalem Ton in der Höhe. Die Quintstimmung klingt  voller, ausgelicherner abre auch direkter. Durch die verbesserten Ressonanzverhältnisse klingen die hohen Lagen nicht mehr nasal sondern auch voll und rund, was sie aber auch nicht schöner macht (meine Meinung, ein Kontrabass gehört nicht da oben hin, aber naja, anderes Thema). Der Ton ist einfach anders, einfach ein großes Cello mit seiner typischen Klarheit und Direktheit, ist aber halt kein schönes Kb-Klang mehr.

Ich schwärme deswegen von den Resonnanzen weil ich diese selber erlebt habe. Ich habe jetzt schon 3 verschiedene E-Bässe in Quinstimmung bezogen und sie klangen (und schwingen) alle besser als vorher in Quarstimmung. Ich habe meine Kb in Quinstimmung kurz gespielt und er bekam mehr Volumen, mehr Klang, er schwingte auch besser. Jetzt spiele ich wieder Quarstimmung und naja, es ist halt anders..

Ich hatte mit meinen E-Bass in Quinstimmung das Zusammenspiel in einer Band getestet. Mein Ergebniss war das es null gebracht hat. Wenn ein Drummer hinten auf seine Trommeln haut ist deine Stimmung scheißegal, die wirklichen Klangnuancen kommen nicht durch. Auch die Intonation mit Gitarre war nicht wirklich besser (auch nicht schlechter), die typischen Riffs wurden halt nur total kompliziert. Als ich meinen Bass in Quinstimmung hatte probte meine Freundin gerade mit ihrem Quarten, irgendein Hayden-Quartett. Ich gesellte mich einfach mal mit meinem Kb in Quinten dazu und spielte die Cello-Simme mit und ich bekam einen richtigen Aha-Effekt: Wow, so klingt das also wenn man mal richtig intoniert, und zwar dann wenn man die gleichen Stimmungsverhältnisse hat. Man spielte von alleine sauber, das war wirklich sehr beeindruckend. Ich war so geschockt das ich in mein Zimmer ging und noch am gleichen Tag die Saiten umzog, meine alten Quartstimmungssaiten. Nächsten wieder Probe, gleiches Stück und siehe da, es passt nicht mehr so gut. Ich konnte nachstimmen wie ich will, meine leeren Saiten passten nicht zu deren leere Saiten, meine gegriffenen Töne setzten sich immer ein wenig ab, dieses Gefühl in den Sog miteingezogen zu werden war nicht mehr da. Ich hatte das Gefühl das ich nicht mit den anderen sondern neben den anderen gespielt habe.

Ich denke beide Stimmungen haben ihre Vor- und Nachteile. Auch im Orchesterrepertoir gibt es Stellen die sich in Quinstimmung spielend leicht machen lassen, so zB. die Maler-Solo-Stelle mit der man sich den lästigen und schwierigen Sprung vom hohen a auf der G-Saite zum tieferen a auf der D-Saite spart, am spielt einfach die leere a-Saite. Oder Beethoven 5.Sinfonie, 2. Satz das Thema der Celli und Bässe. Währden man in Quinstimmung gechillt über die leeren Saiten spielt in einer Lage, ohne Sprung oder sonst irgendwelche Hektik muss man in Quartstimmung sich einen abspringne um irgendwie hoch zum Es zu kommen..

Naja, was bassfron jetzt macht ist seine Sache, ich würde ihm auch empfehlen zum experimentieren mal die Quinten auszuprobieren, ob er sie aber unbedingt braucht ist natürlich was anderes. Insgesamt finde ich den Kontrabass mit seiner Mensur und so auch leichter in Quartstimmung zu spielen (bis auf vllt wenige Stellen) und deswegen auch die bessere Alternative, spielerisch gesehen. Zur ergänzung möchte ich aber die Quinstimmung nicht mehr missen, sie hat ganz klar ihre Vorteile und im bestimmten Situationen ist sie meiner Meinung nach auch die bessere Wahl, egal ob mit 4 Fingern oder mit 3 Fingern (meine Güte, bei den 1000 Lagenwechseln die man in 3-FT spielen muss kommt es auf den einen oder anderen mehr auch nicht mehr an ;-), es ist beides möglich.

hansbender Profilseite von hansbender, 20.02.2009, 10:33:32

Abgesehen von den klanglichen Unterschieden und "Orchesterstellen", ist zu bedenken, dass Du, wenn Du mit Kontrabass-Fingersatz auf dem Cello spielen willst, sehr eng greifen musst. Ein Finger pro Halbton ist auf dem Cello sehr bequem, 2 Finger pro Halbton wird schon in der 1. Lage sehr eng, in höheren Lagen noch enger.

Abhilfe würde da eine Amputaion des 3. Fingers schaffen, den braucht man auf dem Kontrabass ja meist eh nicht...

 

Neuester Beitrag Bassfron Profilseite von Bassfron, 20.02.2009, 11:05:27

 Also vielen dank für die beiträge. sehr interessant zulesen.

@hansbender:  also ich hab früher auch mal ebass gespielt und kann auch mit 4 fingern spielen.. hab nicht vor kontrabassfingersatz auf dem cello zuspielen. und wegen der amputation... naja eigentlich ist der 3 finger shcon echt wichtig-also ich könnte nicht drauf verzichten ;)

 

werd einfach mal ein wenig rumprobieren. die idee mit den gitarrensaiten find ich echt lustig... werd mir mal einfach zum ausprobieren von nem jazzgitarristen alte flatwoundsaiten borgen und draufziehen.

Zum Thema BAssstimmung. Ich hab mal gelesen das sich der 4-saiter in quartstimmung dadruch durchgesetzt hat. weil in der zeit wo der kontrabass aufkam die berühmtesten komponisten aus dem deutschsprachigen raum kamen wo man den bass so gespielt hat.

Bottesini hat er der resonnanz wegen einen 3 saiter gespielt.... soll angeblich auch "besser" klingen

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