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Vorrausschickend sei bemerkt : den folgenden Text habe ich zu meiner eigenen Zerstreuung verfasst. Im Verlaufe äußere ich ganz persönliche Ansichten ohne jeglichen Weisheitsanspruch.
Seit meinem 15. Lebensjahr spiele ich E-Bass. Bin durch viele Stilistiken gereist, als Musicalbasser im Orchestergraben gestanden und gelernt, das ohne Dirigent gar nichts läuft, auf großen Bühnen gestanden und hunderte Beine zum Tanzen gebracht, mit 4-5-6-Saitern Fretted/Fretless werkelnd meinem Hobby gefrönt.
Nun die 50 in nicht weiter Ferne, der Covermukke müde, wendete ich mich ganz dem Jazz zu. Wie der Teufel es so will, brachte der Schlagzeuger eines Tages einen Kontrabass mit: „Spiel.“. Der arme „All Blues“ musste dran glauben – voller Grausen bediente ich diese baukrankabeldicken Saiten, um Fassung und Intonation ringend - gar eine C-Kante blickte mich an und ich fragte mich, wer da mit dem Elektrohobel ausgerutscht sei. Doch das bodenerschütterne Wooomphh blieb haften und nistete sich perfide in meinem Hirn ganz hinten ein und … ja und begann heimlich zu nagen. (Die Mitmusiker nagten auch dann und wann…)
Ein Open-Air Konzert mit Jürgen Wuchner am KB ließ die Dämme brechen und spülten Bedenken und Widerstände hinfort. Dieser Tiefgang! Das kriegste mim E-Bass halt einfach nicht hin.
Als erstes suchte ich mir per Internet einen Kontrabasslehrer – 1. Telefonat: „Du brauchst einen Bass“ –öhhh, naja, Logo! Kaufen? Nee, keine Ahnung ob das alles nur ne Schnapsidee ist?! Kann man die Dinger nicht mieten? Internet. Frankfurt. Lando Music. Ein netter Typ namens Jonas. Ein Mietbass. Erste Bassstunde bei Hanns Höhn.
Warum bitte schön tut man sich das an? Ich beherrsche ein Instrument recht veritabel und mache mich wieder zum Anfänger? Ein langes schwarzes Nichts mit den richtigen Tönen irgendwo im Nirgendwo? Ich merke wie sehr ich in Griffmustern und an den Lagenpunkten orientiert war – hier auf dem Großen ist das einfach nur absurd: Da krieg ich kaum ein Blues zusammengestoppelt. Da wird ne simple Pentatonik zum Ernstfall. Daumenlage! Hallo! Geht’s noch! Das tut sogar weh!
Nach drei Monaten Kampf mit den allereinfachsten Grundlagen kommt der Bass mit in die Jazzcombos. Mir tun die Jungs ja echt leid, aber mir schlug nur Begeisterung entgegen, obwohl 50% des Repertoirs plötzlich durch spielerische Begrenzungen meinerseits für die nahe Zukunft nicht mehr aufführbar scheint. Die Reduktion das einzige Mittel – das Aus für Unisono Flitzerpassagen. Und trotzdem noch gibt das viel Arbeit!
So ein „nur E-Basser“ unter den Lesern weilt: lasse das mit dem KB bleiben! Taugt nicht. Wird zur Sucht, zum Laster - andere Hobbies, Freunde, Familie leiden. Und Du selbst auch, weil Du nicht unablässig Deiner neuen Lust frönen kannst. Herrrjeee – ein Tag an dem ich nicht über diese Saiten streifen kann, fühlt sich leer an. Der Sommerurlaub baut sich als finstere Bedrohung auf…
Ich fing an E-Bässe zu verkaufen - man braucht einen eigenen großen Bass und E-Bass fühlt sich nun unbefriedigend nach Ukulele an! Eine Reise beginnt: vollmassiv, na klar! Teils auf 17k€ Bässen gespielt, immer fehlte mir was – den Mietsperrholz immer dabei – A/B Vergleich – da ist mein Ton: lautes, kräftiges, erdiges Pizz Whhomp! Beim Vollmassiven irgendwie nicht – zu fein, zu kultiviert, zu schöngeistig. Mit dem Bogen geht da freilich die Sonne auf. Nur – ist nicht mein „Usecase“, nicht mein Sound.
Also wieder zu Jonas, Christopher Bässe massiv, halbmassiv, gesperrt verglichen and the winner is: ein DB202 Sperrholzbass für ¼ des Preises, den ich anfangs annahm mindestens für einen tauglichen KB ausgeben zu müssen. Der Bass ist toll bespielbar, ist akustisch laut und tonal ausgewogen und hat mit den richtigen Saiten (Danke Jonas!) den Klang, der so ziemlich meinem persönlichen Jazzbass-Sound Ideal entspricht.
Da ich nun glücklicher Besitzer eines Kontrabasses bin, geht die Konzentration wieder ins Spiel. Alleine der neue KB hat meine noch fragile Intonation wieder ein wenig durcheinander gewirbel. Jetzt geht das Spiel wieder los – jede freie Minute ins Musikzimmer und üben wie ein Berserker – und früh morgens die klamme Greifhand wieder aufdehnen ;-)
Als E-Basser dachte ich immer bei mir: die Kontrabasser sind ein dämliches Völkchen – dieser Habitus sich über den E-Bass erhaben zu sehen, immer verweisend auf die, ach ja!, so viel größeren technischen Anforderungen . Kam mir immer irgendwie so doof sektenartig und für mich als E-Basser herabsetzend vor.
Heute verstehe ich das besser.
Metamorphose.
Hi Schmetterling - pardon, playbass!
Schöner Bericht - und so gar nicht aprilscherzmäßig. Also ehrlich: "Nur" zum Pizzen hätte ich den Umstieg vom E- zum Kontrabass wohl nicht vollzogen. Anfangs wollte ich mit dem "richtigen" Baß nur eines: Wohlklang - für mich ganz privat alleine. So ein paar schön gestrichene Cantilenen in tiefen Lagen, das war mein Ziel und mehr erwartete ich auch gar nicht. Und dann war halt doch ein gewisses Talent da nach Jahrzehnten des Musizierens, davon etliche auf dem frettless Baß, und ein Lehrer der mich richtig forderte und damit "Lust und Laster" auslöste. So geht's halt und man kann sich dem nicht mehr entziehen. Metamorphose vollzogen.
Grüße
Thomas
Spannend geschildert - auch für mich, der nie etwas mit einem E-Bass zu tun hatte.
Gruß, Uwe
Hihi, ich weis schon warum ich seinerzeit mit dem KB angefangen habe und der erst viel später hinzugekaufte E-Bass doch nur an der Wand hängt!
Hi badbone!
Ich könnte ja meine ganzen Wände mit Gemälden zupflastern weil ich im Kusthandel tätig bin. Aber all diese Fenderyamahaibanezhumanbasewarwicksquiersteinbergergibsoncustommadesuperexcellentexoticwoods sehen einfach viel zu schön aus. Also an die Wand damit. Reine Ästehtik! Und sie fixieren mich nicht aufs Alltagsgeschäft, ich will mir Augen und Ohren und Hände freihalten. Dafür ist dann der Kontrabaß da.
Hihi, ich weiß was ich grüßend mache
Thomas
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