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Eleganz fehlt

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Zugeordnete Kategorien: Üben

Simseline Profilseite von Simseline, 25.10.2012, 21:10:17
Eleganz fehlt

Hallo ihr lieben Bassfreunde,

ich hab mich nun mal einfach aus Spaß selbst beim Spielen aufgenommen und ich musste sagen es klingt echt noch viel schrecklicher als ich es wahrnehme während dem Spielen. Natürlich bin ich mit meinem Jährchen am Kontrabass noch ein Frischling, aber wie bekomme ich das hin, dass sich das nicht so gesägt anhört. Ich habe ja D'Addario Helicore Medium am Bass, also eher Saiten für den klassischen Bereich. Wie schafft ihr es, dass sich die gestrichen Saiten richtig schön klar anhören? Gibt es einige Tricks oder habt ihr Tipps für mich, brav üben tu ich sowieso - aber ich bin halt jetzt doch etwas frustriert von meinem Sägestück - vom Musikstück noch meilenweit entfernt.

Bigsby Profilseite von HannoBass, 25.10.2012, 21:33:51

Hallo,

es ist ganz normal, dass ein von vorne aufgenommener Bass viel kratziger klingt als von der Ohrposition des Spielers aus. Das Kratzige geht aber im Orchester unter und es bleibt der tiefe warme Ton. Eine Violine aus der Nähe klingt ja auch eher scharf. Erst im Zusammenhang und aus größerer Entfernung stimmt dann der Klang mit unseren Hörgewohnheiten überein.

Wenn du trotzdem unzufrieden bist, würde ich erstmal ein weiches Kolofonium wie Pops testen. Das kostet nicht viel und der Klang ändert sich sofort deutlich. Wenn das nicht reichst, kannst du noch besonders weich klingende Synthetiksaiten ausprobieren. Ich nehme an, dass du momentan die Orchestrals und nicht die Hybridserie spielst? Für Stahlsaiten klingen die schon sehr warm finde ich. Alles andere kommt mit der Zeit:-)

Grüße

LowB Profilseite von LowB, 25.10.2012, 22:00:15

Oh, liebe Simseline!

Weißt Du, wie Du mir vorkommst? (Als stark vom Radsport Geprägter in meiner Jugend.) Wie ein 13jähriger Bub der unter Tränen stammelt: "Jetzt habe ich ein Jahr so fleißig trainiert (sagen wir mal 500 Stunden) - aber die Tour de France werde ich so nie gewinnen können cry_smile." Eine alte Binsenweisheit sagt: Um eine Meisterschaft auf einem Gebiet zu erreichen sind 10.000 Übungsstunden nötig. Jetzt sei doch nicht so verdammt überkritisch mit Dir, sondern vergleiche das was Du jetzt kannst mit dem was Du vor einem Jahr konntest. Und dazwischen liegen wohl Welten. Daran solltest Du Dich halten!

Sicherlich erfolgten Deine Aufnahmen auch nicht in optimaler Studioqualität, sondern mit einem Equipment, das gerade die Tiefen nicht so gut aufzuzeichnen vermag. Dazu ein unkontrollierter Raumhall und die ganze Sache klingt schon ziemlich blechern. Das ist dann nur ein sehr schlechtes akustisches Abbild Deines Spiels.

Freue Dich an dem von Dir "live" erzeugten Wohlklang und fixiere Dich nicht auf Schwächen von irgendwelchen Tonkonserven. Und sehe den Weg als das Ziel und halte Dich an Pablo Casals. Im Alter von 90 Jahren sagte er: "Ich übe täglich drei Stunden - und ich bemerke, daß ich Fortschritte mache."

Aufmunternde Grüße

Thomas

Simseline Profilseite von Simseline, 25.10.2012, 22:21:04

DANKE für die aufmunternden Worte!

Naja, ein Profi bin ich ja noch lange nicht und werd ich wohl auch nicht anstreben wollen, aber ja, die Akkustik in meinem Zimmer ist wirklich nicht die Beste, ich wollte es einfach nurmal so wissen wie es klingt und wo ich mich verbessern kann, also noch zusätzlich etwas übe und da war halt dieses Sägewerk schon sehr erschreckend, weil, so wie Bigsby sagte, die Akkustik hinter dem Bass eine ganz Andere ist als vor dem Bass.

