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• • • Velvet Strings Limited

 

Garbo von
Velvet Strings Limited

   

 

Das deutsch - schweizerische Unternehmen schickt die Garbo in das Rennen um die Gunst all jener Bassisten mit der Vorliebe für einen pfundigen Darmsaitensound. Jan v. Polheim hat sie getestet.


Zehn Jahre Entwicklungszeit sollten die klanglichen Vorteile der Darmsaite optimieren und die Nachteile in puncto Lebensdauer, Stimmstabilität und Bespielbarkeit minimieren. Das Ergebnis ist grandios.

Konstruktion
Die Anfrage beim schweizer Hersteller nach diversen technischen Details brachte schon mal die erste Überraschung, die Garbo ist gar keine Darmsaite, sie klingt lediglich so. Bei der Verwendung von Darmfasern waren die oben erwähnten Nachteile nicht zu beherrschen und so wurde nach Materialien geforscht die das klangliche Potenzial der Darmfaser bieten, aber frei sind von den oben genannten Beeinträchtigungen.
Beim Auspacken stellt der verwunderte Autor fest, daß alle vier Saiten gleich dick sind, haben die mir vier „E“ Saiten geschickt?  Dazu später mehr.
Alle Garbo haben einen 2mm starken Kern aus verschiedenen, geklöppelten Naturfasern. Diese Fasern werden chemisch und physikalisch vorbehandelt bevor sie in geheimer Zusammensetzung den Kern der Saite bilden. Die „E“, „A“ und “D“ Saite sind mit einer Kupferwicklung versehen worden um einerseits die klanglichen Eigenschaften des Saitenkerns zu unterstützen und andererseits für die nötige Robustheit und Lebensdauer zu sorgen. Die Verwendung von Kupferdraht hat hier in erster Linie klangliche Gründe. Die „G“ Saite verfügt über eine Wicklung aus einem Verbund aus Kunstseide und Polyester.
Alle Saiten sind in Richtung der Wicklung geschliffen und hinterlassen beim ersten Spielen einen etwas ruppigen Eindruck. Die gleiche Dicke der Saiten bewirkt aber auch eine gleichmäßige Verteilung der Zugkräfte auf den Steg und den Hals. Das wird sicherlich zu einer Verlängerung der Lebensdauer des so bespannten Basses führen. Der eigentliche Vorteil liegt aber im, bei allen Saiten gleichen, Einschwingverhalten. Man kann also mit ein und der selben Zupftechnik alle Saiten bedienen. Mit Stahlsaiten wäre das unmöglich.
Das auffällig geringe Gewicht hat seine Ursachen in der Verwendung leichter Werkstoffe und in der „Verkürzung“ der Saiten. Die Garbo sind nur unwesentlich länger als die Mensur des Basses, an beiden Enden sind jedoch gewebte Schnüre angebracht. Die untere Schnur endet in einer Schlaufe welche durch das entsprechende Loch im Saitenhalter gesteckt wird. Die Saite wird dann durch diese Schlaufe gezogen und schon ist alles fest mit dem Saitenhalter verbunden (siehe Bild). Das obere Ende der Saite wird ganz herkömmlich aufgewickelt. Damit die Statik der Saitenhalterung sich besser zentrieren kann und die Schwingungen geradewegs auf den Steg übetrtagen werden, liefert Velvet Strings eine patentierte Kordel mit, die die herkömmlichen Befestigungen des Saitenhalters aus starrem Draht ersetzen können und die vier Saiten zu einer möglichst frei schwingenden Einheit machen.

