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Steg, Form, Proportionen, Holz zwischen Herz und Saiten etc. <

Wie wirkt sich die Nauart eines Stegs auf den Klang etc. aus?

> Kontrabasssteg

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Zugeordnete Kategorien: Steg - Electric Upright Bass (EUB)

Frank S. Profilseite von , 27.09.2004, 16:49:18
Wie wirkt sich die Nauart eines Stegs auf den Klang etc. aus?
Hallo, dass der Steg sich auf den Klang auswirkt, scheint ja erstmal klar zu sein.... .-)) Nach Lektüre des Teller-atalogs seh eich eine Viellzahl verschiedener Stegformen, z.B. deutsch, französisch, belgisch, mit einem oder auch drei Herzen usw. usf. Welche Art von Steg ist nun "die richtige", ich weiss, hört sich blöd an, aber im Falle, dass ein neuer Steg her muss, kann ich an der Form etc. erkennen, wie das spätere Klang-/ Spiel- oder Sonstwie-Verhalten sein wird? Bzw. ob sich eine andere Stegform als die alte lohnt, um evtl. den Bass aufzuwerten (ich weiß, dass das Setzen der Stimme und viele weitere tausend Dinge auch eine Rolle spielen, aber wie isses nu' mit den Stegerln???) Danke und viele Grüße Frank
FrankSchlosser Profilseite von FrankSchlosser, 27.09.2004, 16:50:47
Ups,
aus der Bauart ist eine "Nauart" geworden, liegt wohl an der Rechtschreibreform-Diskussion...... macht mich ganz wuschig....
bassknecht Profilseite von bassknecht, 27.09.2004, 19:24:26
Hallo Frank, je leichter, desto weniger Dämpfung , also direktere Übertragung der Schwingungsenergie der Saiten auf die Decke. Unbegrenzt leicht kann man einen Steg allerdings nicht machen, da er einiges an Verwindungskräften verpacken muss. Die Konstruktion und das Material sind entscheidende Kriterien um zu einem Steg zu gelangen der bei ausreichender Verwindungsfestigkeit so wenig wie möglich wiegt. Ob aber der Steg der am wenigsten wiegt wirklich in jedem Fall der optimalste ist, weiß ich nicht genau zu sagen. Mit Sicherheit ist das Schwingungsverhalten (die Art wie ein Steg in sich schwingt) von grosser Bedeutung. An dieser Stelle nochmal ein Hinweis auf Prof von Reumont, der "Vater der Vibrationsentdämpfung". Der Prof hat in den 60er Jahren ausgiebige Studien zu Kontrabassstegen gemacht und dabei ein Konstruktionsmodell entwickelt, was (mit Verlaub) nicht sehr hübsch aussieht, aber unter physikalischen Gesichtspunten eine wirklich interessante Geschichte ist. Grüsse Roland
Jonas Lohse Profilseite von , 27.09.2004, 18:42:59
ich glaube, dass es sich hier ähnlich verhält wie z.B. mit leichten oder schweren Saitenhaltern: es kommt konkret auf den Bass und den beabsichtigten Klang an, ob's besser oder schlechter klingt. Also lautet die Antwort mal wieder: ausprobieren ... Heiner Windelband hat einige Zeit mit Stegen rumprobiert, und eine eigene Form gefunden; auf seiner Website (http://www.suennenblink.de) ist die abgebildet und dort erkärt er auch, warum der Steg so ist wie er ist. Vielleicht hilft Dir das weiter.
knechtsenkrecht Profilseite von knechtsenkrecht, 29.09.2004, 11:06:45
Hi Frank,
