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Luftfeuchtigkeit, relative Feuchte


Viele haben sicherlich schon einmal Luftbefeuchter in Museen und Galerien bemerkt, mit denen die relative Feuchte konstant und hoch gehalten werden soll. Sie sollen die teueren und empfindlichen Exponate vor einem schnellen Altern und Reißen schützen. Aber was hat das mit unserem Kontrabass zu tun? Natürlich ist auch der Kontrabass ein wunderbares Exponat man übersieht leicht, dass er in der Regel nur von außen lackiert ist fast ausschließlich aus Holz besteht. Holz hat nun aber die Eigenschaft in relativ großen Menge Wasser aus der Luft aufnehmen und speichern zu können. Schließlich hat es einmal gelebt und das Wasser in die Blätter transportiert.
Grob geschätzt können 10 kg Holz bei einer relativen Feuchte von 60% etwas mehr als 1 Liter Wasser speichern, ohne sich feucht anzufühlen. Umgerechnet auf einen 3/4 Kontrabass (ca. 9kg) entspricht das etwa einer Flasche Wasser. Steigt der Wasseranteil im Holz, quillt es längs der Faserrichtung leicht auf, sinkt er schrumpft es. So kann es unter extremen Bedingungen zu ziemlichen Spannungen innerhalb des Basses kommen, die meist mit mehr oder minder großen Rissen belohnt werden.
Zunächst habe ich mir darüber wenig Gedanken gemacht, bis eines Wintertages mein Bass leicht schnarrte. Also packte ich ihn ein, ging zu meinem Geigenbauer und erklärte ihm das Problem. In seiner Werkstatt versuchten wir dann das Schnarren ohne Erfolg zu lokalisieren. Scherzhaft meinte er, dass der Bass wahrscheinlich Angst vor ihm und seinen Werkzeugen hätte. Nach einigen Überlegungen stellten wir fest, dass in meiner Wohnung durch die Heizungsluft die relative Feuchte bei knapp 38% lag, in seiner Werkstatt hingegen bei gut 50%. In der kurzen Zeit in der Werkstatt hat der Bass Wasser aus der Luft aufgenommen, ist leicht gequollen und das Schnarren verschwand. Zuhause hat er die Feuchtigkeit wieder abgegeben, ist leicht geschrumpft und schnarrte wieder.
Von gut durchgetrocknetem Holz spricht man in diesem Zusammenhang, wenn es möglichst an allen Stellen die gleich Feuchtigkeit hat.

Welche Luftfeuchtigkeit bzw. relative Feuchte ist am Besten?
Sicherlich ist nicht eine festgelegte Prozentangabe der Luftfeuchtigkeit die Beste, sondern eher ein gewisser Bereich besonders unproblematisch. Geht man davon aus, dass die meisten Geigenbauer auf eine relative Luftfeuchtigkeit im Bereich der 50%
achten, sollte man diese möglichst Zuhause auch einhalten. So erspart man seinem Instrument unnötige Spannungen und Strapazen. Fällt die Luftfeuchtigkeit unter einen Wert von 40% oder steigt sie deutlich über 55%, riskiert man Schäden am Instrument. Daher sollte man zumindest in dem Raum, in dem das Instrument steht ein Hygrometer verwenden und regelmäßig die Luftfeuchtigkeit messen.
Leider gibt es Hygrometer wie Sand am Meer und die wenigsten messen wirklich genau. Sehr aufschlussreich war der Gang in ein großes Warenhaus auf der Suche nach einer Wetterstation. Schön aufgereiht standen dort über 30 verschiedene Wetterstationen von den verschiedensten Anbietern. Leider zeigten sie auch knapp 30 verschiedene Werte für die relative Feuchte. Erst in einem Fachgeschäft fand ich ein Erklärung und Lösung. Die meisten
Hausgeräte haben eine werkseigene Toleranz von 5-10%, die für den Alltag ausreichend ist. In unserem speziellen Fall kann das einen Unterschied von 35% (sehr schlecht) bis 40% (gerade noch problemlos) in der Messung der relative Feuchte bedeuten. Entsprechend genaue Digital Hygrometer sind leider teuer und sehr empfindlich (ca. 50-70 Euro). Trotzdem sind selbst 70 Euro ein relativ geringer Preis gemessen an einer größeren Reparatur.

Was tun, wenn die Luftfeuchtigkeit zu gering oder zu hoch ist?

Leicht zu beheben ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Viel und regelmäßiges Lüften entsorgt die Feuchtigkeit und regelt das Klima ohne Beihilfe. Genügt das nicht, rate ich schon aus gesundheitlichen Gründen die Wohnung zu wechseln. Zu hohe relative Feuchte kann z.B. Gelenkerkrankungen, Asthma und andere Krankheiten verursachen.
In der Regel ist die Luftfeuchtigkeit gerade in den Wintermonaten durch die Heizung zu gering. Luftbefeuchter die vor die Heizkörper angebracht werden reichen meist nicht und die Wohnung trocknet zunehmend aus. Die einfachste, aber unansehnliche Lösung sind feuchte Handtücher über der Heizung. Hält man sie konstant feucht, pendelt sich die relative Feuchte zwischen 45% und 50% ein. Das ist ein sehr guter Wert, sowohl für Gesundheit als auch den Kontrabass. Selbst nach starkem Lüften steigt die Feuchte wieder zügig an.
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Automatisieren kann man diesen Effekt auch mit einem Luftbefeuchter oder Luftwäscher. Die sind in der Regel sehr teuer und nicht unumstritten. Wird das Wasser verdampft ist es keimfrei, wird es nur umgewälzt müssen chemische Stoffe zur Desinfektion beigemischt werden. Der Stromverbrauch liegt je nach Größe des Raumes zwischen 60 Watt und 150 Watt. In einem Test musste bei mir solch ein Gerät ca. 12-16 h pro Tag laufen, damit die gewünschte Feuchte konstant blieb. Jeder mag für sich entscheiden, was geeignet ist.

Noch ein kurzes Wort zu Klimaanlagen
Man sollte beachten, dass die relative Luftfeuchtigkeit u.a. von der Temperatur abhängig ist. Verlässt man im Sommer seine gut gelüftete Wohnung (ca. 55-60% rel. Feuchte) und besteigt sein Auto mit Klimaanlage, sinkt nicht nur die Temperatur schlagartig. Die relative Feuchte sinkt mit der Temperatur schnell auf einen Wert unter 40%, da die Klimaanlage gezielt Feuchtigkeit entzieht. Würde sie das nicht tun, würden die Scheiben des Autos wegen der stark steigenden Luftfeuchtigkeit sofort beschlagen. Gerade die Kombination aus sinkender Temperatur und Feuchtigkeit kann einen Kontrabass innerhalb kürzester Zeit in ein sehr anspruchsvolles und teures Puzzle verwandeln. Besser sollte man das Auto gut durchlüften und mit offenen
Fenstern fahren, macht auch mehr Spaß, oder?

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Zuletzt aktualisiert von Meyer-Eppler am 25.03.2002, 18:58:58.