Klangverhalten
Die Garbo sind in jeder Hinsicht besser als eine herkömmliche Darmsaite es je sein kann. Eine derartig voluminöse Klangentfaltung habe ich bis dato noch nicht gehört, und man hat das Gefühl der Bass (ein ca. 100 jähriges Instrument) befände sich erst am Anfang einer fulminanten klanglichen Entwicklung. Neben der erwähnten Lautstärke produzieren die Garbo aber auch noch ein sehr ausgeglichenes Obertonspektrum und fulminante Bässe die zu allem Überfluß immer gut ortbar sind und auch in den höheren Lagen ein konstantes Bassfundament liefern. In der Praxis bedeutet das, daß der Comboverstärker in Zukunft häufiger arbeitslos bleiben wird und Kollegen wie Publikum sich am unverfälschten Klang eines Kontrabasses ergötzen können. Sehr angenehm ist, daß die Garbo wie selbstverständlich jede Änderung der Spieltechnik annehmen und übetrtagen.
Beim Spiel mit dem Bogen geht ebenfalls die Sonne auf, der Klang ist unwahrscheinlich präsent und tragend und somit für jede Art von Begleitung bzw. Ensemblespiel nahezu die Ideallösung. Als Besaitung für ein Soloinstrument sind die Garbo nicht gedacht, hier empfiehlt sich die Verwendung anderer, im ganzen etwas zarterer, Saiten.

Handhabung
Der bestechende Eindruck den die Garbo in klanglicher Hinsicht hinterlassen, setzt sich auch durch eine einfache und durchdachte Handhabung fort. Das Aufspannen der Saiten gestaltet sich denkbar einfach da durch die Schnurenden und Verkürzung der Saiten die lästige Kurbelei  beim Aufspannen fast ganz entfällt. Lediglich die Saitenlage muß erhöht werden, da die Garbo deutlich weiter ausschwingen als man es von herkömmlichen Stahlsaiten gewohnt ist. Dies muß jedoch beim Spielen in keiner Weise mit einem Mehraufwand an Kraft ausgeglichen werden, da die Garbo pro Saite etwa 10 kg weniger Zugkraft im Vergleich zu herkömmlichen Stahlsaiten erzeugen. Das gewaltige  Klangvolumen dieser Saiten ensteht, neben der Verwendung der angesprochenen Werkstoffe, auch durch die sehr weit ausschwingenden Saiten die sich dank ihrer geringen Masse auch noch leicht in Schwingung versetzen lassen. Für den Bassisten ergibt sich hieraus ein deutliches Mehr an Kraft und Kondition. Das Beste ist aber, daß hier überhaupt keine Zeit mehr zwischen Anzupfen der Saite und der Wahrnehmung durch das Ohr liegt, das heißt, man spielt permanent mit den Händen in der Time und nicht davor, ein Genuß!
Selbst auf einem Electric Upright- Bass sorgen die Garbo für eine fulminante Basswiedergabe in allen Lagen und sind somit eine interessante Alternative für all jene Bassisten, die sich in erster Linie mit groovender Musik befassen ( Salsa, Hip Hop, Soul etc.). Man sollte aber bedenken, daß die Verwendung eines magnetischen Tonabnehmers ausgeschlossen ist da bei den Garbo keine magnetischen Metalle verarbeitet werden.

Resümee
Die Garbo sind schlicht und einfach die besten Saiten die ich je gespielt habe, sie entfachen eine nicht für möglich gehaltene Lautstärke und klingen in allen Lagen warm und natürlich. Man merkt den Garbo bei jedem Detail an, daß es sich hier um ein von Bassisten für Bassisten entwickeltes Produkt handelt. Einerseits wird hier ein hervorragender Klang produziert, andererseits werden Bass und Bassist gleichermaßen geschont. Wer jetzt hingeht und die Garbo mit der üblicher Weise bei Stahlsaiten benötigten Kraft spielt, wird in wenigen Monaten ein zum klanglichen Kraftpaket mutiertes Instrument  sein eigen nennen können.
Ein Satz Naturfasersaiten für akustische Bassgitarren ist in Arbeit und auch klassische Gitarren sollen langfristig mit Naturfasersaiten ausgerüstet werden können.
Cellosaiten von Velvet Strings sind bereits auf dem Markt.