die Bauart des Steges wirkt sich entscheidend auf das Spektrum der hohen Frequenzen aus. Stell Dir das so vor, dass jeder Schnörkel in einer Art "Abrisskante" endet. Die Anzahl und Länge solcher Abrisskanten lassen erst eine Schallabstrahlung hoher Frequenzen zu. Ab einem bestimmten Frequenzbereich übernimmt nämlich die Schallabstrahlung zunehmend der Steg und nicht mehr der Korpus. Das kann man wie einen Lautsprecher mit einem Tieftöner und einem Hochtöner betrachten. Insofern ist neben der Masse auch die Gestaltung sehr wichtig und dient beileibe nicht nur optischer Verschönerung. Der schon oft bemühte Prof. von Reumont zum Beispiel kerbt die Stegfüße zusätzlich nochmal leicht ein (dies ist sein "Erkennungszeichen"), sodass zusätzliche Kanten entstehen und der Klang _besonders_ brilliant erscheint. Man kann dies auch für Alchemie halten, rein physikalisch leuchtet mir (als Ing.) das ein.
Einfach nur ein stabiles Brettchen einzusetzen wird klanglich relativ dumpf enden.
Viele Grüße von
Jan
Jonas Lohse Profilseite von , 29.09.2004, 11:57:27
Das mit den "Abrisskanten" ist ein interessanter Denkansat, darüber habe ich noch nie nachgedacht! Das bedeutet konkret, tendenziell dumpfen Bässen könnte ein barocker drei-Herz-Steg gut tun, und eher schrille Bässe wären mit einem herzlosen Steg eventuell besser bedient.
Und insofern wäre es ja auch von Bedeutung, ob man die Stegkanten rechtwinkelig (wie beim Rohling) belässt, die Kanten beschnitzt, oder gar mit Sandpapier verrundet. Bisher hielt ich das ehrlichgesagt für Kosmetik.
knechtsenkrecht Profilseite von knechtsenkrecht, 29.09.2004, 13:57:56
Hallo Jonas,
ja, wenn man sich mal überlegt, was alles schwingfähig ist und bei welcher Frequenz die Komponente (des Steges) dann schwingen könnte, dann hat man seinen "Hochtöner" ja schon fast gefunden. Z.B. Frequenzen oberhalb von 300Hz (nur mal so als Grenze angenommen), da ist die Wellenlänge sicher schon unterhalb dessen, was der Korpus wirkungsvoll mitmacht. Hingegen das "hängende Herzchen" im Mittelausschnitt eines "normalen" Steges fängt da erst an, sich bemerkbar zu machen.
ABER:
Position der Stimme, Saitenhalter, Abstand Siatenhalter-Steg, die Saiten selbst, Saitenlage, Länge des freischwingenden Griffbrettendes, etc. etc. haben eigentlich erheblich brachialere Auswirkung auf den Klangcharakter. Es ging hier aber speziell um das Mikrometer-Allerfeinst-Tuning am Steg. Und da spielen eben schwingungsfähige Teilsysteme ganz vorne mit.
Das alles soll keine Belehrung sein -
Viele Grüße und viel Spass bei der HT-Suche wünscht
Jan
8-)
Hervé Jeanne Profilseite von , 13.07.2006, 15:56:16
Unglaublich, war hier für Theorien erfunden werden. Persönlich halte ich die "Steg=Hochtöner"-Theorie für quatsch. Der Steg hat ja gar keinen Resonanzkörper, er dient "nur" der Übertragung der Schwingungen auf den Korpus.
Halte mal eine Stimmgabel (440Hz) an einem (meinetwegen Steglosen) Kontrabasskorpus. Der Ton wird prima verstärkt. Jetzt halte mal die gleiche Stimmgabel an einem "kontrabasslosen" Steg. Der Ton wird nur minimal verstärkt, viel weniger als am Korpus.
Klar sind 440 Hz noch keine sehr hohe Frequenz, aber ich bin sicher, dass man mit einem ähnlichen Klangerzeuger, der über 1000 Hz "produzieren" würde, zum gleichen Ergebnis kommen würde.
Ich will damit nicht sagen, dass der Steg kein Einfluss auf irgendwelche Frequenzen hat, aber ich glaube wirklich nicht, dass er irgendwelche Frequenzen mehr abstrahlt als andere (bzw. überhaupt etwas hörbar abstrahlt).