Ich freue mich sehr wohl über meine Fortschritte, ich komme schön langsam mit den Lagenwechsel in der 1. und 2. Lage zurecht (1. bis 3. Saite) und das ist für mich schon sehr beeindruckend. Ebenfalls habe ich gemerkt, dass sich mein Gehör bzgl. Intonation schon wesentlich verbessert hat. Es ist mir also schon bewusst, dass ich in diesem Jahr sehr viel geschafft habe.

Und ihr seid mir auch immer eine tolle und großartige Hilfe!

Uli Profilseite von Uli, 25.10.2012, 22:46:08

Hallo Simseline,

ich z.B. denke oft: Mein Gott, hast Du heute zum ersten Mal eine Tuba in der Hand? -nach 16 Jahren Praxis! Denke in der Big Band am Kontrabass: Was spiele ich für ein Sch..ß zusammen! Ich bin hier doch völlig fehl am Platze! Und jetzt will ein Salonorchester mich haben! Als Streicher! Warum bloß? Das kann ich doch ÜBERHAUPT nicht!

Und doch hat sich noch nie jemand über meinen Dilettantismus beschwert. Weder ein Diri, noch Mitmusiker noch gar das Publikum.
Ich verstehe das nicht.

Grüße, Uli

midioma Profilseite von midioma, 26.10.2012, 14:10:49

Das Kratzige kann viele Gründe haben. Allerdings kommt es dem Spieler oder einem nahesitzenden Zughörer (z.B. Dein Mikrophon in einem kleinen Zimmer) viel kratziger vor, als es für das mit einigem Abstand sitzende Publikum ist (die Bässe stehen im Orchester ja auch eher seitlich hinten).

Bei einer Masterclass hatte die Studentin eine bestimmte Spielweise verweigert, weil es "so kratzig klang". Der Lehrer hat daraufhin einen Zeugen aus dem Bassisten-Publikum gesucht, der sich neben den Bass gestellt hat um zu bezeugen, dass der Lehrer genau so "kratzig" spielt wie die Studentin und diese ans Ende des recht großen Raumes (eher schon Saales) geschickt. Dort hat sie nichts vom Kratzigen wahrgenommen, obwohl der Lehrer genauso gespielt hat wie sie als es ihr zu kratzig erschien. 
Das ist nicht nur beim Bass so, auch bei Blasinstrumenten kommt es oft anders beim Publikum an, als man es selbst als Spieler wahrnimmt. 

Dennoch kann man das (zu) Kratzige reduzieren, es ist nur nicht einfach, weil viele Punkte zusammenspielen. Da ist das Gewicht des Bogens und die Geschwindigkeit des Bogens über die Saite sowie der Streichwinkel des Bogens (sollte immer rechtwinklig sein, es sei denn Du willst einen Effekt). Außerdem auch die Stelle auf der Saite, die mit zunehmender Saitenkürzung durch den Griffpunkt in Richtung Steg wandern sollte um das Längenverhältnis zu erhalten. Die Streichstelle selbst bestimmt welchen Oberton(-bereich) man verstärkt, also wie der Ton klingt. Man kann stundenlag nur mit der leeren Saite experimentieren, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Das dann auch gezielt einsetzen zu können benötigt natürlich noch viel mehr Übung als die Experimentierphase. 
Nicht dass ich das alles auch nur ansatzweise perfekt könnte, aber es ist gut das zu wissen, darauf zu achten und sich zu bemühen. Man sollte es meiner Meinung nach aber erst einmal getrennt von irgendwelchen zu übenden Tonfolgen machen. Allenfalls Tonleitern oder ähnliches, was man schon im Schlaf greifen kann, sollte man einsetzen, um die Verschiebung der Streichstelle auf der Saite zu üben. (So kritisch ist es allerdings auch nicht, leichte Abweichungen sind kein Problem solange man im Großen und Ganzen im richtigen Maße mitwandert. Bei der Oktave auf der gleichen Saite ist der richtige Abstand zum Steg logischerweise nur noch halb so groß, bei der Doppeloktave nur ein Viertel so groß wie bei der leeren Saite.)