2. Resümee
Nach fast zweieinhalb Jahren Gebrauch:
Grundsüätzlich kann ich sagen, dass die „Garbo“ die gegebenen Versprechen einhalten. Stimmstabilität: Selbst nach 2 Stunden härterer Gangart, live auf der Bühne, ist die Stimmung der „Garbo“ stabil, hier bleiben keine Wünsche offen. Ich habe meine Stahlsaiten damals mindestens einmal pro Set nachstimmen müssen, das entfällt hier komplett.
Das Stimmen an sich, gestaltet sich allerdings etwas schwierig: Die E-, A- und D- Saite lassen sich wie eine herkömmliche Stahlsaite, problemlos stimmen. Die G-Saite, die ja keine Kupferwicklung hat, entwickelt auf den Flageollets ein von den anderen Saiten stark abweichendes Obertonspektrum, hier wird das Ohr beim Stimmen in Hektik und Stress auf der Bühne schnell mal irritiert: „Zu hoch, nein, zu tief“???? Man braucht ein wenig Erfahrung mit den Saiten um sich auf diesen Umstand einzustellen. Allemal beseitigt ein Stimmgerät hier dieses Problem.
Gesundheit:Ich mich zwanzig Jahre mit Blasen und Blutblasen an den Fingerkuppen herumgeschlagen; mit den Garbo ist diese Quälerei endgültig beseitigt.  Hierfür sind das leichte Einschwingen der Saiten und, meiner Meinung nach hauptsächlich, die gleiche Dicke aller Saiten verantwortlich. Ein wahrer Segen!
Lebensdauer:Ich habe die Garbo bei etwa 300 Konzerten und Auftritten eingesetzt und ich mit ihnen heftige Übephasen, mit und ohne Bogen absolviert. Mein Eindruck ist, dass die Saiten noch genauso frisch sind wie in der ersten Woche.
Arcospiel: Ich habe mit Interesse die Diskussion über die Arcotauglichkeit der Garbo verfolgt und muss jenen Kollegen widersprechen, die diese den Garbo absprechen. Das klangliche Ergebnis beim Arcospiel stellt für meine Ohren das Gros der Stahlsaiten schlicht in den Schatten. Egal ob man einen eher etwas anonymeren Orchesterton oder einen obertonreichen Klang erzielen will, die Garbo gehen hier willig mit. Aber: Wer sich an der klanglichen Souveränität der Saiten erfreuen will, muss dafür seine Bogentechnik den neuen Saiten anpassen, mit der erlernten Technik kommt man hier nicht weit. Es ist recht schwierig das Verhalten der Garbo in diesem Zusammenhang zu beschreiben. Einerseits vertragen sie in den hohen Lagen nur wenig Druck vom Bogen und man muss sehr behutsam vorgehen, um den Ton am Bogen zuhalten, andererseits nehmen sie in den mittleren und tiefen Lagen selbst Techniken die am Rande der Misshandlung angesiedelt sind locker mit. Also, wer die Garbo mit dem Bogen spielen will, muss einen evtl. langen Weg gehen ehe er mit souveränem Klang versöhnt wird.
Daumenlage: Ich spiele die Garbo nur in den tieferen Daumenlagen, da es, aufgrund der hohen Saitenlage in den hohen Daumenlagen zunehmend schwerer oder fast unmüglich wird die stark schwingenden Saiten „einzufangen“ und korrekt auf das Griffbrett zu drücken. Wer also mit einer blendenden Technik für die Daumenlagen ausgestattet ist, wird hier evtl. Schwierigkeiten haben diese voll auszuspielen.
Letzte Bemerkung: die neuen Sätze sind nach einem verfeinerten Verfahren auch längs der Saite geschliffen, sind aber an der Oberfläche deutlich glatter als der von mir nach wie vor verwendete Satz. Es darf vermutet werden,dass dies auch eine Auswirkung auf das Arcospiel hat und dass die „Kratzbürstigtkeit“ hier etwas gemildert wird.

Danke für Eure Aufmerksamkeit.
Jan v. Polheim



Zuletzt aktualisiert von Gerrit am 09.07.2004, 11:05:10.