Was ich persönlich zur Diskussion noch beitragen kann, ist dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass ein Steg der in der Mitte (um das Herz herum) noch schön dick belassen wurde, einen fetteren, bassigeren Ton bewirkt. Ich würde auch gerne mehr zum Thema erfahren, aber es ist wohl recht schwierig, erwiesene Fakten über alle Faktoren zu finden.
bassknecht Profilseite von bassknecht, 13.07.2006, 23:54:09
@ Herve Woher nimmst Du die Sicherheit für die Behauptung
""dass man mit einem ähnlichen Klangerzeuger, der über 1000 Hz "produzieren" würde, zum gleichen Ergebnis kommen würde""?

""aber ich GLAUBE wirklich NICHT, dass er irgendwelche Frequenzen mehr abstrahlt als andere (bzw. überhaupt etwas hörbar abstrahlt)"".

Ich lese hier Theorien, Vermutungen, Glaubensbekenntnisse und permanenten Konjunktiv.

""aber es ist wohl recht schwierig, erwiesene Fakten über alle Faktoren zu finden.""
Wie wahr, aber wenn sie sich nicht finden lassen ist das keine Legitimation sie zu erfinden

Unglaublich, dass Du Deine Kopfgeburten als relevanter siehst gegenüber dem was Du als hier als Quatsch bezeichnest.
Neuester Beitrag Hervé Jeanne Profilseite von , 15.07.2006, 00:31:50
Hallo bassknecht, ich behaupte nicht, dass meine Meinung relevanter sei als deine, und will nienandem zu Nahe treten. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich das getan habe. Deine Theorie ist doch auch eine Vermutung, oder kannst du belegen/beweisen, was du sagst? Wenn ja, dann bin ich da sehr interesseiert, und lasse mich gerne davon überzeugen, dass die "Steg=Hochtöner" Theorie kein Quatsch ist. Ich konnte zumindest mit meinem Stimmgabel-Test für mich selbst prüfen, ob ein Kontrabasssteg instande ist als ernstzunehmender Resonanzkörper für eine Frequenz zu fungieren, die eindeutig zum Obertonspektrum eines Kontrabasses gehört. Mein Ergebnis war "nein" - dafür konnte der Korpus meines Basses sehr wohl diese Frequenz abstrahlen bzw. verstärken. Deswegen kam ich zu dem Schluss, dass der Steg nicht der "Hochtöner des Kontrabasses" sei; das war keine Kopfgeburt, sondern ein praktischer Test der mir 2 Minuten gekostet hat. Aber wie gesagt, Gegenbeweise würden mich brennend interessieren.
Frank S. Profilseite von , 29.09.2004, 17:46:15
Hallo zusammen und danke für den regen Austausch! @ Jan: Stimmt, Du hast recht, was die Stege des Prof. anbelangt: Mein von ihm eingerichteter und enthemmter, sorry: vibrationsentdämpfter 4/4-Vollholz-Schrank hat den spezifischen, eingekerbten Steg. Ich weiss allerdings nicht, ob ich mir zutraue, den Unterschied zu hören, wenn ich -alle anderen Komponenten des Basses unverändert lassend- einen anderen Steg aufpassen lasse. Das mit den Abrisskanten leuchtet zumindest theoretisch ein. Insofern müßte ein Steg , der z.B. drei Herzen hat, eine sehr hohen Anteil an Höhen / Brillanz aufweisen, korrekt? Aber, ein Mal muss ich noch in Sachen Musikinstrumentenhistorie/ -bau "nerven": Ich sprach ja die Vielzahl der Stegformen an: Konkret sind z.B. im Katalog 2004 der Teller OHG viele verschiedene Stege abgebildet. Sind die Bezeichnungen "deutsch", "französich", "belgisch", "Tourte" usw. wohl nur Produktbezeichnungen oder gibt es da einen historischen Hintergrund bzw. echte Abgrenzungs- und Zuordnungskriterien? Eine Frage für Kenner :-)) Alsdann, nochmal herzliche Grüße Frank P.S.: Der Behringer UltraGain MIC 200 ist für 59 Euronen eine echt prima Lösung, um Piezos ohne die typisch nervigen Nebenerscheinungen abzunehmen! Bin sehr zufrieden damit, obwohl mich der Rollmopsman BP-100 weiterhin zunehmend abtörnt!
bassknecht Profilseite von bassknecht, 29.09.2004, 23:40:04
Ich benutze übrigens auch den Behringer Vorverstärker, habe am nächsten Kabelende allerdings ein AKG C401 Kontaktmikrofon und noch ein Ende weiter einen Yamaha SLB 100. Das C401 ist wenn man es neu kauft zwar nicht gerade billig und der Preis des Phantomspeiseadapters ist reine Abzocke, trotzdem nenne ich diese Kombination "Schertler für Arme". Ich weiß daß nicht alle Bassisten mit dem C401, bzw. seinem Nachfolgemodell C411 zufrieden sind, bei mir tut´s aber gute Dienste.