Man sagt dass ein Zwölftel der schwingenden Saitenlänge vom Steg aus die ideale Streichposition (insbesondere für klassische Musik) ist. Experimentiere aber dennoch mal mit anderen Stellen in der Nähe um den Unterschied zu hören. Je nach gewünschtem Klang (weich oder aggressiv) können auch andere Positionen auf der Saite richtig oder besser sein als das Norm-Zwölftel. Beim 1/12 verstärkt man eine Quinte zum Grundton (plus ein paar Oktaven) beim 1/10 die Terz, beim 1/15 die große Septime (eher nicht so passend). Bei größeren Primzahlen im Nenner oder deren Vielfachen (7, 11, 13, 14=2x7, 17) verstärkt man Obertöne die mit dem westlichen Tonsystem nicht gut verträglich sind. 

dr.bigbass Profilseite von dr.bigbass, 27.10.2012, 22:29:35

komme gerade aus 4 tagen studio zurück, mikros direkt vor bass, da es als kammermusik in einem raum aufgenommen wurde....Fazit: wenn es kratzig klingt ist es kratzig und ich machte was falsch....das ist eben  - wie schon erwähnt - der unterschied zwischen einigen monaten und jahren erfahrung und üben...Mikros sind gnadenlos!

es stimmt, weiter weg klingt es anders und im orchester aber auch band und gerade live ist es anders und man nimmt es evtl. nicht so war.

Aber: wer der Klang des einzelnen Tones verbessern will, muss daran arbeiten/üben...man kann Stunden an schnelligkeit, rhythmus, tonleitern etc üben....man kann sich aber auch stunden mit einzelnen tönen und deren klangentwicklung übend beschäftigen...nur wenn man es schafft, auch wirklich einzelne töne bis zur Perfektion zu üben und zu achten was man dazu wie/wann wie schnell machen muss (linke hand und bogen) wird sich der klang auch ebenso verändern.....

midioma Profilseite von midioma, 29.10.2012, 14:42:35

Das mit dem Mikro hängt eben sehr von der Position desselben ab. Je nach Aufnahmeraum und -situation ist es aber nicht schlimm oder man sollte, sofern die Gegebenheiten des Raums (kleines Studio) und der Aufnahmesituation nicht dagegensprechen, das Mikrophon weiter weg plazieren. Bei Soloaufnahmen sollte das möglich sein, bei Kammermusik, bei der der Kontrabass auch solistisch tätig ist, oder in Duos wird es zugegebenermaßen schwierig. Mit den meisten Bands wird das Kratzige durch den Bandkontext in der Regel überdeckt. 

Nahfeldmikros braucht man in der Regel nur für die PA-Verstärkung von Bands (oder bei Live-Studio-Aufnahmen, bei denen das ganze Ensemble gleichzeitig in einem Raum spielt,) oder wenn der Bassist im Studio Bewegungsfreiheit für den Bass haben möchte. Aber auch mit einem Nahfeldmikrophon kann man versuchen eine passende Stelle zu finden, bei der der Klang ausgewogen ist und das Kratzige weniger präsent ist (nicht zu nah am Bogen, sondern vielleicht etwas unterhalb des Steges). 

Das sinnvolle stundenlange Üben der Bogenführung kann ich nur unterstreichen. Gerade wenn man zu sehr mit der Greifhand beschäftigt ist, geht die Bogenführung dabei meist den Bach herunter. Daher ist es durchaus sehr sinnvoll sich solange ausschließlich mit dem Bogen zu beschäftigen bis es wie im Schlaf funktioniert, damit es dann immer noch funktioniert, wenn man später vorwiegend mit der linken Hand beschäftigt ist. Das macht das Lernen am Anfang zwar ziemlich zäh (und diese Geduld und Einsicht hatte ich zu Beginn zugegebenermaßen auch nicht), aber es hilft. 
Da es aber nicht ausreicht diese Einsicht zu haben, sondern man dies dann auch ausreichend praktizieren muss, ist meine Bogenführung noch immer stark verbesserungsbedürftig...

badbone Profilseite von badbone, 28.10.2012, 09:22:45

Wetten das sich alles besser anhört als mein Bogenspiel? Mir fehlt da einfach das Feeling für, oder der Bezug, das hört sich immer an wie eine Katze auf Speed im Trockner.4

Für Krautrock und Interpretationen von den Einstürzenden Neubauten dürfte das aber reichen. 3 Ohne Blixa Bargeld was zu wollen.

 

Simseline Profilseite von Simseline, 28.10.2012, 10:04:42

Badbone du sprichst mir aus der Seele!

alexhaas Profilseite von alexhaas, 28.10.2012, 12:46:42

Liebe Simseline,

wenn es Dich wirklich stört und Du daran arbeiten willst, hätte ich was für Dich. Mir hats wirklich geholfen, in kurzer Zeit.

Das von Gerd Reinke bei Bosworth herausgegebene Opus 2 von Sevcik, Bogenstudien. Im Prinzip bringen schon die ersten zwei Seiten enorm viel. Übungen auf einer Seite (später werden es dann auch mal 2 oder mehr Saiten), viel Dynamik, man kriegt damit den Bogen ziemlich gut unter Kontrolle...

Und das mit dem Sound... Da kann ich meinen diversen Vorschreibern nur recht geben. Der Klang ist 5 Meter weg ein komplett anderer. Egal ob verstärkt oder unverstärkt. Das "Kratzige" gibt sich meiner Erfahrung nach nach einigen Metern zum großen Teil von selbst, entweder weil die hohen Frequenzen von den dann erst richtig arbeitenden tiefen überlagert werden, oder weil man sowieso entweder - in einer Band - mit Schlagzeug spielt, was bedeutet, daß irgendwelche Feinjustierungen am Bass völlig wurscht werden, da die Becken und das Snaregeraschel sowieso oben alles dicht machen - vielleicht hört man den Sound mal im unbegleiteten Solo. Dann ist ein schöner Sound natürlich von Vorteil :-) Oder aber man spielt ohne Schlagzeug, mit oder ohne Bogen, da ist es aber auch in 90% der Fälle so, daß der Bassklang überlagert wird - gern von den Celli, die mit ihrer speziellen Klancharakteristik einfach den Bässen alle Höhen klauen, aber eigentlich auch von allen anderen Instrumenten, die irgendwie eine Solofunktion haben und sich klanglich durchsetzen müssen - und im Publikum hauptsächlich als tiefes Etwas wahrgenommen wird.

Eigentlich egal, in was für einer Formation Du spielst: Auf der Bühne und von der Bühne herab kommen hauptsächlich die tiefen Frequenzen unten an. Im Ensemble. Als Solist ist das was anderes. Aber wenn Du schreibst, daß Du gerade beim Lagenwechsel zwischen der 1. und 2. bist, wirst Du ja solistisch noch nicht so viel spielen... aber versuch vielleicht den Sevcik. Es sind technisch nicht unbedingt anspruchsvolle Etüden. Nur in der halben Lage und mit Leersaiten, aber jeden Tag 5 bis 10 Minuten bringt einiges.

viele Grüße aus dem Schneeloch München
Alex

 

LowB Profilseite von LowB, 28.10.2012, 14:10:17

Hi!

Etwas OT: Gerd Reinke - da war doch mal was: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8812308.html . Interessant auch, wie den Journalisten bei einem Bassiten der, aus welchen Gründen auch immer, ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerät sämtliche Klischees von Süßkind kolportiert werden.

Auf seiner Homepage: "Gerd Reinke recorded the most double bass CDs world-wide."  Ohne Zahlenangabe und einer Definition, was eigentlich eine Kontrabaß-CD ist. Ich mutmaße mal: Mehr als über 2.500 wie bei Ron Carter dürften es wohl kaum sein...

Grüße

Thomas

alexhaas Profilseite von alexhaas, 28.10.2012, 23:50:51

Jup. Gerd Reinke. Ziemlich doof. Betrunken in Israel. Und die definitiv falsche Unterschrift. Wie gesagt: ziemlich doof. Geht gar nicht... Das hätte er wahrscheinlich vorher selber unterschrieben. Und diesmal mit seinem richtigen Namen...

Ich habe keine Ahnung, was er inzwischen macht. Seine Bearbeitung der Etüden ist aber immerhin so gut, daß ich sie auch nach Bekanntwerden der Vorwürfe nicht weggeworfen habe. Und ich denke auch, daß da aus einer (alkoholisierten) Mücke ein Betroffenheitselefant gemacht worden ist. Das ist mein Eindruck...

LowB Profilseite von LowB, 29.10.2012, 08:36:05

Hi alexhaas!

Volle Zustimmung zu Deinem Beitrag. Es lag mir auch nicht daran Herrn Reinke herabzuwürdigen und Häme über ihn auszuschütten. Ohne jetzt irgend eine politische Position vertreten zu wollen ist so eine dämliche Unterschrift doch wirklich nichts im Vergleich zu den tagtäglichen Menschenrechtsverletzungen, Folter, Verstümmelungen, Vergewaltigungen, Kriegshandlungen, Hunger Not und Tod - für die (fast) nie jemand zur Verantwortung gezogen wird.