Grüsse Roland
Frank S. Profilseite von , 29.09.2004, 18:17:11
Halt, einen habe ich noch…

Mir geht gerade folgendes Licht auf, korrigiert mich, wenn ich einen falschen Schluss ziehe:

Wenn für die Tonabnahme eines KB Piezo-Tonabnehmer verwendet werden, die in die Stegflügel geklemmt werden, verändert sich die schwingende Masse, bzw. die Abrisskanten am Steg, oder? Dies würde bedeuten, dass solche Piezosysteme zunächst (trocken) zu einem Verlust an Höhen und Brillanz führen müssten. Andererseits wird der Höhenanteil ja durch die sehr hohe Eingangsimpedanz ohne entsprechende Preamps o.ä. sehr, fast zu hoch. Gut, die Problematik einer authentischen Abnahme wurde hier vielfach diskutiert und da bewegen wir uns sicher schnell auf glatten Flächen…Aber trocken betrachtet sollte das Schwingungsverhalten der Stegflügel tatsächlich beeinträchtigt sein. Oder ist das jetzt zu wissenschaftlich-theoretisch? Wie gesagt: Ich rede von HÖRBAREN Ergebnissen, nicht von Werten, die nur mittels Oszillograph o.ä. ermittelt werden können :-))
Herzliche Grüße an alle
Frank
bassknecht Profilseite von bassknecht, 29.09.2004, 23:09:29
Hallo Frank,
für mich ist es eine langjährige Erfahrung, daß ein Piezo der in die Stegflügel eingeklemmt wird, den Klang eines Instrumentes deutlich hörbar verändert. Er tut dies, wie Du richtig vermutest, auf zweierlei Art, nämlich indem er die Masse des Steges vergrössert und indem er die Stegschwingung durch Einklemmen beeinträchtigt. Die hohen Streicher scheuen dieses Pickup - Bauprinzip darum wie der Teufel das Weihwasser (meistens), bei den kleinen Instrumenten wirkt sich der "Höhenklau" proportional nämlich viel deutlicher aus als bei uns.

Ich habe lange Jahre einen Bass gespielt (mein "Muckenbass"), auf dem ich permanent meinen Underwood Pickup montiert hatte. Dies, obwohl ich damals überhaupt nicht verstärkt gespielt habe. Der akustische Klang des Instrumentes war ohne Pickup zu grell, mit Dämpfer aber zu matt, der montierte Pickup glich die Schwäche ziemlich optimal aus. Das ganze haben sämtliche Mitmusiker (allesamt Nichtbassisten) bestätigt, bzw. sprachen sie mich von sich aus auf den veränderten Klang an, als ich den Pickup mal probeweise entfernt hatte. Klar hätte ich statt des Pickups auch irgend ein anderes (preiswerteres) Teil in den Steg klemmen können aber man ist ja manchmal bequem und der Sound war ziemlich OK. Diese klangliche Konfiguration ist mir bis heute allerdings noch nicht wieder begegnet und im Prinzip mag ich die Einklemmpickups nicht sehr.

Meine Erfahrung deckt sich mit dem was Jonas in seinem Beitrag vermutet, nämlich daß man mit einer entsprechenden Stegbeschaffenheit einem Instrument mehr Höhenanteile entlocken kann bzw. diese "herrunterregelt".

Wenn ich den Underwood dann doch mal an einen E - Bassverstärker anschloß, dann hatte ich aber sehr wohl wieder das Problem daß ich einen überproportional grossen Höhenanteil über den Verstärker hörte. Der Grund ist wohl einfach der, das die hohen Frequenzanteile nicht wie mit einem Notch Filter eliminiert werden, sondern nur im akustisch wahrnehmbaren Bereich gedämpft werden. Die hohen Frequenzanteile sind aber vom Piezo durchaus noch abnehmbar und werden aufgrund der zu niedrigen Eingangsimpedanz eines E - Bassverstärkers dann hervorgehoben.

Grüsse Roland
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