Wie verhält man sich dem Werk eines Menschen gegenüber, der die allgemeine (oder auch nur die persönliche) Toleranzgrenze überschritten hat? Ich habe z.B. Bücher von mehreren lebenden Schriftstellern die irgendwann eine Position bezogen haben, die für mich nicht mehr tolerierbar ist. Natürlich verbrenne ich die Bücher dann nicht, dieses Niveau in diesem Land haben wir hoffentlich überwunden, sondern behalte sie und lese gelegentlich auch mal wieder darin. Ich brauche aber von jenen auch keine neuen Bücher mehr kaufen.

Grüße

Thomas

P.S. Die Zahl von Reinkes CDs scheint derzeit bei 113 zu stehen - allerdings beginnt die Zählung mit Nummer 101...

alexhaas Profilseite von alexhaas, 29.10.2012, 10:00:54
Vielleicht kam seine Behauptung mit den CDs ja auch unter Alkoholeinfluss zustande... Das würde einiges erklären...
Johannes_Oehl Profilseite von , 29.10.2012, 10:59:51

Ich stelle mal die Frage nach den verwendeten Dingen:

Bogen, Kolophonium, Saiten?

Dann ist man natürlich nach einem Jahr noch kein Könner.

Ich finde es gibt schöner klingende Saiten für das Spiel mit dem Bogen als die Daddarios. Da kann ich nur noch einmal für die Belcantos plädieren. Im Winter evtl. mal sehen, ob man das richtige Harz verwendet. Mein Nyman ist jetzt langsam schon sehr hart und spröde. Da lieber Kolstein (http://www.thomann.de/de/kolstein_kolofon_bass_rosin_ultra.htm). Pops habe ich auch noch, aber ich mag es ehrlich gesagt nicht so gern.

Natürlich wäre es am besten, dich mal spielen zu sehen und auch den Bass und Bogen den du momentan spielst. So kann ich nur von meinen Erfahrungen berichten.

 

LowB Profilseite von LowB, 29.10.2012, 12:53:41

Zurück beim Thema...

Stimmt schon, Johannes: Das Material spielt natürlich auch eine Rolle, aber ich würde das eher dem Thema "Feintuning" zuordnen und kann grundsätzliche Anfängerprobleme nicht einfach in Luft auslösen. Wer mit einem 30,-- € Bogen kratzt, kratzt auch mit einem 3.000,--€ Bogen. Mit Kolophonium zu experimentieren kann schon mal, nicht zuletzt auch temperaturabhängig, einen deutlichen Vorteil bringen, gute Kolophonien gibt's ja nicht nur von den beiden Marktführern.

Und sicherlich gehören die Belcantos zur Spitzeklasse der Streichersaiten, lassen sich sehr schön streichen und greifen bei warmem Klang, aber das ist auch wieder eine subjektive Aussage.

Grüße

Thomas

midioma Profilseite von midioma, 29.10.2012, 14:55:06

@Simseline:

Saiten klingen leicht kratzig, wenn man den Bogen mit zuviel Gewicht über die Saite zieht. Als Hilfestellung (insbesondere auch in halligen Räumen) kann man zum Starten der Saitenschwingung ganz kurz das Gewicht des Bogens auf der Saite erhöhen, um das Anschwingen über das Kleben des Kolophoniums zu erleichtern, dann aber sofort das Gewicht wieder reduzieren. Sowas machen auch einige Profis, wenn der Raum es verlangt. Auf diese Art war ich früher im Studentenorchester rhythmisch präziser als die Cellisten, die mehr auf Schönklang geachtet haben als auf präzisen Notenanfang (ich habe damals eben auch schon viel Jazz gespielt). Im Orchester fällt das Anfangskratzen in der Regel kaum auf. Diesen Impuls kann man ja mit der Zeit abbauen und findet so möglicherweise einen Weg die Saite weicher zum Schwingen zu bringen. 

Ich muss allerdings auch sagen, dass hier ein teurer Bogen (1600€), den ich gegen meine billigen ausprobiert habe, das ganze sehr erleichtert hat. Leider gibt das mein Budget auf absehbare Zeit nicht her und für mein Haupteinsatzgebiet brauche ich ihn auch nicht.
Auf der anderen Seite: wenn Du es mit einem einfachen Bogen hinbekommst, klappt es mit einem guten/passenden Bogen nur um so besser (ggf. nach einer kleinen Umstellungszeit). Es schadet also nicht zum Üben sich erst einmal mit einem einfachen Bogen abzumühen, finde ich.

rase Profilseite von wdrase, 30.10.2012, 18:07:23

Die kurze Erhöhung des Bogendrucks bei Start der Saitenschwingung wird durch Anwendung des Bogengriffs erleichtert, der als "Daumen über der Stange" bekannt ist. Bitte jetzt keine Diskussion über "Daumen über der Stange" und "Daumen an der Stange": Für beide Bogenhaltungen gibt es Vor- und Nachteile, die hinlänglich bekannt sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Druckerhöhungund damit das schnelle Einschwingen am einfachsten mit "Daumen über der Stange" realisieren lässt.

Ricci Profilseite von Ricci, 07.11.2012, 14:34:26

Keine Ahnung ob dich das tröstet oder eher abschreckt:

ich habe 2 Jahre leere Saiten gestrichen und das war gut so, wenn auch nervtötend. Streichen ist ein ausgeprochen schwieriger und komplexer Vorgang. Es geht darum, dass der Bogen immer schön im rechten Winkel bleibt, dass man die Kontaktstelle nicht verliert, dass man viel Feinmotorik in der Streichhand entwickelt, locker bleibt und dass man gut hört. Man sollte alle Streicharten, die ganze Akrobatik voll drauf haben, egal ob am Frosch oder an der Spitze, gleich ob nah am Steg oder am Griffbrett, gebunden, gestoßen, akzentuiert...einfach alles, das ganze Programm...man sollte wissen was man tut.

Dazu kommen die Komponenten, alles was am Bass schwingt, vor allem die Saiten, der Bogen, das Kolophonium wie erwähnt. Aber am wichtigsten sind immer die eigenen Fingerchen!

Das dauert - die Zeit muss sein. Dafür ist das Ergebnis ein Klang genau so wie man ihn haben möchte.

Simseline Profilseite von Simseline, 07.11.2012, 15:42:59

Danke Ricci für die aufumnternden Worte.
Ich quäle mich sowieso noch brav mit der Streicherschule Band 1, bin ja gerade einmal bei der Hälfte des 1. Bandes angelangt. Aber mein Lehrer, selber alter Streicherschüler, liebt seinen alten Meister und das ist glaub ich auch gut so. Auch wenn einige Stellen noch so banal erscheinen mögen, ist doch immer wieder genug Stoff da, Stundenlang dran zu üben. Ich gedulde mich einfach etwas, bis ich halt den nächsten weiblichen Auszucker habe *gg*.

Neuester Beitrag Ricci Profilseite von Ricci, 08.11.2012, 07:52:09

Mein Lehrer ist auch Streicher-Schüler und ich finde das mittlerweile (wieder) ziemlich gut. Warum? Die Schule macht nur mit einem entsprechenden Lehrer Sinn, dann aber ist sie sehr sehr gut, das wirst du später noch merken. Sie bereitet prima auf das Orchesterspiel vor. Der Nachteil ist, dass man als Schüler kaum Fortschritte merkt und sich ab und an fragt: wozu das alles, weil man keinen Überblick hat. Vertraut man jedoch dem Lehrer, dann führt das zu guten Ergebnissen, vorrausgesetzt der Lehrer taugt auch etwas.
Ich hatte nach 3 Jahren die Lust verloren nach der Methode zu lernen, war dann 2 Jahre bei einem anderen Lehrer, der komplett anders unterrichtete (schneller, unkritischer, leichter) und habe das sehr genossen. Nun bin ich seit einiger Zeit wieder beim ersten Lehrer und gehe bewusst nochmals die verpassten Details an. Das ist gut, das macht sicherer und nach dem Ausflug erkenne ich auch leichter den Sinn der Unternehmung.

Will sagen: viele Wege führen nach Rom, aber keiner unbedingt schnell. Der eine ist gleich mühsam, der andere scheinbar schneller, wegen der entstehenden Lücken letztlich aber auch mühsam und keineswegs schneller.. Man muss halt gucken, womit man am besten klar kommt.

Also den Mut nicht verlieren und sich vor allem niemals von niemandem den Spaß am Kontrabass nehmen lassen. Das ist das einzige und höchste Gebot.

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